Preview: Kirby´s Epic Yarn (Wii)

Preview: Kirby´s Epic Yarn (Wii)

Wie wir seit der E3 wissen, ist Kirby seit neuestem in einem komplett neuen Look unterwegs - er, seine Freunde und Feinde wie auch seine ganze Welt in seinem „epischen“ Wii-Auftritt scheinen komplett aus Zwirn, Garn, Jeansstoff und anderen Textilien zu bestehen. Aber was ändert dieser Stilwechsel am Spielgefühl? Schauen wir doch mal rein!

Gebt zu: Auch wenn dieser Stil erstmal äußerst eigenartig wirkt, hat er doch auch eine ganze Menge Charme, oder?

Eine epische Reise durch das Nähkästchen

Ein vorweg, der Grafikstil ist, wenn auch gewöhnungsbedürftig für Serien-Veteranen, wirklich bezaubernd und insbesondere dynamisch ausgefallen: Anstatt Gegner einzusaugen, „peitscht“ sie Kirby quasi mit sich selbst – auch er besteht schließlich aus Garn – und trennt sie auf oder wickelt sie zu einem Wollknäuel zusammen, um sie auf andere üble Schergen zu werfen. Beim Springen werden seine Beinchen zu einer Sprungfeder, statt einfach schneller zu laufen, verwandelt sich der rosa Knödel beim Beschleunigen in ein Auto und im Wasser kurzerhand in ein U-Boot. Doch rasend viel ändert all dies nicht am Gameplay – einen Feind aufzuribbeln und als Knäuel herumzuwerfen steuert sich exakt so wie damals, wenn Kirby selbigen einfach verschluckte und wieder ausspuckte.

Was sich allerdings stark auf das Spielgefühl auswirkt – und ich bin mir nicht so sicher, ob positiv – ist der Umstand, dass es zumindest in der Demo so schien, als könne Kirby nicht mehr richtig fliegen: Anstatt sich auf Knopfdruck in der Luft aufzublasen und aufzusteigen, verwandelt er sich lediglich in einen Fallschirm und gleitet langsamer hinab. Seltsam, denn gerade die Möglichkeit, sich jederzeit in die Lüfte erheben zu können, hob die Serie bisher immer von anderen Jump&Runs ab. Diese Abwesenheit von Flugfähigkeiten wurde im Fall von Epic Yarn auch spielerisch verbaut – so war etwa eine Schatztruhe (von denen in jedem Level drei – in der Demo noch sehr simpel - versteckt sind ) nur über einen in der Luft hängenden Knopf erreichbar, an den sich Kirby in Form eines Pendels hängen konnte, um hin- und herzuschwingen und schließlich die zuvor unerreichbare Plattform mit dem Schatz zu erreichen. Klar, eine lustige Sache, aber schon seltsam, wenn man bedenkt, dass die rosa Knetkugel in allen bisherigen Auftritten jenen Vorsprung locker mit einem kurzen Flug hätte erreichen können.

Mal sehen – aber was mich wirklich stutzig gemacht hat, war das Fehlen der obligatorischen Spezialfähigkeiten in der Demo. Glücklicherweise muss das noch nicht viel heißen – in den zwei spielbaren Levels rekrutierte sich die Gegnerschaft fast ausschließlich aus verschiedenen Varianten von Waddle Dees, dem Dreamland-Pendant zu den Gumbas: Harmlose Gegner, die noch nie Spezialfähigkeiten hatten. Also ist es nicht unmöglich, dass jenes Feature nicht doch integriert wurde. Falls aber tatsächlich nicht, wäre es verdammt schade, da es sich dabei wirklich um eines der Kernelemente der Kirby-Saga handelt und seine Spiele sehr abwechslungsreich machten, da man stets die Wahl hatte, welche Fähigkeit der kugelige Held wann annehmen sollte. Diesen Verlust würden räumlich begrenzte Spielereien wie die Verwandlung Kirbys in einen riesigen Kampfpanzer nicht wieder aufwägen: In diesem verwandelt er sich in einem bestimmten Levelabschnitt automatisch und diese Form bleibt erhalten, bis er einen Pfahl passiert, der ihn auftrennt und wieder zum kleinen Knödel macht. Zweifellos eine witzige Sache, mit riesiger Feuerkraft Umgebungen zu zerstören und fliegende Viecher mit Raketen zu spicken, aber viel weniger dynamisch und variantenreich als ein Kirby, der stets selbst wählen darf, wann er welche Fähigkeit bekommt und wie lange er sie behält.

Feuer frei! Kirby ist, ungewöhnlich militant, zu einer wahren Kampfmaschine gemorpht. Moment, oder sitzt er nur oben im Cockpit? Oder ist er gar mit ihr fusioniert? Fragen über Fragen...

Kirby´s unheimlicher Zwilling

Aber genug der Nörgelei, sicherlich machte die Demo Spaß und mit einem Modus für zwei Spieler simultan, wobei der zweite in der Gestalt eines grantigen, blauen Kirby-Klons mit massiven Augenbrauen und gekröntem Haupt jederzeit einsteigen kann, könnte der Titel wieder ein ähnlich famoser Multiplayerspaß werden wie seinerzeit Kirby´s Fun Pak oder Kirby´s Dream Land 3. Aber auch alleine ist es überaus amüsant, Reißverschlüsse, welche Level-Teile zusammenhalten, zu öffnen, an Knöpfen zu reißen und damit ganze Stoff-Hügel an sich heranzuziehen – der Raum ist zweifellos eine dynamische Komponente in Epic Yarn. Die Interaktion mit der seltsamen Umgebung erinnerte mich ein bisschen an Paper Mario, nur eben mit Garn und Stoff statt Papier: Dort wurden ja auch schon papierdünne Wände umgeblasen und entfalteten sich Riesenroboter im Origami-Stil. Aber freilich steht die Deformation der textilen Welt bei Kirby noch wesentlich mehr im Mittelpunkt, sie dürfte ein zentrales Spielelement sein.

Etwas irritierend allerdings: Warum sammelt Kirby Unmengen an Edelsteinen und anderen Reichtümern? Passt irgendwie so gar nicht zu ihm – ist das Good Feel-Team, welches an der Entwicklung von Kirbys neuestem Auftritt beteiligt ist, gar noch von seinem letzten Projekt, The Shake Dimension mit dem stets geldgierigen Wario in der Hauptrolle, beeinflusst? Merkwürdig, irgendwie – jedenfalls fungieren die Schätze offenbar als Art Lebensanzeige – wer getroffen wird, verliert einige und die entsprechende Leiste leert sich um ein Stück, und wie viel am Levelende übrig ist, bestimmt auch den Rang, der dem Knödel eine von drei Medaillen bescheren kann. Da die Demo allerdings wirklich sehr einfach war – hoffentlich zieht der Schwierigkeitsgrad im Laufe des Spiels noch an – kann ich allerdings nicht beschwören, ob man beim Verlust aller Schätze überhaupt den Löffel abgibt; so war auch kein Zähler zu sehen, welche die Anzahl der verbleibenden Versuche angibt. Ich hoffe allerdings, hierbei handelte es sich um eine Eigenart der Messeversion – ein Jump&Run mit „unbesiegbarer“ Hauptfigur (sofern sich nicht das ganze Spieldesign um dieses Element dreht wie bei Wario Land 2) wäre reichlich sinnlos.

Na, so eine bösartige Bestie aber auch! Erinnert mich ein bisschen an Lohkost aus Super Paper Mario, aber ist fast noch abstrakter. Man achte auch auf den sich seltsam wellenden Boden und Kirbys Sprungfeder-Beine.

Kirby, der Drachentöter

Etwas, wenn auch nicht viel anspruchsvoller wurde es hingegen beim Abschluss der Demo: Dem ersten Boss, einem herrlich designtem Textildrachen, der mit einigen waghalsigen Flugmanövern zwischen Hinter- und Vordergrund wechselt, Kirby mit seiner Zunge zu fangen versucht und obligatorisch Feuer speit. Letztgenannte Fähigkeiten stellen allerdings auch seine Achillesferse dar – entweder schnappt sich der Edelknödel die Feuerbälle (jaja, der kann das) und wirft sie postwendend zurück oder zieht an dem Knopf an der Drachenzunge, um sie dann mit Schmackes zurückschnalzen zu lassen. Aber auch er hält Kirby (und wahlweise auch dem blauen Prinzen) nicht lange stand.

Mein Eindruck: Einerseits sehr origineller Grafikstil, der auch innovativ genutzt wird, ein toller Zweispielermodus und tadellose Steuerung mit quer gehaltener Wiimote, andererseits bereitet mir, abgesehen von dem wie so oft viel zu leichten Schwierigkeitsgrad, die Abwesenheit von bisher so essenziellen Elementen wie dem Fliegen und besonders dem Kopieren von feindlichen Fähigkeiten Sorgen.

Aber natürlich weiß man nie genau, wie es dann in der Endversion aussehen wird, und es ist noch längst nicht gesagt, dass Kirby das Kopieren der gegnerischen Specialmoves wirklich verwehrt bleiben wird – wie gesagt sind mir eigentlich nur traditionell „unbegabte“ Gegner über den Weg gelaufen, die noch nie spezielle Kräfte hatten, das kann also alles noch in späteren Levels kommen.

Aber wann nun eigentlich? Nun, nachdem in letzter Zeit eine angebliche Verzögerung bis 2011 in Europa durch das Internet geisterte, ist auf unserem gamescom-Factsheet ebenso wie auf der E3 lediglich „Fall 2010“ zu lesen und wir haben auch keine gegenteiligen Aussagen gehört. Allzu lange kann eine genauere Ankündigung ja nicht auf sich warten lassen, danach sehen wir klarer. Auf alle Fälle durchaus ein Titel, den man im Auge behalten sollte. Wegen einiger Elemente – respektive deren Abwesenheit – die mich noch skeptisch sein lassen (noch) kein „Epic Win“, aber ganz sicher kein „Epic Fail“.

verfasst von „OldMacMario“

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Letzte Aktualisierung: 24.08.2010, 12:21 Uhr