E3-Reisetagebuch: Mittwoch, 18.05.2005

E3-Reisetagebuch: Mittwoch, 18.05.2005

Nun war er angebrochen: der Tag, an dem wir zum ersten Mal Hand an die ganz neuen Spiele legen durften. Ganz besonders gespannt waren wir auf Links neuestes Abenteuer, das auf Nintendos Stand einen ganz besonderen Status erhalten sollte. Recht früh stellten wir uns in die Schlange, die der Öffnung der Messe entgegenfieberte. Die Wartezeit verkürzten wir mit ein wenig Lektüre: Wir warfen einen Blick in die grunderneuerte Nintendo Power, die in den USA den Status eines (hier leider nicht mehr erhältlichen) offiziellen Club-Nintendo-Magazins einnimmt. Ganz pünktlich um zehn Uhr öffneten die Verantwortlichen die Pforten zum dröhnendsten und grellsten Videospiel-Spektakel des Welt.

Überflutung der Sinne

Menschenmassen strömten in den Eingang der South Hall, die wir als unseren Startpunkt gewählt hatten. Wir erhofften uns eine flinke Abkürzung zur West Hall, wo ja bekanntlich Nintendo sein Lager aufgeschlagen hatte. Doch weit gefehlt: Die Hallen waren voneinander getrennt. So mussten wir tatsächlich ganz zum anderen Ende der Messe spurten und natürlich hatte sich Nintendos Stand bis dahin schon ordentlich gefüllt. Flugs formierte sich eine Schlange vor einer Pforte in eine andere Welt: The Legend of Zelda: Twilight Princess durfte nur in einem separierten Stand-Abschnitt gespielt werden. Ehe wir uns versahen, wuchs die Menschenkette zu einem richtigen Wall um den Stand an. Jetzt hieß es, sich zu entscheiden. Und wir stellten uns an. Zelda war ja schließlich eines unserer Primärziele auf der Messe, das wir auf jeden Fall abgrasen wollten. So wechselten Simon und ich mich mit dem Anstehen ab, während der andere einen kleinen Rundgang zu den unzähligen Probespielmöglichkeiten unternahm. Der Wartende hatte dann die Gelegenheit, die üppig geschmückte Ausstellungsfläche zu bewundern. Riesige Fahnen mit Spielelogos von Super Mario Strikers oder Odama hingen von der Decke, wurden mit zig Leuchtern angestrahlt und wiesen auf entsprechende Spielestationen darunter. Leuchtschriftkästen mit einem immer wieder präsentierten Nintendo-Schriftzug zierten einen Rand des Standes und machten zusammen mit den überall rotierenden Nintendo-Logos auf das selbstbewusste Motto „I Play Nintendo“ aufmerksam. Auf der Wand zwischen dem Zelda Verlies und den für jedermann sofort zugänglichen Hauptteil war ein großer Plasmabildschirm angebracht, auf dem man mit tollen Spielausschnitte in Video-Clip-Ästhetik bombadiert wurde. Und immer noch standen wir in der Schlange. Wir spähten zum Mario Kart DS-Turnier herüber, bei dem jeder Teilnehmende einen Mario-Stylus und der Sieger sogar ein Yoshi-Spielzeug-Kart erhielt. Ganz nebenbei sei erwähnt, dass der LAN-Modus des Klempner-Seifenkistenrennens wirklich erstklassig funktionierte und wir das Spiel als definitiven DS-Killertitel einstufen. Gleich daneben wurde die Internet-Tauglichkeit des Doppelschirms unter Beweis gestellt. Botschaften konnten nach New York versendet werden und kamen – man mag´s kaum glauben – auch von dort in Los Angeles wieder an. Hübsch waren auch die Babes... ähm, sachlich bleiben... der GB micro-Stand anzusehen. In einem gläsernen Bogen waren die winzigen Geräte eingebettet und konnten schamlos von allen Seiten begafft werden.

Die zwielichtige Prinzessin gehört uns!

Endlich! Nach etwa einer Stunde und fünfzehn Minuten erhielten wir Eintritt ins düstere und herrlich designte Zelda-Dungeon. In aller Ruhe spielten wir die vier Demos durch, die allesamt Lust auf mehr machten. Wir kamen uns ein wenig wie in einer Geisterbahn vor: Eine linke Wolfs-Puppe knurrte die Besucher von einem Fiberglas-Felsen an und ein Stalfos fristete sein Dasein in einem Kerker, an dessen Gitter er mit seinem Schwert vorbeischliff. Hier hat sich Nintendo wirklich etwas einfallen lassen, um die tolle Atmosphäre des reifen und manchmal düsteren Titels auch in die Architektur des Standes einfließen zu lassen. Das Staunen hatte uns ganz schön hungrig gemacht. Da die Kiosks und Restaurants auf der Messe hoffnungslos überfüllt und teuer waren, zogen wir aus, um uns im Umfeld des Geländes ein wenig nach Essbarem umzuschauen. Und prompt landeten wir in einem „sozial schwächeren Umfeld“, Ghetto wäre sicherlich etwas übertrieben. Ganz wohl fühlten wir uns nicht, als wir dann aber einen Pizza Hut mit Überwachungskamera, scheinbar kugelsicheren Scheiben und einem Bank-ähnlichen Bestellschalter erblickten, war das ungute Gefühl vom Hunger übertüncht. Jetzt stand Pizza auf dem Programm, heiß und fettig bitte. Nach dem mächtigen Mahl ging´s dann flink wieder zurück zur Messe, das recht reichhaltige Software-Angebot von Nintendo sollte ja ausgiebigst angespielt werden. So verbrachten wir die letzten Stunden der Messe mit DS, GameBoy Advance und GameCube. Ein Tag auf dem Nintendo-Stand wurde noch mit einem krönenden Sushi-Essen mit der ganzen Gastfamilie gekrönt. Drei Leute bezahlen knapp zwanzig Dollars für ein verlockendes Angebot namens „all you can eat“. Ich sage euch, ich hätte in Europa mindestens fünfzig Euro für das hingeblättert, was ich da verschlungen habe. Was für ein Preis-Leistungs-Verhältnis! Vollgefuttert und müde ging’s früh ins Bett. Am nächsten Tag wollten wir uns den Third-Party-Spielen ja nicht übermüdet widmen...

  • E3 2005 - Bildergalerie
  • verfasst von „Mana Drache“

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    Letzte Aktualisierung: 03.06.2005, 14:37 Uhr