Kena: Bridge of Spirits (PS4/PS5)

Kena: Bridge of Spirits (PS4/PS5)

Kena: Bridge of Spirits ist das erste und zugleich ambitionierte Videospiel des Entwicklers Ember Lab, der zuvor im Umfeld von Animationsfilmen Erfahrungen sammelte. Ob das Debut für die Playstation 4 und 5 mit mehr als hübschen Zeichnungen überzeugen kann, verraten wir euch in dieser Offtopic-Review.

Abenteuer einer jungen Geisterführerin

Kena: Bridge of Spirits erzählt die Geschichte der jungen Kena. Sie entstammt einer traditionsreichen Familie von Geisterführern, deren Aufgabe es ist, verlorenen und verwirrten Seelen den Übergang ins Jenseits zu erleichtern und sie dabei zu begleiten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist meist ein Konflikt der Charaktere im Diesseits zu lösen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Kenas Heimat, das beschauliche Bergdorf, von einer mysteriösen Katastrophe in Mitleidenschaft gezogen wurde. Überall in der Welt wuchern giftige Gewächse, bösartige Kreaturen treiben ihr Unwesen und die Orte sind verwaist. So macht sie sich auf den Weg, dem ganzen auf den Grund zu gehen und gleichzeitig einigen Seelen ihren Frieden zu schenken.

Rott – Kenas wuschelige Begleiter

Ihr macht euch auf den Weg, ausgerüstet mit einem magischen Kampfstab, der einen Kristall in sich birgt und schon wenig später diverse Waldkreaturen das Fürchten lehren wird. Ihr interagiert mit der Natur, beseitigt die modernden Giftgewächse und findet kurzerhand eure ersten Rotts. Diese sind kleine, magische Fellknäule, die euch nicht nur im Kampf unterstützen, sobald sie sich durch euren Eifer ermutigt fühlen, sondern auch bei der Bewältigung von Rätseln zur Seite stehen. Sie öffnen Truhen, verputzen Früchte, wo sie sie finden und sorgen für Ordnung. Je mehr gute Taten ihr in der Welt, etwa durch das Aufstellen von Statuen und für eure putzigen Begleiter verrichtet, desto mehr Karma sammelt ihr. Karma ist wiederum die Ingame-Währung die euch Upgrades ermöglicht. Aktiviert ihr das Spielmenü, könnt ihr nämlich eure Ausrüstung und Kampffähigkeiten weiterentwickeln. Hier steht euch ein überschaubar differenzierter Skilltree zur Verfügung. Je nach Story-Fortschritt verfügt ihr neben dem Kristallstab über eine Bogen-Fähigkeit und eine Bombe. Habt ihr das nötige Level erreicht und genug Karma in der Tasche, aktiviert ihr die erweiterten Fähigkeiten. Je mehr Rott zu euch stoßen, teils storybedingt, teils durch aufmerksames Entdecken, desto stärker werdet ihr. Natürlich dürft ihr eure Begleiter auch personalisieren und in kleineren Läden Hüte für sie kaufen. Wer also am Ende alle 100 Rotts zusammen hat, ist quasi der Besitzer eines wandelnden Kopfmoden-Geschäftes.

Weniger Gadgets heißt mehr Gegner

Wo ihr bei Gadgets und Upgrades mit einer überschaubaren Anzahl nicht ins Stolpern kommt, sorgt das Spiel durch die Gegneranzahl und -vielfalt durch den ein oder anderen Überraschungsmoment. Ihr könnt nicht nur jederzeit wählen, ob ihr das Spiel im Storymodus oder einem herausfordernderen Schwierigkeitsgrad erleben wollt. Die Gegner und Bosse sind je nachdem eher Kristallstab-Futter oder erbarmungslos wie in eurem letzten Soulslike-Abenteuer. Ihr habt zudem die Möglichkeit, eure überschaubare Gesundheitsleiste durch das gezielte Variieren von Nah- und Fernkampfangriffen durch Stab, Bogen und Bombe zu schützen. Tut ihr das, neben regelmäßigem Parieren, nicht, so ist der ein oder andere Tod auch in einem wunderschönen Spiel wie Kena: Bridge of Spirits gewiss.

Gameplay-Systeme

Die audio-visuelle Genialität

Was an diversen Stellen bereits angeklungen ist, soll hier ein einen eigenen Absatz gewidmet bekommen: Kena:Bridge of Spirits sieht einfach zum verlieben schön aus. Egal ob das Intro, die Waldpassagen oder brachiale Kämpfe mit kreativen Kreaturen: der Spielgenuss ist überall zu finden. Die Jungs und Mädels von Ember Lab haben sich hier voll und ganz ihrer Profession gewidmet und ein grafisches Meisterwerk abgeliefert, das trotz seines vermeintlich weichen Animationsstils mitnichten weichgespült erlebt werden kann. Obwohl die Story mit weniger Tiefe aufwartet als es das Design der Charaktere vermuten lässt, haben wir im Test zu keiner Zeit den Spaß verloren. Ihr überbringt Geisterpost an verlassene Häuser, bahnt euch den Weg zu verschütteten Orten und stellt die Ordnung im Bergdorf wieder her. Dabei werden folklore Melodien, die nicht selten einen asiatischen Touch haben, in großer Vielfalt abgespielt. Wo es zur Sache geht, erwartet euch brachiales Orchester-Getöse, wo es sinnlich zugeht, werden zarte Klänge angestimmt. Insgesamt schafft es Kena: Bridge of Spirits mühelos, sich mit seinem Stil in euer Gedächtnis zu graben und euer Spielerherz zu berühren. Wenn hier keine Karma-Punkte an den Entwickler vergeben werden dürfen, wo dann?

Technische Belastbarkeit

Was uns während unseres Spieldurchlaufs ebenfalls aufgefallen ist, ist die Begabung von Ember Labs, jede Cutscene wie eine Sequenz aus einem Pixar Film aussehen zu lassen und jede Figur, von denen wir in der Welt nicht allzu viele Antreffen, mit einer großen Portion Liebe in die Unreal Engine 4 zu verpflanzen. Tatsächlich fällt bei genauem Hinsehen aber auch auf, dass Kena nicht immer über flüssige und vor allem schnelle Bewegungsanimationen verfügt, dass in der „freien“ Welt nicht selten unsichtbare Wände auf euch zur Begrenzung warten oder Kanten nicht unbedingt eure Freunde sein müssen. Wer zu wild umherspringt, kann schon mal zwischen zwei Steinen feststecken oder verfrüht in einer Kletterpassage á la Uncharted das Zeitliche segnen. Insgesamt war die Anzahl an Fehlern und Bugs aber mehr als überschaubar, was umso mehr für die Würdigung dieses Erstlingswerkes des Indie-Studios spricht.

FAZIT

Kena: Bridge of Spirits macht so viel mehr richtig als falsch. Ember Labs Debütprojekt überzeugt, bis auf kleinere Abstriche bei Story und Technik, auf ganzer Linie. Die Liebe zum Detail, die grandiose Inszenierung und die unverbrauchte Spielidee sind bis zum Abspann spürbar. Egal ob animationsliebende Spieler oder Soulslike-Veteranen, Kena ist vielseitig genug, diverse Spielertypen abzuholen und euch mit vielen süßen Rotts glücklich zurückzulassen.

Grafik: 10
Sound: 9
Gameplay: 8
Technik 7.5
Umfang: 7

GESAMT: 8

PRO
Fantastisches Animationsdesign
Vielfältige Level- und Gegnergestaltung
Abwechslungsreiches Gameplay
Süße Rott als Unterstützung

CON
Bewegungssteuerung nicht sonderlich flüssig
Recht seichte Story

Danke an Ember Lab für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „ Maik“

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Letzte Aktualisierung: 11.01.2022, 23:02 Uhr