Fazit zur gamescom 2009

Fazit zur gamescom 2009

Fazit von Simon:

Wie bei vielen anderen Artikeln zu diesem Thema muss auch ich zunächst eine Reise in die letzten Jahre machen, denn die gamescom in Köln war im Prinzip eine Fortsetzung der bis dato in Leipzig ausgerichteten Games Convention. Auch unsere Redaktion war viele Jahre in Folge dort zu Gast. Längst fühlten wir uns in den gläsernen Messehallen zuhause und auch Leipzig selbst wuchs einem ans Herz. So war es ein komisches Gefühl in diesem Jahr nach Köln zu kommen, einer Stadt, die bereits so viel Interessantes zu bieten hat, dass sie aufgrund einer weiteren Messe wohl kaum ausflippen dürfte. Und so war es dann auch: Wurde man bereits in Leipzig als Spieler empfangen, so machten lediglich spärlich verteilte Fahnen und Plakate in Köln auf die Videospielmesse aufmerksam. Auch der erste Kontakt war eher nüchtern, alles funktional, aber eben auch typisch Messe. Leipzig war da schon architektonisch ein bisschen verspielter. Doch der zunächst eher durchschnittliche Eindruck ist im Nachhinein einem wirklich guten gewichen. Obwohl die Messe fast eine Viertel Million Besucher hatte, was einen Sprung von fast 50.000 Besuchern bedeutet, waren die Hallen und Gänge niemals so überfüllt wie am alten Standort. Auch die Stände schienen etwas weiter voneinander entfernt zu stehen, so dass ein Durchkommen jederzeit möglich war. Dies änderte aber leider nichts an den zahlreichen Schlangen für einzelne Titel. Wer etwa bei Activision Blizzard spielen wollten, brauchte starke Nerven – oder ein Kärtchen mit drei Vokalen darauf, das einem aber wohl kaum Freunde gemacht hat. Über die verkehrstechnische Anbindung kann ebenfalls nur Gutes gesagt werden: In fünf Minuten war man mit einer der zahlreichen Bahnen am Kölner Hauptbahnhof und selbst zu Fuß dauerte es von der Messe aus bis zur Innenstadt keine halbe Stunde. Mit einigen Ausnahmen dürften also die meisten Spieler günstiger und schneller als in den vergangenen Jahren ans Ziel gekommen sein.

Vorsichtiges Herantasten an den Standort Köln

Trotzdem war die gamescom 2009 noch ein eher stiller Auftakt, was aber nicht an der Messe selbst sondern an deren Ausstellern lag. Microsoft enttäuschte bereits mit einer ausladenden Pressekonferenz über Fable III, welches sich einmal mehr wohl erst in den Händen der Spieler offenbart. Natal wurde dabei nur in einem Nebensatz erwähnt. Wenigstens konnte man auf der Messe Forza Motorsport antesten. Modern Warfare als Live-Demo zu bringen war angesichts des nahenden Release-Termins dafür umso ärgerlicher. Sony brachte wenigstens eine kleine Sensation zustande. Auch wenn es bereits Indizien dafür gab, die PS3 Slim wurde zum ersten Mal in Köln offiziell enthüllt. Spiele wie Gran Turismo und God of War waren zudem spielbar und lockten viele Fans vor die Displays. Nintendo enttäuschte im Vergleich zur Konkurrenz leider am meisten. Obwohl der Stand im Gegensatz zur letzten Games Convention 2007 (im folgenden Jahr verzichtete Nintendo komplett auf seine Teilnahme) durchaus neue Spiele zeigte, fehlten die in Los Angeles angekündigten Hits, die man zumindest per Video hätte zeigen können. Aber Nintendo hält in Europa eisern daran fest immer nur die nächsten absehbaren Schritte zu zeigen und darüber hinaus auch einen Blick zurück zu wagen. So waren bereits erschienene Spiele wie Wii Sports Resort und Flipnote Studio anspielbar. Was im Publikumsbereich noch als stringente und konsequente Entscheidung gelten mag, nur für solche Produkte zu werben, die in absehbarer Zeit auch tatsächlich erscheinen, kann im Pressebereich kaum logisch begründet werden. Bereits am Post-E3-Tag vor Wochen konnten wir mehr Spiele antesten, als jetzt in Köln. Darunter Endless Ocean 2 und Sin & Punishment 2. Titel wie Super Mario Galaxy 2 und Metroid: Other M waren sowieso absent. Klassische Medien, an die Nintendo sich verstärkt in Zeiten des Casualbooms wendet, werden damit keine Probleme haben, aber die Fachpresse dürfte sich reichlich überflüssig vorkommen. Dabei geht es weniger um uns als Onlinemagazin aus Deutschland, man darf nicht aus den Augen verlieren, dass auch Kollegen aus dem europäischen Ausland und den USA zu Gast sind. Für diese Gäste war der Besuch bei Nintendo vollkommen überflüssig, da es einfach nichts Neues gab. Somit wird den Berichterstattern die Grundlage ihrer Arbeit entzogen. Vielleicht erkennt Nintendo zukünftig auch, dass ein Wechsel vom sterilen OP-Weiß noch lange kein nerdiges Zockerparadies bedeutet. Um es kurz zu machen: Köln war bis dato Nintendos schwächster Messeauftritt.

Fazit von Ulf:

Was kommt nach Leipzig? Der Niedergang des Standorts Deutschland für die europäische Leitmesse im Bereich Computer- und Videospiele? Oder eine Messe in Köln, die nahtlos an die sächsischen Erfolge anknüpfen kann? Nach wenigen Tagen gamescom 2009 stellte ich freudig fest: Wohl eher letzteres! Ein riesiges Business-Center, ein gefühlt etwas kleinerer Publikums-Bereich. Immer noch ordentlich volle Hallen. Und: Einige tatsächlich beachtliche Ankündigungen. Fable 3 für die XBox 360, um das wohl prominenteste Beispiel zu nennen. Auch der Standort Messe Köln zeigte schnell seine Vorteile. Die Nahverkehrsanbindung ist besser. Vor Ort gibt es auch mehr Hotelbetten. Zwiespältig ist, dass sich das große Köln nicht komplett auf die Messe ausrichtet. Ein paar Fähnchen auf der Rheinbrücke - das ist alles was man außerhalb der Messe auf der gamescom sieht. Leipzig im Rausch der Spiele, wir vermissen Dich.

Für Nintendo-Fans war die gamescom durchwachsen. Viel versprechende Third-Party-Titel sahen wir viele. Red Steel 2, The Kore Gang, DJ Hero und Rabbids go Home - um nur einige Wii-Spiele zu nennen. Nintendo selbst schwimmt weiterhin auf der Casual- und Fitness-Erfolgswelle. Sowohl am Stand als auch im Pressebereich musste man sich als anspruchsvoller Spielekonsument mit New Super Mario Bros. Wii und Zelda: Spirit Tracks begnügen. Wo war Metroid M? Wo Galaxy 2? Und warum ist der Nintendo-Stand samt Mitarbeitern wie 2007 abermals in klinischem weiß gehalten? Für das nächste Jahr wünsche ich mir mehr Mario und weniger Wii Fit.

verfasst von „Shiek Katzenwald & ThE CaPtAiN“

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Letzte Aktualisierung: 27.08.2009, 11:39 Uhr