[Preview] Super Mario 3D World (Wii U)

[Preview] Super Mario 3D World (Wii U)

Unser Lieblingsklempner scheint immer mehr in Schema F gepresst zu werden: Bei New Super Mario Bros. mag man sich mittlerweile (wohl oder übel) dran gewöhnt haben, dass sich der Fokus von Innovation zu gutem, aber überraschungsarmen Level-Design verschoben hat. Doch jetzt scheint mit Super Mario 3D World auch die 3D-Mario-Serie auf Nummer sicher zu gehen und bringt im November den direkten Nachfolger zum nahezu identisch benannten, in Fan-Kreisen umstrittenen 2011er-3DS-Hit auf die Wii U...

Girl Power!

Wie eben Super Mario 3D Land spielt sich der Titel mehr wie ein klassisches Super Mario Bros. und erinnert weniger an die non-linearen, aufgabenbasierten Entdeckungsreisen, wie man sie seit dem ewigen KlassikerSuper Mario 64 kennt. Neu ist hier allerdings die Möglichkeit, mit bis zu vier Spielern gleichzeitig spielen zu können, wobei zwischen Mario, Luigi, Toad und – erstmals seit Super Mario Bros. 2 und trotz ihres ja angeblich so schwierig zu animierenden Rocks (Was haben wir damals angesichts dieser glänzenden NSMB-Entwickler-Ausrede gelacht! ...oder eher eher geweint?) – auch Peach gewählt kann!

Ach, was haben wir dieses glorreiche Quartett vermisst! Liebe Entwickler, wenn ihr jetzt auch noch eine Subcon-Stage einbaut, seid ihr unsere Helden!

Und jeder Held aus dem Heroen-Quartett spielt sich erfreulicherweise gänzlich eigenständig: So wie im erwähnten NES-Klassiker gibt sich der titelgebende Held als äußerst ausgewogener Allrounder, während die Prinzessin etwas langsamer läuft, dafür aber für kurze Zeit über Gegner hinwegschweben kann. Luigi hingegen ist etwas schneller unterwegs, schliddert dafür bei raschen Richtungswechseln merklich und beherrscht seinen patentierten „Flattersprung“ – New Super Luigi U-Spieler wurden ja erst kürzlich mal wieder mit den Vor- und Nachteilen seines unorthodoxen Bewegungs-Stils konfrontiert. Toad dagegen sei laut den Entwicklern für Profis empfohlen, da seine hohe Laufgeschwindigkeit das Spielgeschehen noch temporeicher mache – in den getesteten Abschnitten war kein rasender (höhö) Unterschied den anderen Protagonisten gegenüber ersichtlich, aber mal sehen, wie es im finalen Produkt aussieht. In jedem Fall eine längst überfällige und hochgradig erfreuliche Neuerung, den Charakteren mehr Individualität zuzugestehen!

(Kein) Ende der Fahnenstange

Doch wie sieht es mit dem Gameplay selbst aus? Ist es lediglich ein Super Mario 3D Land in HD mit 4-Spieler-Modus? Nun, das Level-Design wirkt wie im 3DS-Titel sehr „blockig“ und damit abstrakter und weniger natürlich als die weiten Landschaften eines Super Mario 64; auch spielt sich der Wii U-Titel sehr ähnlich wie sein direktes Prequel und es muss wiederum (begleitet von einem ziemlich irrelevanten Zeitlimit) stets vom Start bis zur Zielfahne gerannt werden.

Spruch des Tages: „Na, wer wird denn da mit Kanonen auf Katzen schießen...?

Für den Multiplayer an sich stand dagegen klar die NSMB-Serie Pate: Wer zu weit zurückbleibt oder ein Leben verliert, schwebt (vorhandene Extra-Versuche vorausgesetzt) bald darauf in deiner Art riesiger Seifenblase zurück aufs Spielfeld – in der Demo schien es so, als könne man sich diesmal auch selbst aus selbiger befreien, anstatt wie bisher üblich auf fremde Hilfe angewiesen zu sein; es ist zu hoffen, dass das Spielgeschehen dadurch nicht künstlich „entschärft“ wird.

Mein Freund, der Feind

Ingesamt macht der Mehrspielermodus aber jede Menge Spaß, ob nun zu zweit, zu dritt oder zu viert; nur sollte zumindest ein Minimum an Kollegialität in der geselligen Runde vorhanden sein (schließlich handelt es sich trotz der gesonderten, Teilnehmer-weisen Bewertung am Levelende á la Zelda: Four Swords um ein kooperatives Spiel), da ein rücksichtslos nach vorne rasender Mitspieler auch das Screen-Scrolling an sich reißt und seine Kollegen somit in arge Schwierigkeiten bringen kann...immerhin ploppt stets, kurz bevor ein Freund aus dem Bild fallen würde, ein blauer Rahmen auf, um Übereifrige vor den fiesen Folgen ihres Tuns zu warnen.

Wer alleine spielt, hat diese Probleme freilich nicht, muss sich dafür aber auch ebenso alleine mit Plagegeistern wie den unbesiegbaren Fuzzys herumschlagen...

Allerdings fielen uns dann doch einige Spielelemente auf, die mehr an Super Mario Galaxy erinnern: So ist etwa der Schlangenboss im Zirkuszelt nicht nur durch simples Auf-den-Kopf-Springen bzw. mittels des Aktivierens des Selbstzerstörungsknopfes einer über ein Lavabecken führenden Brücke (der gute Koopa-König sollte echt einmal einen Architektur-Experte um Rat fragen...) zu besiegen, wie es mit Bumm-Bumm und den Tanooki-Bowsern in der 3DS-Episode erfolgte. Um seine verletzliche Stirn zu erwischen, muss vielmehr erst gekonnt über die von seinen Sidekick-Schlangen balancierten Teller gesprungen werden, um genug Höhe zu gewinnen; wer im Besitz des neuen Katzen-Power-Ups ist, mittels welchem in begrenztem Ausmaß Wände (und in diesem Fall auch längliche Reptilien) hochgeklettert werden können, hat es wesentlich leichter, schon eher zu leicht.

Und jetzt, meine Daaamen und Herrrrrn, bitte Applaus für unsere nächste große Nummer: Manege frrrei für die jonglierrrenden Schlangen und unserrre vierrr Möchtegerrrn-Katzen!

Dennoch überflügelt schon dieser Demo-Boss alleine in spielerischer (Endlich ist ein Kampf mal wieder nicht schon nach ein paar Sekunden gewonnen!) als auch inszenatorischer Hinsicht (Mit der Seilbahn in der Zirkus-Manege zu landen kommt viel besser als die x-te generische Burg zu betreten!) sämtliche seiner Kollegen aus 3D Land und der NSMB-Serie.

Cat(wo)man

Gleiches gilt für die Katzenkräfte: In dieser Form mal eben locker jeden Fahnenmast hochklettern und damit an jedem Level-Ende ein Instant-Power-Up abstauben zu können ist definitiv zu viel des Guten; die primären Fähigkeiten des Stubentigers – Kratzen und Klettern – dagegen machen Spaß, kommen wesentlich origineller als die immer nur leicht variierten Fluganzüge der jüngsten Mario-Episoden daher und stellen manchmal den einzigen Weg dar, besonders abgelegene Stellen der trotz aller Linearität geheimnisumwitternde Levels zu erkunden und versteckte Grünsterne (ersetzen die Star Coins aus den Vorgängern) zu finden. Apropos Power-Up: Mag es für die viele Jahre außen vor gelassene Prinzessin auch nur eine höchst geringe Entschädigung sein, so wurde ihr nun endlich ein eigenständiges, durchaus schickes Feuerblumen-Outfit spendiert – Frisurwechsel inklusive.

Yoshi, bist du´s? Echt lange nicht mehr gesehen – verdammt, bist du groß geworden!

Auch der eine der Demo-Stages beherrschende Riesen-Reit-Dino erinnerte mit seinem (diesmal im wirklich positiven Sinne so benannten ) „Gimmick“-Charakter viel mehr an Super Mario Galaxy (2), genauer gesagt an deren Manta- bzw. Vogelflug-Levels, als an das sein klassisches Jump&Run-Schema nie verlassende 3D Land; hier werden im Multiplayer übrigens die Controller-Eingaben aller Spieler quasi „addiert“, sprich: Lenken zwei Spieler in dieselbe Richtung, bewegt sich die freundliche Echse schneller in diese. Dasselbe funktioniert auch mit Sprüngen: Drücken die „Copiloten“ gleichzeitig den Jump-Button, so springt das Reittier höher als normal. Bei unserem Zwei-Spieler-Test der Demo funktionierte dieses Schema überraschend gut; und auch wenn es sich auf dem Papier wenig prickelnd lesen mag, bringt es die (gewollte) Schwerfälligkeit des Dinos viel besser zur Geltung als wenn bei mehreren menschlichen Spielern plötzlich jeder ein Reit-Reptil hätte. Definitiv besser gelungen als die nur leidlich Multiplayer-angepassten Loren-Levels in Donkey Kong Country: Tropical Freeze, wo bei einem Druck auf Knopf A einfach der gemeinsame fahrbare Untersatz einen Luftsprung macht und somit überhaupt nicht zwischen Spieler 1 und Spieler 2 differenziert wird.

Fazit

Auch wenn es sich bei dem besprochenen Spiel sicherlich nicht um Marios großes, neues 3D-Abenteuer handelt, auf das wir alle gewartet haben und welches wir auf der Wii U auch ganz sicher noch erleben werden, macht es entkoppelt von derartigen Erwartungen eine wirklich gute Figur und trägt das „3D World“ im Titel im Sinne einer Weiterentwicklung zu „3D Land“ definitiv zu Recht! Nein, nicht nur wegen der Wiederkehr der kugeligen Super Mario World-Gumbas (auch als „Gumbobs“ bekannt), welche im Gegensatz zu ihren (ebenfalls auftretenden) Normalo-Cousins erst nach dem zweiten Treffer K.O. gehen. Das ganze Spiel macht einfach, trotz des „blockigen“ Designs, einen wesentlich „edleren“ Eindruck als erwartet – nicht nur aufgrund der HD-Auflösung der Optik, sondern auch wegen zahlreicher liebevoller Details und vielen alten Bekannten im schicken, neuen Gewand. Wenn das wenig überraschende, aber wie gewohnt ausgesprochen gut gelungene Grund-Gameplay, welches alleine und gemeinsam mit Freunden gleichermaßen überzeugen kann, wie hier auch immer wieder von schönen neuen Ideen wie dem überraschend interessanten Katzenanzug, (manipulierbaren) Rutschpartien durch verzweigte, glänzende Glasröhren oder temporeiche Speziallevels wie dem Ritt auf Yoshis Großcousin (höhö) aufgelockert und offensichtlich auch endlich wieder mit Bosskämpfen mit mehr Pfeffer garniert wird, dann macht das trotz allem schlichtweg Riesenspaß!


Benjamins Fazit: Alles in allem sehr an 3D Land erinnernd, nimmt das Spiel allerdings sehr viele gute Eigenschaften früherer Mario-Titel mit auf. Der 2-Spieler-Co-Op in der Demo machte auch außerordentlich Spaß, wodurch es sicher ein beliebter Titel für einen Spieleabend zu mehrt werden wird. Allerdings ist es für mich nicht die Killer-App, die mich zu einer Wii U verführen wird.
Ich hoffe jedoch, dass Miyamoto sein Versprechen noch wahrmacht und noch ein Einzelspieler-Mario für die Wii U im Stile von Super Mario Galaxy bringt. Das wäre zwar auch wieder eine aufgewärmte Erfolgsformel, allerdings eine, die vom HD-Effekt stark profitieren könnte, beispielsweise in Form von Planeten, die so groß sind, dass man nicht mehr merkt, dass sie rund sind. Und Super Mario U-niverse bietet sich doch förmlich als die logische Wii U-Steigerung an, vor allem wenn man sich die bisherigen Namen ansieht: Super Mario Land -> Super Mario World -> Super Mario Galaxy -> Super Mario Universe (?)


Lukas´ Fazit: Ich kann meinem Vorredner nur Recht geben: Von Super Mario 3D World als versprochenem diesjährigem 3D-Mario bin ich immer noch enttäuscht. Davon entkoppelt und als eigene Sub-Marke im Sinne einer Mixtur aus 3D Land, NSMB und Galaxy betrachtet hat mir das Spielchen auf der Messe aber schon sehr viel Spaß gemacht – nur die Wiimote-Steuerung für drei der vier Spieler im Multiplayer war erwartungsgemäß nicht optimal und dezent hakelig; da muss mir bis zum Spätherbst wohl noch der eine oder andere Pro Controller (welcher im Endprodukt ja wohl hoffentlich unterstützt wird – alles andere wäre völlig absurd!) ins Haus kommen, um den jüngsten Ausflug ins Pilz-Königreich voll und ganz genießen zu können.
Ach ja, und eine dringende Bitte in Richtung Kyoto: Kommt mir dann nächste E3 bloß nicht mit einem dritten Galaxy im altbekannten Stil und stilisiert es als die Erfüllung eines geschlossen von der Fan-Gemeinde ausgesprochenen Wunsches! Ja, die beiden Wii-Hüpfer waren gut, keine Frage, aber schlichtweg ein enormer Rückschritt in puncto Komplexität. Also, beim nächsten Mal dann bitte entweder ein wirklich weitläufiges Pilz-Königreich, ein Weltraum-Szenario, wie ich es mir eigentlich für das erste Galaxy erwartet hatte (die unendlichen Weiten des Raumes als riesige Hub-Welt und Planeten von wirklich respektabler größe als non-lineare Kurse im Mario 64-Stil) oder einfach ein völlig neues Setting wie damals bei Sunshine. Und ach ja: So sehr ich Bowser auch schätze, wäre es nicht einmal wieder höchste Zeit für eine Reaktivierung von Wart, Tatanga oder Wario in seiner ursprünglichen Oberschurken-Rolle...?

verfasst von „Benjamin A. und Lukas“

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Letzte Aktualisierung: 30.08.2013, 15:58 Uhr