Tag 5 - Elf Stunden Irrsinn

Tag 5 - Elf Stunden Irrsinn

So – nun war es wirklich Zeit, das Business Center hinter sich zu lassen und sich voll und ganz in den Trubel der Entertainment Area zu stürzen! King Wart betätigte sich den kompletten Tag über als Mario-Cosplayer – schon beim Frühstück in einer Bäckerei abseits des Messegeländes erschien er verkleidet, woraufhin eine Verkäuferin mit „Super Mario – das war meine Zeit!“ reagierte – und wurde von buchstäblich Unmengen an anderen Besuchern gebeten, sich mit ihnen fotografieren zu lassen. Ich habe wirklich aufgehört zu zählen – waren auf alle Fälle einige Dutzend.

Aber zurück zur Chronologie: Wir kamen pünktlich um 9 Uhr am Messegelände an und die Warterei bei Altersbändchenausgabe und Kassa hielt sich (noch) in erträglichem Rahmen. Danach ging es gleich in Richtung Nintendo-Stand – wir hatten vor, möglichst rasch zur Zelda-Ecke zu gelangen, bevor der große Ansturm begann. Dieses Unterfangen war wenig erfolgreich, aber dazu später mehr – zunächst sah ich erstmals die Halle, welche dieses Jahr offenbar zu Beginn alle Nicht-Fachbesucher zu durchqueren hatten (Simon hatte sie vorgestern kurz erwähnt) – durchaus nett aufgemacht, offenbar primär mit Angeboten zur sportlichen Ertüchtigung und Sitzsäcken zum Ausruhen eingerichtet.

Doch erst einmal war unser Ziel der Nintendo-Stand, weshalb wir besagten Saal relativ rasch durchquerten. Aufgehalten wurden wir nur von Kollegen, welche ihre „Zocker Heaven“-Zeitschrift verteilten, wodurch eine herrlich skurrile Situation resultierte: Auf ihre Frage „Na, Mario, willst du ein Heft?“ hin gab KingWart spontan einen der Drehattacke aus Mario Galaxy ähnelnden Move zum Besten, schnappte sich dabei – wohl eher unabsichtlich – gleich fünf Broschüren auf einmal und überreichte mir danach die Hälfte, woraufhin die Promotoren in schallendes Gelächter ausbrachen. Überhaupt sorgte er für viel Heiterkeit und hatte in jeder der (gefühlten hundert) Situationen, in denen von irgendwo ein „Hey, da ist Mario!“ zu hören war, gleich eine perfekte Charles Martinet-Imitation auf den Lippen. Fühlte mich desöfteren wirklich wie die Eskorte eines VIPs.

Sehr irritierend fand ich hingegen in besagter Halle einen Zigarettenautomaten mit großem „Tabak Heil“-Aufdruck: Watt? Klingt verdächtig nach einer sehr dunklen Epoche in der mitteleuropäischen Geschichtsschreibung...jedenfalls nach nichts, was ich in in einem Messegelände an die Wand hängen würde. Vielleicht bezieht sich diese Namensgebung auch einfach auf ein Ereignis, welches darin bestand, dass jemand eine Zigarette filterlos rauchte und die Nikotinfäden so unglücklich zwischen Mund und Nase kleben blieben, dass sie eine historisch belastete Art von Bart bildeten und...ähem, ich glaube, ich schweife ab.

Viel wichtiger als dieser verdächtige Automat ist da ja wohl Zelda: Kurz gesagt, unsere Hoffnungen, bei frühem Kommen nicht allzu lange warten zu müssen, wurden nicht erfüllt. Nicht. Ein. Bisschen. An die 3 – sprich: Drei! - Stunden standen wir in der sich um vier Ecken windenden Schlangen, bis einige wenige Minuten (die heute äußerst strikt mittels Eieruhr gemessen wurden) Zelda gezockt werden konnte – sehr heavy! Bezeichnend, dass King Wart (als „Mario am Zelda-Stand“) etwa um 11:30 – wir trafen wohlgemerkt schon um 9 Uhr auf der Messe ein – während der Warterei von einem Reporter gefragt wurde, was er bisher schon für Highlights auf der gamescom gesehen hatte, und wahrheitsgemäß antwortete, er könne es nicht sagen, da er bisher einzig und allein hier in der Schlange gestanden sei...

Kurz, als wir vom Zelda-Spielen zurückkamen, war es schon Mittag und wir genehmigten uns an einem Stand im Außenbereich eine Pizzaschnitte (Mario: „Pizza tonight!“), bevor wir einen ausgedehnten Rundgang in sämtlichen Hallen machten (wobei in Halle 6 zunächst wegen gewaltigem Aufkommen von World of Warcraft-Fans kein Durchkommen war, weshalb wir sie später nachholten): So kamen wir etwa bei der Wahl zu gelungensten Kreation des gamescom-Casemodding-Wettbewerbs vorbei – es waren zahlreiche sehr schicke Designs wie ein PC im Gehäuse einer alten Standuhr dabei, aber der herrlich aus der Reihe tanzende, riesige Computerscorpion war unser beider Favorit und gewann unser beider Stimme – und sahen uns am Game Legends-Stand überaus nette Merchandising-Artikel wie Shiek- oder Horror Kid-Statuetten an (ein Blickfang, aber mit 79 Euro wesentlich zu teuer für unsere leeren Geldbeutel).

Immer wieder kehrten wir aber zum Nintendo-Stand zurück, wo wir uns etwa durch Level 1 von Donkey Kong Returns kämpften und einigen der Bühnenshows beiwohnten, wofür ich während der vorherigen Tage keine Zeit hatte – jene zum Thema „Nintendo Classics“ (umfasste die neuen Episoden der Kirby-, Tetris-, Donkey Kong- und Zelda-Serie – seltsamerweise blieb Metroid hier völlig unerwähnt) und „Mario“ (samt anschließender Autogrammstunde mit Charles Martinet – die erste uns zugängliche warteten wir die vollen 60 Minuten in der Schlange ab, ohne letztendlich eine Chance zu haben) sahen wir mehrmals, nur die über Wii Party verpassten wir konsequent, vielleicht können wir diese morgen nachholen. Insgesamt waren sie jedenfalls sehr nett gemacht, auch wenn man beim mehrmaligen Ansehen der gleichen Themenshow schon merkte, dass sich die Moderation kaum änderte – aber klar, wäre bei so vielen Veranstaltungen echt nicht möglich gewesen, mehr als drei Grundstrukturen herauszuarbeiten. Und hat mich dann doch wirklich verblüfft, dass mehr oder minder nach jeder der halbstündigen Shows je nur eine Viertelstunde Intervall bis zur nächsten blieb – fast schon Akkordarbeit für Moderator und Team.

Ab und an wurden auch Goodies in die Menge geworfen – ich fing ein Game Tester-T-Shirt und streifte einen herzigen Kirby-Aufnäher, der allerdings danach in der Menge verloren ging, schade. KingWart wurde bei der zweiten Mario-Show schließlich auf die Bühne gerufen und durfte stilecht als Mario im Münzjagd-Modus (während Martinet live „Sprachausgabe“ für Mario und Luigi während des Spiels vom Stapel ließ – witzig!) von New Super Mario Bros. Wii die meisten Dublonen einsacken und als Preis wiederum einen Sack voller schokoladener Dublonen entgegennehmen. Sicher, jetzt kein extrem spektakuläres Goodie, aber schon liebevoll gewählt – so wie Donkey Kong-Spieler Banenfrischhalteboxen in Form von – erraten! - Bananen erhielten, Kirby-Spieler ein rosa Kirby-T-Shirt und Tetris-Spieler Eiswürfelformen in passenden Tetraeder-Formationen: Einfach sehr passend gewählt und witzig. Nicht ganz kapiert habe ich lediglich, warum das Gimmick bei den Wii Party-Wettkämpfen ein mit Hausschuhen gefüllter Riesen-Hausschuh war – bisschen strange.

Als Sieger hatte KingWart natürlich gleich das Vorrecht bei der folgenden Charles Martinet-Autogrammstunde – da zuvor dort auch immer wieder kleinere Gruppen gemeinsam auf die Bühne kamen und zusammen Autogramm und Foto abstaubten, hätten wir (während ich noch im Publikum stand) auch gerne eine Fotografie von ihm und uns beiden gehabt und mein Bruder bat darum; schien auch in Ordnung zu sein, aber als dann zeitgleich Platz für einen jungen Mann im Rollstuhl gemacht wurde, der auch um eine Unterschrift bat, wäre es von mir vollkommen ungehobelt gewesen, sich „vorzudrängen“, und uns wurde gesagt, wir sollten in einer Stunde wiederkommen und könnten ganz am Ende des Auftritts von Marios Stimme noch ein gemeinsames Foto schießen.

Um diese Zeit zu überbrücken, stellten wir uns in die erfreulich kurze Game Tester-Schlange: Wie wir es letztes Jahr eigentlich schon vorhatten (doch da waren zu wenige Module am Start), liehen wir uns zwei DS-Systeme samt jeweils Mario Kart aus und zockten gemeinsam den „richtigen“ Mehrspielermodus (bislang war uns in Ermangelung einer zweiten MK-Karte nur die abgespeckte Version vorbehalten gewesen) für etwa eine Dreiviertelstunde, gaben die Handhelds zurück und sahen wieder zur Hauptbühne. Auf eine Art faszinierend: In der Regel sind Nintendos Promotoren überaus nett – aber irgendwie scheint es jedes Jahr der Fall zu sein, dass genau eine Mitarbeiterin am Game Tester-Stand chronisch mies gelaunt wirkt und jeden grundlos anschnauzt...

Bei unserer Rückkehr an die Hauptbühne war es vielleicht 10 vor 19 Uhr, es waren also erst 50 Minuten vergangen – aber leider war die Bühne jetzt schon wie leer gefegt und Mr.Martinet nicht mehr zu sehen. Schon etwas schade, aber nicht so schlimm – schließlich habe ich schon das Foto mit der Nfans-Staff nebst Marios Stimme und KingWart sein eigenes. Also beschlossen wir, uns, wie wir schon längst vorhatten, bei Metroid anzustellen – da teilten uns die Kollegen am Ende der Schlange gleich mit, laut den Promotoren wäre es zu spät, sich noch einzureihen (es war 19 Uhr, und die Messe schloss eine Stunde später). Was soll´s, dann eben morgen, dachten wir uns und machten uns in den Retro-Bereich auf.

Beim „Haus der Computerspiele“-Stand erwartete uns wieder eine ganz andere Art von Spielspaß – Donkey Kong für NES, Bubble Bobble für einen alten Heimcomputer und Samurai Showdown 3 für Neo Geo CD, etwa. Space Wars für Vectrex wollte ich KingWart gern vorführen und mir ein paar Duelle mit ihm liefern, doch leider schien einer der beiden Controller nicht richtig kalibriert gewesen zu sein, denn eines der beiden Spieler-Raumschiffe eierte orientierungslos durch die Gegend (wir dachten vorher schon, es wäre der Singleplayer und das zweite Schiff CPU-gesteuert, aber ein Minimum an ein Einfluss schien der Controller doch noch zu haben). Schade – aber es war ohnehin nur noch eine Viertelstunde Zeit und wir dachten uns, Kirby wäre als Abschluss des heutigen Tages doch noch nett.

Und diesmal hatten wir Glück – gerade rechtzeitig zur letzten Spielmöglichkeit heute tanzten wir an und konnten die Demo durchzocken, bevor wir die schon ziemlich leeren, aber nicht gerade sauberen (die Böden waren mit Teilen liegengelassener Goodies und zerfledderten Zeitschriften gepflastert) Messehallen um kurz nach 20 Uhr verließen.

Eine herrliche Situation war schließlich noch, als KingWart zu Hause anrief und sich mit „It´s a me, Mario!“ meldete – dummerweise vergas er, wie ich schon vor ein paar Tagen in der gleichen Situation, die österreichische Vorwahl, und so landete er wie ich bei einer gewissen Frau Busch, welche offenbar die exakt gleiche Telefonnummer wie meine Familie hat und sich dieses Mal wohl noch wesentlich mehr wunderte als am Dienstag: „It´s a me, Mario!“ - “Was?!” - “IT´S A ME, MARIO!” - „Ich weiß nicht, wer da spricht!“

Tja, und das war´s für heute – respektive morgen, es ist schließlich schon 0:13. Wegen akuter WLAN-Armut werdet ihr diesen Tagebucheintrag wohl erst etwas später lesen als sonst, aber ich kann zumindest sagen, ihn rechtzeitig geschrieben zu haben. Wir hören uns wieder – bis morgen!

verfasst von „OldMacMario“

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Letzte Aktualisierung: 23.08.2010, 1:29 Uhr