[13.12.] Ode an die Big Boxen, Strophe 4: Super Metroid

[13.12.] Ode an die Big Boxen, Strophe 4: Super Metroid

Wenn einer der Big Box-Titel aus der Reihe tanzte, dann gewiss Samus Arans drittes Abenteuer – nicht nur, weil ausnahmslos alle übrigen sechs zugehörigen Spiele auf die Pseudo-Vogelperspektive im Zelda-Stil setzten und die Geschehnisse in Super Metroid Mario-mäßig von der Seite zu sehen waren. Auch die Jump&Run-Elemente, die futuristischen Fernwaffen anstatt mittelalterlicher Metzelinstrumente als Haupt-Argumentationsverstärker und der vergleichsweise sehr geringe Textgehalt grenzten es stark ab.

Wobei letzterer Punkt natürlich nicht heißt, dass eine mitreißende Story hier völlig weggelassen wurde – im Gegenteil, gerade der mit den ikonischen Worten „THE LAST METROID IS IN CAPTIVITY. THE GALAXY IS AT PEACE...“ (einzige Sprachausgabe im Spiel!) eingeleitete Vorspann, in welchem Samus von ihren vorherigen Missionen (auf NES und GB) berichten darf und Schlüsselszenen filmisch in Schwarz-Weiß nacherzählt werden, untermalt von schlichtweg fantastischer Musik, beeindruckte mich damals total und nimmt einen ganz besonderen Platz in der Reihe der Intros aus der SNES-Ära ein. Und der spielbare Prolog – der erste Gegner im Spiel ist mal eben das gewaltige Flugalien Ridley, Frau Arans ewiger Nemesis – war auch etwas, das man in solch einer Form zuvor noch kaum gesehen hatte.

Doch danach war´s das dann mit ausladendem Storytelling – Samus hat eine Mission: Den letzten überlebenden Metroid-Parasiten finden, welcher von Ridleys Weltraumpiraten entführt wurde und ihn sowie seine Grauen erregende Vorgesetzte Mother Brain darain hindern, das Wesen als Basis für eine geklonte Armee zu nutzen. Und Samus ist alleine – mutterseelenallein. Abgesehen von einer knappen Hand voll süßer Alien-Tierchen, die außer quietschend herumzuspringen auch nur wenig zum Gelingen der Mission beitragen, ist die Umwelt feindlich gesonnen. Kurz: Ihr seid, abgesehen von den Unmengen an sammelbaren Items, welche eure futuristische Rüstung mit Tonnen an Sonderfunktionen versehen, alleine auf einem Planeten voller Monster – viel Glück!

Eine herrliche Anspielung auf den NES-Vorgänger: Damals war Kraid hardwarebedingt kaum größer als Samus selbst – auch hier scheint auf den ersten Blick eine solche Winz-Echse als Endgegner zu fungieren. Aber das Tierchen ist nur ein personifizierter Scherz – nach wenigen Treffern gibt es auf und den Weg zum tatsächlichen Boss frei. Und, soviel kann ich verraten – der nimmt ziemlich größenwahnsinnige Dimensionen an...

Es macht wohl an dieser Stelle wenig Sinn, das Spielkonzept zum hundertsten Mal wiederzukäuen – Metroid ist fast schon ein eigenes Genre, das Jump&Run-Passagen, Shooter-Action und verschachteltes, nonlineares Leveldesign im Adventure-Stil zu einem virtuosen Genre-Cocktail vermengt, der dabei auch noch enorm ausgefeilt und in sich geschlossen wirkt. Samus´ dritte Hauptrolle setzt im Vergleich zu den Vorgängern noch ganz gewaltig einen drauf und erfüllt diese drei Wünsche auf einmal perfekt – Schokolade gibt’s zwar keine, aber dafür eine Big Box mit Spieleberater, auch nicht schlecht!

Viele halten Super Metroid für den absoluten Höhepunkt der Reihe – ich will mich da nicht festlegen, da ich auch ein großer Metroid Fusion-Freund bin (Ich liebe bei letzterem die sehr dichte, spannende Story und den höheren Schwierigkeitsgrad, bemängle aber die gesteigerte Linearität). Aber egal – auf alle Fälle steht es außer Frage, dass der Zahn der Zeit kein bisschen an der großartigen Musik (The Brinstar music starts playing in your head...), der einzigartigen Atmosphäre, den unwirtlichen und bedrohlichen Settings, dem herrlichen Gegner- und Bossdesign (Nicht nur der riesige Kraid brennt sich für immer ins Gedächtnis ein) und nicht zuletzt dem fantastischen Gameplay genagt hat.

Dass gerade das bombastisch inszenierte Finale vom Schwierigkeitsgrad her – sofern man nicht bewusst so ziemlich alle Energie-Erweiterungen auslässt – dem geübten Spieler bestenfalls ein müdes Lächeln abverlangt, ist bedauerlich, aber bei all dem Guten nur ein kleiner Wermutstropfen. Ich gehe sogar so weit, das Fenster zu öffnen und ein paar mal laut „Super Metroid müsst ihr gespielt haben!“ in die Welt zu schreien – noch dazu bezieht sich der Plot der aktuellen Episode Other M ganz gewaltig auf den SNES-Klassiker, weshalb sich letzterer perfekt dazu eignet, Bildungslücken zu schließen.

Ausreden lasse ich keine gelten – um schlappe 8 Euro gibt’s das gute Stück auf der Virtual Console; für Sammler wesentlich interessanter ist aber natürlich die originale Big Box. Aufgepasst: Von diesem Titel gab es in Europa sogar zwei solche Versionen – auch bei den Landsmännern Professor Laytons erschien es in einer Riesenschachtel mit eigenem, natürlich englischsprachigem Spieleberater (ganz anders als z.B. Illusion of Time, das auf der Insel lediglich mit einem etwas umfangreicherem Booklet als normal in einer kleinen Verpackung ausgeliefert wurde). Während es somit zwei Player´s Guides zum Sammeln gibt, unterscheiden sich die UK- und DE-Cartridge aber kein bisschen – die wenigen deutschen Untertitel sind in beiden Versionen enthalten.

Einen Moment, es klopft...ja, bitte? Wie, Herr Inspektor? Eine Anzeige wegen Ruhestörung? Ja, es tut mir ja Leid, aber diese Aufforderung von vorhin musste einfach die ganze Welt erreichen! Wie? Sie kennen Super Metroid nicht? Ach, Sie Ärmster! Dagegen müssen wir rasch etwas tun! Bitte, nehmen Sie doch Platz – ich bin gleich wieder da; schaue nur rasch beim Revier vorbei und sag´ den Kollegen, dass Sie heute etwas früher Feierabend machen müssen. Und auf dem Rückweg nehme ich etwas Knabberzeug mit! Hey, KingWart, kannst du inzwischen schon mal das SNES anschließen...?

verfasst von „OldMacMario“

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Letzte Aktualisierung: 13.12.2010, 16:26 Uhr