Wii Karaoke U by JOYSOUND hat leider eine Handvoll Patzer, die den Spaß am Singen etwas trüben. Sieht man über die schlampig integrierten Songtexte hinweg, so erwartet den Spieler ein solider Online-Titel (!), der einer Karaoke-Maschine in allen anderen Punkten nichts nachsteht und diese auch um einige nette Features ergänzen kann. Zudem spricht der Songkatalog mit seinen über 1500 Titeln für sich, obwohl bisweilen keine deutschsprachigen Lieder vorhanden sind. Schlussendlich sollte sich aber jeder selbst ein Bild davon machen, ob die Tickets ihre Kosten wert sind, was dank Gratisdownload plus Schnupperstunde kein Problem darstellen sollte.
Spieletest: Wii Karaoke U by JOYSOUND WES
Weitere Infos
Releasedate:4. Oktober 2013





Anzahl der Spieler: 1-4
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Großer Musikkatalog
- Einfache Menüführung
- Viele Extras
- Negativ:
- Songtexte schlecht eingebunden
- Online-Zwang
- Mäßige Grafikqualität
Einst waren Karaoke-Partys in den eigenen 4 Wänden unvorstellbar – seit dem einschlagenden Erfolg von Sonys Singstar dürfen wir mithilfe von entsprechender Software aber auch auf den gängigen Heimkonsolen in die Rolle von zahlreichen prominenten Künstlern schlüpfen und deren Hits nachträllern. Nach Sing It! veröffentlichte Nintendo in Kooperation mit Karaoke-Gigangt JOYSOUND nun einen Online-Service, der mit über 1500 Titeln richtiges Karaoke-Feeling nach Hause bringen soll. Wie gut die Software tatsächlich funktioniert, erfahrt ihr in folgendem Test.
So viel und doch zu wenig
Nachdem ihr die Karaoke-Software kostenlos aus dem eShop heruntergeladen habt, dürft ihr das Programm sofort auf Herz und Nieren prüfen – alle Optionen, Extras und Menüs, inklusive der komplette Songkatalog, lassen sich nämlich jederzeit ohne Kosten durchstöbern. Zu allererst sollte man im Mii-Menü alle Teilnehmer des Abends einrichten und der Lounge hinzufügen, sofern getrennte Wertungen oder individuell an den Spieler angepasste Miis erwünscht sind. Eure Figur könnt ihr mit speziellen, Genre-angelehnten Kostümen ausstatten; auch Mikrofon-spezifische Einstellungen wie Lautstärke und Echo-Effekt lassen sich auf den jeweiligen Sänger abgleichen. In den Optionen solltet ihr zudem im Vorhinein checken, ob eine Tonverzögerung vorhanden ist und diese bei Bedarf korrigieren, damit keine Probleme beim Singen auftreten. Zudem kann der Ton auch über den AV-Ausgang ausgegeben werden, um eine analoge Stereoanlage oder externe Lautsprecher anzuschließen, während das Bild weiterhin über HDMI ausgegeben wird.
Nun könnt ihr das Ticket eures Beliebens erwerben – Wii Karaoke U nutzt nämlich ein spezielles System, das euch die Nutzung der Software nur eine bestimmte Zeit lang erlaubt. Die erste Stunde ist kostenlos und muss nach dem Herunterladen des Spiels noch extra im eShop aktiviert werden. Danach kostet eine Stunde 1,99 Euro, 24 Stunden 4,99 Euro und das 1-Monat-Ticket 14,99 Euro. Im Anschluss an den Erwerb kann sofort losgesungen werden – hierbei habt ihr die Möglichkeit, komplett ohne Wertung, aber auch mit Standard-, Detail- oder Online-Punktevergabe zu singen. Prinzipiell gibt es immer maximal 100 Punkte zu erreichen, die Detail-Wertung hängt aber zusätzlich noch 3 Nachkommastellen an und wertet zahlreiche Stimmeigenschaften wie Tonsicherheit, Geschmeidigkeit und Vibrato zusätzlich aus. Außerdem wird bei letzterer ganz im SingStar- oder Guitar Hero-Stil eine „Notenrolle“ eingeblendet, welche die Tonhöhe der Originalstimme in Form von Balken darstellt und mit eurer eigenen vergleicht. Sie erscheint bei der Online-Wertung standardmäßig übrigens nicht, obwohl auch hier eine detaillierte Punktzahl angezeigt wird – in diesem Fall zusammen mit dem Rang in der weltweiten Online-Rangliste, die bei den meisten Songs bisweilen aber noch ziemlich mager aussieht. Es kann übrigens immer nur eine Wertung aktiv sein; alternativ hat man auch die Möglichkeit, einen Songcontest zu veranstalten, bei dem zwei Teams gegeneinander antreten.
Bei der Songauswahl über das Gamepad (dies hat den Vorteil, dass man schon die nächsten Titel auswählen kann, während noch gesungen wird) wird man mit einem großzügigen Musikkatalog überrascht, der mehr als 1500 Titel bietet. Mit dabei sind die wichtigsten englischsprachigen Künstler der Musikgeschichte sowie auch halbwegs aktuelle Hits, die man aus dem Radio kennt; bei den zahlreichen Genres von Pop über Country bis hin zu Rock sollte auch jeder fündig werden. Verwunderlich, aber für Kenner nicht undbedingt schlecht ist die Tatsache, dass von vielen Interpreten gerade die prägnanten Singles nicht vorhanden sind, dafür aber weniger bekannte Lieder, die man so sicher nicht auf jeder Karaoke-Maschine finden wird. Deutsche Lieder sucht man leider vergebens – der bisweilen einzige vertretene deutschsprachige Künstler ist DJ Ötzi mit einem unglaublich schlechten Playback seines Sommerhits „Hey Baby“. Hier sollte klar nachgebessert werden, da die Konkurrenz in diesem Segment weitaus mehr zu bieten hat. Wii Karaoke U bietet – etwa im Gegensatz zum Vorbild SingStar – auch keinerlei Original-Songs, sondern nur Playbacks, die teilweise auch mit Coversänger eingespielt wurden. Zumeist stehen diese ihren Vorbildern nicht viel nach, vor allem bei den Stimmen merkt man aber trotzdem ganz klare Unterschiede. Vor sowie auch während der Performance können die Playback-Einstellungen angepasst werden – hier werden die Lautstärken sämtlicher Klänge konfiguriert, so etwa die eures Mikrofons, die des Songs oder auch die Intensität des Echo-Effekts. Bei Liedern mit Coversängern könnt ihr deren Stimme auf Wunsch auch wegschalten. Als weniger sinnvoll erweist sich auch die Möglichkeit, das Playback in der Tonhöhe bzw. in der Geschwindigkeit zu verändern – sicherlich ein netter Gag, aber nichts, was ein Karaoke-Spiel unbedingt gebraucht hätte.
Womit wir beim Stichwort angekommen wären – eigentlich scheint Wii Karaoke U eine klassische Karaoke-Maschine nämlich ideal zu emulieren und das Feeling mit vielen zusätzlichen Extras ins eigene Wohnzimmer zu bringen. Leider wurde aber gerade dort gepatzt, wo man es sich gar nicht erlauben sollte: Zu oft erscheinen die zu singenden Texte erst mit dem Einsatz, was – sofern man die Lyrics nicht auswendig kennt – unweigerlich zu einer bösen Gesangsunterbrechung führt. Gewisse Silben, vor allem längere, werden grafisch oft nicht in der richtigen Geschwindigkeit durchlaufen, obwohl es bei den Notenbalken nur selten zu Problemen kommt. Die Texte sind überraschenderweise vollkommen unzensiert. Einen weiteren Makel stellt der Online-Zwang dar, wenn man zu Hause nur eine schwankende Internetverbindung hat oder die Konsole gerne zu einem Freund mitnehmen möchte. Fällt das Internet nämlich aus, wie es bei mir während dem Singen einmal der Fall war, könnt ihr mit viel Glück das aktuelle Lied noch fertigsingen, danach sitzt man auf dem Trockenen und kann dabei zusehen, wie sich der Countdown beim erworbenen Ticket langsam aber sicher dem Ende zuneigt – ein absolutes No-Go bei einem gemeinsamen Karaoke-Abend!
Technisch auf hohem Niveau?
Abgesehen davon, dass die Grafik bei einem solchen Spiel keine große Rolle spielt, sieht diese ziemlich altbacken aus, mit den zahlreichen unreinen Kanten könnte man fast denken, es handelt sich um einen Wii-Titel. Den Hintergrund während der Performance dürft ihr selbst wählen – entweder ihr stellt euch auf eine (wahlweise auch eigens designte) Bühne, lasst den Sound von angepassten Visualisierungen begleiten, startet eine Foto-Diashow von der SD-Karte oder tretet im Tonstudio mit begleitender Notenrolle – unabhängig von der gewählten Art der Wertung – auf. Die Hintergründe wurden allesamt gut umgesetzt, die Bewegungen der Miis auf der Bühne und im Publikum sind zumeist allerdings sehr fragwürdig und passen nur selten zum gesungenen Lied.
Extra-Hardware wird prinzipiell keine benötigt, da ihr auch das Mikrofon des Gamepads verwenden dürft, für ein authentisches Karaoke-Feeling sei aber schon ein richtiges USB-Mikrofon mit halbwegs akzeptabler Qualität – zum Beispiel das Original von Nintendo, welches in jeder Wii U-Zubehörabteilung zu finden sein sollte – ans Herz gelegt. Mit dem Touchscreen des Gamepads navigiert ihr durch die Menüs, zusätzlich verbundende Wii-Fernbedienungen dienen zur (äußerst irritierenden) Einspielung von Soundeffekten während den Songs.
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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 20.Oktober.2013 - 19:52 Uhr