Split Fiction im Test (Playstation 5)

Split Fiction im Test (Playstation 5)

Nach A Way Out und dem sensationellen It Takes Two bringt das Team von Hazelight nun ihr drittes Koop-Abenteuer heraus. Mit Split Fiction soll ein neues narratives Level erreicht werden und der Name zum Programm werden. Was genau sich dahinter verbirgt, lest ihr in unserem Playstation 5 Offtopic-Testbericht.

Unfall im Labor

Die Story von Split Fiction beginnt folgendermaßen. Ein Technologieunternehmen lädt verschiedene fähige Autoren ein, deren Geschichten in einem Simulationssystem in eine reale Erfahrung übertragen werden sollen. Hierfür gibt es einen besonderen Hochleistungscomputer, der für die Aufnahme der narrativen Erlebnisse sorgt. Doch statt geordnet einen Autor nach dem anderen zu berücksichtigen, geht etwas kräftig schief, sodass zwei der Anwesenden Schriftsteller plötzlich in die Maschine gezogen werden und sich inmitten ihrer eigenen Geschichten wiederfinden. Der Clou dabei ist es, dass ein sequenzielles und wechselhaftes Erleben der geschriebenen Erzählungen geschieht. Ihr schlüpft dabei im konsequenten Koop-Abenteuer in die Rollen von Zoe und Mio. Damit ist die Grundlage geschaffen, dass ihr geteilte, fiktive Geschichten erlebt: Split Fiction kann losgehen.

von Sandhaien bis Cyberschiffen

In einer eurer ersten Spielszenen taucht ihr in einer futuristischen Cyber-Welt auf und müsst euch vor technologisierten Bedrohungen schützen und euren Weg machen. Dabei kommt Mio ein besonderer Elektro-Schlag zu Gute und außerdem das Vermögen, die Gravitation ein Stück weit auszuhebeln und auch seitlich oder kopfüber an Wänden unterwegs zu sein. Zoe hingegen hat eine Tech-Peitsche zur Verfügung und kann Objekte greifen sowie werfen. Gemeinsam müsst ihr euch nun euren Weg bahnen, indem ihr euch gegenseitig weiterhelft – andernfalls gibt es kein Vorankommen.

Nach anfänglichem Reinkommen nimmt nicht nur das Spiel an Fahrt auf, sondern die Gameplay-Elemente gehen in Fleisch und Blut über. Dass davon auch die Kollegen von Hazelight ausgehen, zeigt sich daran, dass sie sich gar nicht erst die Mühe machen, nach kurzer Einführung die Tastenbelegungen für die Aktionen weiter zu zeigen. Ehe ihr euch verseht, steht ihr dem ersten Boss gegenüber, dem ihr in gepflegter Teamarbeit eines überziehen müsst. Das macht wirklich großen Spaß, gleichzeitig merkt ihr schon frühzeitig im Spiel, wie elementar eine gute Kommunikation und gegenseitige Unterstützung ist.

Split Fiction spielt ihr im Übrigen konsequent im Split Screen, ein weiteres Wortspiel, das Wirkung zeigt. Denn obwohl ihr den Titel auch gemütlich im Lokalen Koop auf einer Couch spielen könnt, was sicherlich viele tun werden, ist das ortsunabhängige Koop-Gameplay ein mindestens genauso gewünschter Fall. Online könnte man sagen, dass jeder seinen Full-Screen hat. Dies ist aber gar nicht unbedingt praktisch, da ihr durch die individuelle Kameraperspektive von Mio und Zoe auch die jeweilligen Anforderungen an deren aktuelle Herausforderung bzw. den Blick auf die Umgebung bekommt. Wenn es nun also um Timing geht oder einer im Team nicht weiterkommt, ist der Blick auf die andere Bildschirmhälfte schnell gemacht und die Lösung meist zügig gefunden.

Nebenstränge und Geheimnisse

Es wird vermutlich nicht sonderlich lange dauern, ehe ihr weitere Geschichten erlebt. Gerade Zoe ist deutlich verspielter unterwegs. Ihr kriegt also zunächst einen Nebenstrang präsentiert, den ihr über ein sogenannten „Glitch“ , ein Portal-Riss innerhalb der Spielwelt, betretet. Hier gibt es die erwähnten Sandhaie zu erleben, die euch erst ziemlich grummelig nach dem Leben trachten, später aber auch als Reittier in einer turbulenten Bergab-Slalomfahrt dienen. Schalter zu aktivieren, Kletter- und Sprungpassen natürlich ebenfalls inklusive.

In einer anderen Sequenz seid ihr inmitten einer Welt von kuriosen Riesen abgesetzt und müsst schauen, dass ihr ihren Pranken entkommt, ehe sie euch einfangen. Hier zeigte sich uns zum ersten Mal, dass Hazelight gern mit Easter Eggs verschiedener Franchises spielt. Wer das ebenfalls frisch getestete Assassin’s Creed Shadows oder einen anderen Serienableger gespielt hat, der kennt den Todessprung, auch „Leap of Faith“ genannt, nur zu gut. Dieser wird kurzerhand nachgestellt. Woanders gibt es Erinnerungsstücke an It Takes Two, wenig später dürft ihr euch in einer anderen Situation Herausforderungen stellen, die stark an die Riesen aus God of War erinnern.

Besonders amüsiert hat uns die Nebengeschichte von Zoe, die sie wohl tief aus der Tagebuch-Kiste ihrer Kindheit gekramt haben muss. Ihr seid plötzlich pummelige Schweinchen. Während Zoe sich wie eine Ziehharmonika auseinanderfalten kann, um ihr Schweinchen an höher gelegene Apfel-Leckerbissen kommen zu lassen, kann sich Mio mit Pupsantrieb durch die Lüfte befördern lassen. Das ist einfach völlig abgedriftet und lächerlich und wahrscheinlich genau deshalb urkomisch. Als wir diese Sequenz spielten, war es wohl ein Abend voll herzlichem Gelächter, bei dem kein Auge trocken blieb. Die Schweine werden im Übrigen noch zu Würstchen und müssen sich selbst knusprig Grillen und mit Ketchup und Senf bestücken, ehe sie ein Hotdog werden können. Tja, so komödiantisch-skurril können Kindergeschichten aussehen.

Geschichten dieser Art gibt es noch einige mehr. Später dürft ihr auch erleben, was es heißt ein Affe oder mit der Natur verschmolzen zu sein. Auch eine Fee oder ein Baum könnt ihr werden. Die einzige Grenze ist wohl eben die Kreativität! Wer außerdem auf Kleinigkeiten achtet, kann sich auch ein paar Playstation Trophäen einheimsen. Etwa findet ihr in einem Level eine große Schaukel, bei der ihr Zoe von Mio als Affen anschubsen lassen müsst. Woanders wartet ein sprechender Roboter auf euch, der von euch beiden einen Klaps bekommen muss, ehe er eine Trophäe triggert.

Teilweise inmitten der Geschichten wechselt ihr wieder in die Hauptstory, die des Cyber-Universums von Zoe. Weiter geht es auf RGB-getunten Hochleistungsmotorädern, die in ihrer Inszenierung unweigerlich an den Disney Film Tron erinnern. Schön ist es auch zu sehen, wie Hazelight ständig mit Dimensionen und der Physik spielt. Mal steht ihr über Kopf, dann dreht sich die Kamera und ihr müsst etwas ganz anderes tun, das Tempo wird variiert und plötzlich sind oldschool Passagen vorhanden, indem ihr in einem 2D-Pixel-Shooter ein Raumschiff vom Himmel holen müsst, während ihr selbst zwei kleine Gleiter steuert, die neben dem Dauerfeuer auch Powerups aufsammeln können, um einen starken Laserstrahl oder eine Schussbatterie abzufeuern – sowas ist sehr belohnend und abwechslungsreich zugleich!

Technik, Performance und Akustik

Bei den Ladezeiten konnten wir nahezu keine Wartezeiten wahrnehmen. Die Sequenzen starten zügig und sind in der Rege durch kleine, aber schicke Zwischensequenzen eingeleitet. Die Dialoge sind dynamisch und die Vertonung der beiden Protagonistinnen ist stimmungsvoll-gelungen umgesetzt. Ihr kriegt außerdem auf Wunsch Untertitel geliefert. Das Performanzverhalten in den teils hoch beweglichen Spielmomenten trotz Split-Screen Darstellung variierender Inhalte, Perspektiven und Aktionen flüssig. Wir haben keine nennenswerten Fälle von Framerate-Drops oder anderen technischen Unzulänglichkeiten erlebt. Grafische Glitches wie Overlays der Charaktere, wenn sie gleichzeitig auf denselben Holzblock springen wollen, sind schon Ausnahmen, die den Spielfluss aufgrund der Aktionsgeschwindigkeit im Grunde nicht stören.

Akustisch ist Split Fiction sensationell begleitet worden und hat uns im Test mehr als einmal aus den Latschen gehoben. Ihr bekommt einen Stimmungs-Soundtrack nach dem anderen geliefert. Dabei ist gerade in den Cyber-Sequenzen meist nicht ganz klar, ob ihr nicht doch durch ein Wurmloch zu Tron, Blade Runner oder in ein Cyberpunk Universum geraten seid. Die Beats sind treibend, die elektronischen Elemente packend und die gesamte Soundkulisse fügt sich nahtlos in das Spielgeschehen ein. Wenn ihr in Nebensträngen mit Mio und Zoe auf Erkundung geht, dann wird es aber auch fröhlich, seicht, abenteuerlich oder chaotisch in der musikalischen Begleitung. Von 0815-Abmischung kann somit in keiner Weise die Rede sein.

Zugänglichkeit und Barrierefreiheit

Wie schon bei It Takes Two ist es auch bei Split Fiction durch die Hazelight Studios so vorgesehen, dass nur ein Spieler das Spiel kaufen und somit besitzen muss. Der jeweils andere darf ins Spielvergnügen ohne Zusatzkosten einsteigen und sich per kostenlos downloadbarem Freundespass mit ins Getümmel stürzen. Das funktioniert technisch sauber und mühelos. Bei der Playstation 5 ist dann der reguläre Download von knapp 73 GB angestoßen.

Bei den Einstellungen findet ihr nicht nur die Optionen, ins Tutorial und die Tastenbelegung einzusteigen, sondern auch die Barrierefreiheit zu erhöhen. Auf Wunsch ist das Kamerawackeln ausstellbar, analog Unschärfen und Farbverzerrungseffekte. Um Motion Sickness zu vermeiden, kann ein Fokuspunkt eingeblendet werden, der die Übersicht und Koordination anfälliger Spieler erhöht. Weiterhin lassen sich die Kamera-Sensitivität, die Zielhilfe und Kamerahilfen einstellen

Bei den Audio-Einstellungen könnt ihr neben Lautstärkenkonfigurationen für Soundeffekte, Musik und Dialoge auch die Ausgabequelle definieren, z.B. am Fernseher oder über Kopfhörer. Auch schön ist das Vorhandensein des Nacht-Modus‘, der generell eine Abendtaugliche Abmischung des Spielaudios realisiert, wenn ihr bei verringerter Lautstärke in euer Abenteuer mit Split Fiction geht.

Neben erwähnten Untertiteln gibt es auch Untertitelhintergründe für eine verbesserte Sichtbarkeit und auch Soundeffekte können untertitelt werden.

Tastenlogiken können angepasst und vereinfacht werden und auch Stick-Rotationen in Halte-Manöver vereinfacht. Das Remapping von Tasten, die Achsen-Richtung und und auch die Stick-Funktionen selbst können angepasst werden. Vibrations- und Trigger-Vibrationen können ausgeschaltet werden.

Die Schwierigkeitsgrad-Einstellungen sind in Split Fiction außerdem sehr intelligent gelöst. Statt regulärer Schwierigkeits-Niveaus habt ihr die Option zu entscheiden, ob ihr einen Bereich skippen möchtet und zum nächsten Checkpoint voranschreiten wollt, um das Spiel meistern zu können, selbst wenn ihr an einer Stelle stecken bleibt. Außerdem lässt sich das Spielgeschehen jederzeit pausieren und der Gegnerschaden reduzieren.

FAZIT

Split Fiction zementiert Hazelight Studios‘ verdienten Platz unter den Koop-Experten! Ihr dürft euch auf eine fantastisch geschriebene Hauptgeschichte mit etlichen Twists, einer reichen Gameplay-Vielfalt und kluger Koop-Mechanismen freuen. Dabei spielen die Entwickler nicht nur mit physikalischen Prinzipien, sondern betten euch durch diverse Nebenstränge in so viele ereignisreiche Geschichten ein, dass ihr mit einem geeigneten Koop-Partner in einen regelrechten, narrativ begleiteten Spielrausch geraten könnt. Die akustische Begleitung ist hochkarätig und die technische Umsetzung nahezu durchweg performant und überzeugend. Neben der großen Spielvielfalt und vielen Details im Leveldesign, lassen sich verschiedene Easter Eggs finden, die der zeitgenössischen Spielkultur huldigen. Wer sich also fragt, wie man binnen 5 min von einem Cyber-Kämpfer zu einem hüpfenden Schweinchen werden kann, der sollte sich auf das originell inszenierte Abenteuer Hazelight Studios einlassen und Split Fiction mit einem lokalen oder online-Spielpartner seiner Wahl genießen, der kostenlose Freundespass und die vielfältigen Barrierefreiheitseinstellungen machen es denkbar einfach!

PRO:
hoch kreative Spielgeschichten
Mut zur Exploration
ausgeklügelte Koop-Mechanismen
Split-Screen im lokalen oder online-Koop schafft
Verantwortlichkeit
immersive Soundbegleitung

CONTRA:
Roter Faden verzweigt teilweise
Kameraperspektive nicht immer on Point

Grafik: 8.5
Sound: 9
Story: 9
Kreativität: 10
Immersion: 9.5
Koop-Gefühl: 9
Spielspaß: 9.5
Umfang: 8.5

GESAMT: 9.1/10


Vielen Dank an die Firma Electronic Arts für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „ Maik“

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Letzte Aktualisierung: 24.03.2025, 21:31 Uhr