Videospiel und Film: Joy Stick Heroes

Videospiel und Film: Joy Stick Heroes

Ein Road Trip zum Video Armageddon

Nun ist es schon fast 20 Jahre her, dass Super Mario Bros. 3 für das NES erschienen ist. Aber viele aus der (amerikanischen) Spielerschaft sahen die ersten Bilder zu Marios dritten Jump’n’Run-Abenteuer nicht auf der Konsole oder in einem Magazin, sondern im Kino. The Wizard, hierzulande unter dem Namen Joy Stick Heroes erschienen, zeigte nämlich im Großen Finale schon Ende 1989 Spielszenen von SMB3 (welches in Amerika erst am 12. Februar 1990 erschien). Trotz dieser Tatsache floppte der Film an den Kinokassen und wurde von den Kritikern zerrissen, obwohl der Film neben der Produktplatzierung von nahezu jedem NES-Spiel auch eine relativ tiefgründige Story bot.

Nahtoderfahrung, Scheidung und Psychiatrie

Der Film handelt von dem sechsjährigen Jimmy (Luke Edwards). Seit seine Zwillingsschwester in einem Fluss ertrunken ist, redet er kaum mehr ein Wort mehr und läuft ständig von zu Hause weg. Wenn man ihn fragt, wohin er eigentlich will, sagt er nur „Kalifornien“. Damit der Junge die Nachbarschaft nicht weiter beunruhigt, wird er von seinem Stiefvater in ein Pflegeheim gesteckt. Corey (Fred Savage) will nicht akzeptieren, dass sein Halbbruder als Geisteskranker abgestempelt wird. Er bricht in das Heim ein und unternimmt mit ihm einen Road Trip nach Kalifornien. Die Eltern der zwei Ausreißer sind weniger begeistert. Jimmys Mutter heuert einen Kopfgeldjäger an, um Jimmy nach Hause zu bringen. Da Coreys Vater (Beau Bridges) und sein älterer Bruder Nick (Christian Slater) diesen Kinderjäger nicht für ganz geheuer halten, machen sie sich auch selbst auf den Weg, um Corey und Jimmy vor ihm zu finden. Diese Nebenhandlung führt immer wieder zu witzigen Situationen zwischen Nick und seinem Vater, beispielsweise als der Junge den NES seines Bruders im Gepäckträger des Trucks findet und seinen Vater mit dem virtuellen Wahnsinn ansteckt.

Sie nannten ihn Gameboy

Leider hatte Corey seine Reise nicht sehr gut geplant und bemerkt, dass sein Geld nicht mal für eine kurze Zugfahrt reicht. Während er mit dem Ticketverkäufer feilscht, spielt Jimmy Double Dragon an einem Automaten, an welchem er ohne viel Mühe den Highscore knackt. Dies erregt auch die Aufmerksamkeit von Haley (Jenny Lewis), die ebenfalls allein auf den Weg in ihre Heimatstadt Reno ist. Corey fordert sie prompt zum Duell mit Jimmy heraus, um genug Geld für eine Kurzstrecke zu gewinnen. Der Sechsjährige gewinnt erneut, aber Haley hat einen anderen Vorschlag. Sie sollen mit ihr zusammen zum Video Armageddon nach Los Angeles fahren, um 50,000$ zu gewinnen und um Jimmys Eltern zu beweisen, dass er nicht geistig zurückgeblieben ist. Da sie die Tochter eines Truckers ist, kennt sie sich verdammt gut auf der Straße aus, wodurch sie entscheiden das Geld zu sparen und erst Mal eine Runde zu trampen

Ihre Reisen verdienen sie sich, indem sie andere Spieler abzocken. Doch dann treffen sie auf Lucas, dessen Überlegenheit er mit seiner Power Glove demonstriert. Um diesen E-Sport noch zu gewinnen, ruft Haley ununterbrochen die Nintendo-Hotline an während Jimmy fleißig an Spielautomaten trainiert, die natürlich nur NES-Titel abspielen. Doch ihr Training bleibt nicht ungestört, denn der Kopfgeldjäger ist ihnen dicht auf den Fersen... Wird Jimmy überhaupt in Kalifornien ankommen? Kann er seinen Eltern beweisen, dass er nicht ins Pflegeheim gehört? Und kann er sich gegen Konkurrenten wie Lucas behaupten?

Aller guten Dinge sind Super Mario Bros. 3

Ende der achtziger war Produktplatzierung noch nicht so selbstverständlich wie heute. Heute sind wir es gewohnt, dass unsere Helden ab und zu Coca Cola trinken, Transformers von General Motors gebaut werden und dass Chipmunks Fernseher mit Wiimotes zerstören. Aber damals wurde der Film nur als Werbespot für NES, Power Glove und Super Mario Bros. 3 in Spielfilmlänge angesehen. Dabei ist diese Cross-Promotion letztendlich nur Nebensache. Denn die Geschichte und die Charaktere sind besitzen mehr Tiefe, als man es von einem Streifen für zehnjährige erwartet. Die weibliche Hauptrolle Haley fügt sich, im Gegensatz zu Nintendos Prinzessinen, nicht in das Klischeerollenbild der Jungfrau in Nöten, sondern in das des taffen Mädchens, das weiß wie es durch Tricks auf der Straße überlebt. Corey vergleicht sie im Film auch eher mit Link als mit Zelda.

Todd Holland hat sich entschieden bei diesem Film Regie zu führen, weil er Videospiele hasste. Er meinte, wenn er es schaffe, dass ihn der Film interessiert, dann kann er den Film für jeden interessant machen. Und das ist ihm, meiner Meinung nach, gelungen, denn selbst wenn man die Spielbezogenen Elemente weglässt, hat man immer noch eine „interessante“ Handlung. Jeder, der mit Nintendos Entertainment System aufgewachsen ist, sollte sich den Film einmal ansehen. Wer mit Nintendo nichts anfangen, aber über die „Werbung“ hinwegsehen kann, entdeckt vielleicht einen interessanten Familien-Road Trip mit viel Humor und frechen Sprüchen.

Weitere Informationen

Joy Stick Heroes - DVD Cover Veröffentlichungs-Jahr: 1989
Genre: Komödie
Regie: Todd Holland
Darsteller: Fred Savage, Beau Bridges, Christian Slater und andere
Joy Stick Heroes ist auf DVD erhältlich.
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verfasst von „Bensei“

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Letzte Aktualisierung: 20.02.2010, 23:02 Uhr