[Preview] Sonic: Lost World (Wii U / 3DS)

[Preview] Sonic: Lost World (Wii U / 3DS)

Die Nintendo-Titel versprühten bei der diesjährigen gamescom ein generelles „Playing it Safe“-Aroma: Viele neue Titel mit neuen Features, aber bei jedem war ein gewisses Déja-Vú-Erlebnis mit dabei. Die Steuerungs-Einweisungen der Messebetreuer fungierten somit zumeist als reine Konvention – wer die Vorgänger kennt, lädt aufgrund der bekannten Muster im Nu das gewohnte Steuer-Setup vor sein geistiges Auge und kann sofort loslegen. Daher kam es äußerst überraschend, dass ausgerechnet Sonic, der es nach längerer Zeit erst mit Sonic Generations erneut geschafft hat, auch die Massen zu überzeugen, schon wieder mit neuen Konzepten experimentiert.

Die obligatorische Casino-Stage dagegen stellt vielmehr eine Tradition denn ein Experiment dar – Spaß macht aber auch die Wii U-Inkarnation von Robotniks Spielhölle!

Der schnellste Igel der Welt rennt in diesem Wii U- und 3DS-exklusiven Abenteuer nämlich über Ebenen, die insbesondere in den ersten Levels sehr an die Mini-Planeten aus Super Mario Galaxy erinnern, welches das Spielgeschehen dynamisiert. Auch die Steuerung wurde in einigen Punkten abgeändert: So gibt es nun zum ersten Mal in der Serien-Geschichte einen Renn-Knopf, da die Entwickler wohl dachten, die Lauferei rund um den Erdball würde die Spieler eventuell dazu animieren, ab und zu mal langsamer gehen zu wollen – wie sinnvoll dieser Schritt jedoch tatsächlich ist, bleibt fraglich, da wir zumindest in der Messedemo permanent den Zeigefinger auf der Schultertaste hatten, um den Igel zu seiner gewohnten Geschwindigkeit anzuspornen und auch überhaupt keinen Grund hatten, abzubremsen. Man gewohnt sich mit der Zeit zwar daran, äußerst untypisch bleibt diese Veränderung aber dennoch.

Vorsprung durch Rückschritt?

Anscheinend wurde dafür aber der Spurwechsel-Button entfernt, was nicht nur äußerst schade ist, da genau dieses Feature seit Sonic Unleashed für ein stärkeres Geschwindigkeitsgefühl sorgt, sondern auch, weil selbiges in der finalen der fünf spielbaren Stages (ein serientypischer Casino-Palast in Las Vegas-Optik) gameplaymäßig schmerzlich vermisst wird: Wenn Sonic etwa immer wieder Laser-Barrieren ausweichen muss und deswegen umständlich Schlangenlinien laufen muss, wodurch wiederum das Tempo aus dem Spiel genommen wird, stellt sich wirklich die Frage, warum Sidesteps nicht mehr möglich sind...die anderen vier Abschnitte leiden wesentlich weniger unter dieser „Verschlimmbesserung“, nachvollziehbar ist jener Schritt aber dennoch nicht.

Lob dagegen für das gelungene Comeback der „High Speed Stages“: Wie schon im Bug-geplagten Serien-Reboot von 2006 rennt Sonic hier permanent geradeaus, kann nur springen sowie seitlich ausweichen und sollte sich davor hüten, gegen massive Wände zu knallen – allerdings ist das Ganze in Lost World um Längen besser spielbar als damals! Aber woher kenne ich nur das „abgespacter Bienenstock“-Setting...?

Zudem wurde – aus welchem Grund auch immer – die bewährte „Homing Attack“ unnötig vereinfacht: Wer eine Gruppe von Gegnern im Visier hat, bringt Sonic per einmaligem Tastendruck dazu, sie automatisch nacheinander zu eliminieren, ohne dass ein weiterer Button-Kontakt notwendig wäre – dadurch fühlt man sich doch ein wenig der Kontrolle beraubt, denn während in Sonic Adventure durch die Abwesenheit eines solchen „Autopiloten“ im Bruchteil einer Sekunde noch eine „Abzweigung“ im Gegnerpfad genommen werden konnte, so wird einem hier die Entscheidung gleich vorweggenommen. Allerdings wollen wir dem Titel diese Änderungen jetzt (noch) nicht zu sehr anlasten: Das Spielkonzept wagt es, Neuerungen einzuführen, die anhand einer Messedemo fairerweise noch nicht ausreichend beurteilt werden können. Unter Umständen geht das neue Steuerkonzept erst nach einer gewissen Umgewöhnungsphase auf.

Legal Aliens

Die Farb-Aliens („Wisps“) aus Sonic Colours kehren übrigens zurück: Diese lebendigen Power-Ups statten Sonic kurze Zeit mit Superkräften wie etwa einer Bohrfähigkeit oder einem Raketenantrieb aus. In der Heimkonsolen-Demo machten sich die bunten Gesellen jedoch noch rar – nur in der allerersten gezeigten Stage (ein Hybrid aus der „Green Hill Zone“ aus dem Serien-Erstling und der Windgarten-Galaxie aus Super Mario Galaxy) tauchte die graue Laser-Unterart auf, welche Sonic schnell wie das Licht von dannen sausen lässt, nachdem per Stylus eine Route am Game Pad-Touchscreen eingezeichnet wurde: Etwas überkompliziert und unnötig, dass das Spielgeschehen derartig unterbrochen wird; schließlich konnte ein und derselbe Move im Wii-Vorgänger noch wunderbar mittels Buttons und Stick ausgelöst werden...aber mal sehen, wie sich die anderen Alien-Tierchen, die schon Colours in puncto Variantenreichtum aufwerteten, in der Endversion machen werden. Es bleibt zu hoffen, dass SEGA hier keinen „Game-Pad-Features-mit-Gewalt-einbauen“-Kurs fährt...

Oh nein, mein Süßigkeiten-Vorrat wurde von fiesen motorisierten Käfern befallen! Na wartet, ihr gierigen Krabbler...

Während sich die bisherigen Handheld-Episoden des blauen Igels eher an den Sidescrolling-Serienursprüngen bzw. an Sonic Rush orientierten, so waren wir doch positiv überrascht, dass die 3DS-Variante von Sonic: Lost World diesmal auch wirklich als vollständiger 3D-Titel daherkommt! Tatsächlich steht sie der Wii U-Version spielerisch gesehen um nichts nach, wodurch die Handheld-Episode durchaus eine attraktive Option für all diejenigen ist, die sich nicht extra wegen Sonic eine Wii U zulegen wollen. Allerdings unterscheidet sich das Level-Design merklich, wodurch es für Fans auch durchaus eine Überlegung wert sein dürfte, sich beide Versionen zuzulegen.

Game Gear-Nachfolger 3DS?

Auch optisch kann Sonic am kleinen Bildschirm überzeugen. Im Vergleich zur HD-Variante (die durchaus nett aussieht, auch wenn sich technisch gesehen seit Sonic Generations für PS3 und Xbox 360 kaum etwas getan hat) sind die Farben dort durch die schwächere Hardware natürlich etwas matter, das Geschehen nicht ganz so flüssig (was aber nur im direkten Vergleich auffällt) und die Modelle ein wenig ärmer an Polygonen, allerdings kann sich die (übrigens zeitgleich mit ihrer Wii U-Kollegin am 18. Oktober erscheinende) 3DS-Variante in grafischer Hinsicht ohne Probleme mit den Wii-Vorgängern messen.

Das war ja höchste Zeit: Sonics zweiter 3DS-Auftritt wird dem Handheld-Namen schließlich auch spielerisch gerecht und führt den rasanden Igel endlich auch unterwegs in dreidimensionale Abenteuer. Wer kennt übrigens noch die fiese Robo-Raupe „Caterkiller“ aus Mega Drive-Zeiten, die links ins Bild lugt?


Benjamins Fazit: Hut ab! Nachdem man mit Sonic Colours und Sonic Generations gerade erst die Siegerformel wieder entdeckt hat, wagt SEGA wieder neue Experimente. Der Titel war auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung im Vergleich zum sonstigen Wii U-Lineup, welches einem nur allzu bekannt vorkam. Auch auf dem 3DS weiß der blaue Igel zu überzeugen und geizt nicht mit den grafischen Präsentationsmöglichkeiten. Ob das Konzept ein Spaßgarant wird, lässt sich wohl erst in längeren Spielsessions feststellen, da man bei der gamescom noch nicht viel zu sehen bekam. Als Jump’n‘Run-Fan sollte man aber auf jeden Fall ein Auge darauf werfen!


Lukas´ Fazit:Ehrlich gesagt bin ich noch ein wenig zwiegespalten: Grundsätzlich hat mir die Raserei durch die fünf Demo-Levels großen Spaß gemacht, die originelleren (riesige Fruchtgummi-Schnüre als rasante Grind-Strecke) und gekonnt abgekupferten (lineare Kurse mit kugeligen Mini-Planeten passen eigentlich ohnehin konzeptuell besser zu Sonic als zu Mario) gleichermaßen. Auf der anderen Seite: Was zur Hölle soll der „Kunstgriff“ mit dem Renn-Button in einem Spiel, das (etwa im Gegensatz zu Mario) überhaupt nicht auf langsameres Vorgehen ausgelegt ist? Warum wurde der praktische Sidestep-Move der Vorgänger entfernt, wenn er in manchen Passagen eigentlich nach wie vor bitter nötig wäre? Und wäre es nicht langsam endlich mal wieder an der Zeit, ein optisch wirklich beeindruckendes Sonic herauszubringen, das den Gedanken „Wow, das ist jetzt echt das Igelspiel der Zukunft!“ herausfordert? Mit meinem seit Sonic Adventure 2 grassierenden Wunsch nach der Wiederkehr einer vernünftigen Story fange ich wohl besser gar nicht erst an...aber mal sehen, was für einen Eindruck die Endversion letzten Endes machen wird. Potential ist auf jeden Fall da – ich hoffe nur sehr, dass Lost World nicht aufgrund fragwürdiger Gameplay-Veränderungen hinter Colours zurückbleiben wird!

verfasst von „Benjamin A. und Lukas“

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Letzte Aktualisierung: 11.09.2013, 23:17 Uhr