Spieletest: Tales from the Borderlands NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
24. März 2021

USK 16 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Audiovisuelle Präsentation

Endlich für unterwegs

Skurrile Charaktere
Negativ:
Touchscreen-Nutzung fehlt

Anspruchsloses Gameplay

Typische Rätseleinlagen fehlen

Die Telltale Games waren lange Zeit eine sehr beliebte Variante des Point'n'Click Adventures und wussten trotz technischer Limitationen durch eine filmreife Erzählung und durch die vielen gravierenden Entscheidungen, die der Spieler treffen musste, zu begeistern. Dass Tales from the Borderlands den anderen Releases des Publishers qualitativ in nichts nachsteht, war bereits zum ersten Release 2014 bekannt. Wie sich das Spiel aber heute, 7 Jahre später, so schlägt, verrät euch der Test.

Perfekte Adaption

Telltale Games haben sich von Anfang an darauf spezialisiert bereits bekannte Geschichten in Form ihrer ganz eigenen Adventures umzusetzen. Die bekannteste Veröffentlichung dürfte dabei die The Walking Dead Serie sein. Und trotz dieser Franchise-Auswahl überraschte damals die Entscheidung, ein Point'n'Click, im Borderlands Universum anzusiedeln. Auf den ersten Blick bestehen nämlich keinerlei Gemeinsamkeiten. Die Borderlands-Serie charakterisiert sich durch wildes Egoperspektiven-Geballer, das schier unendliche Sammeln von Loot, in Form von Waffen, Munition, Items etc., der Open World, die zum stundenlangen Erkunden einlädt und nicht zuletzt durch einen fabelhaften Koop-Modus. Dagegen kennzeichnen sich die Telltale Spiele durch starre, aber filmreife Kameraführung, ein eher gemächliches Tempo, manchmal unterbrochen von hektischen, auch brutalen Spitzen, ausgewachsenem Singleplayer-Storytelling, dass dem Spieler nur wenig Raum für echtes Gaming, dafür aber großartige Entscheidungsmöglichkeiten lässt – manchmal geht es um Leben und Tot und es gibt kein Zurück, aber dennoch bleiben die Erkundungsmöglichkeiten geradezu banal. Bei all diesen offensichtlichen Unterschieden verbindet beide Serien die Liebe zu eigenwilligen Charakteren, die dem Spielenden noch lange in Erinnerung bleiben. Und genau an diesem Punkt scheinen die Macher von Tales from the Borderlands angesetzt zu haben, denn ab dem allerersten Augenblick des Spiels fühlt man den ganzen Flair der Borderlands-Reihe. Die typische Cell-Shading Grafik beider Spiele wurde perfekt kombiniert und es entsteht eine echte Designsymbiose. Gerade durch seine Optik bleibt das Spiel, wie auch die Egoshooter Originalteile, zeitlos. Unterstützt wird dies durch abgefahrene Charaktere und einen schwarzen Humor, der eine gewisse moralische Flexibilität vom Spieler erfordert. All das setzt sich zusammen zu einem sehr guten Start, der Lust macht auf mehr.

Kino zum Mitmachen

Die filmähnlich erzählte Geschichte ist zwischen Borderlands 2 und 3 angesiedelt und dreht sich dabei um den Hyperion Angestellten Rhys, Fiona und einige ihrer Bekannten. Rhys, der sich schon eine hohe Stelle bei Hyperion einnehmen sah, wird durch seinen Erzrivalen ausgebootet und muss jetzt schauen wo er bleibt. Dass es dabei natürlich turbulent zugeht und kaum ein Plan so funktioniert wie er soll, versteht sich ganz von selbst und entlockt Rhys immer wieder sarkastische Kommentare. Er ist dem Spieler vom ersten Augenblick an sympathisch. Der nette Typ, der unverdienter Weise von einem Abenteuer ins nächste schlittert. Eigentlich ein typischer Point'n'Click-Held, wenn da nicht auch seine völlig abgebrühte, listige und teilweise kaltschnäuzige Art wäre. Es ist direkt zu Beginn schon eine Freude ihm und seinem besten Freund Vaughn beim Quatschen zuzuhören. Wie bei Telltale Games üblich, ist der Spieler immer wieder angehalten aus vier gebotenen Antwortmöglichkeiten zu wählen und so das Spielgeschehen zu beeinflussen. Das führt zum einen dazu, dass man den Controller doch nicht ganz vergisst bei all dem Storytelling, zum anderen bringt es aber auch immer wieder Hektik ins Spiel, da man zum Antworten nicht besonders viel Zeit hat. Langsame Leser werden hier in Stress geraten. Auf die selbe Weise kann man situationsbedingt auch Entscheidungen treffen, die den Ausgang des Spiels maßgeblich beeinflussen. Das macht einen großen Reiz des Spiels aus. Denn nicht zu wissen, was alles hätte passieren können, hätte man sich nur anders entschieden, ist ein Nervenkitzel, der zum zweiten Spielen einlädt. Wer das bei Tales from the Borderlands macht, wird aber feststellen, dass hier sehr häufig alle Wege nach Rom führen, sodass nur die wenigsten Entscheidungen wirklich massive Veränderungen mit sich bringen. Nichtsdestotrotz ist es genau das Spiel mit den Variablen, welches das Game (mindestens beim ersten Mal) so spannend macht. Für Abwechslung sorgen dabei Quicktime-Events, die eine schöne Brücke zum Borderlands Gameplay schlagen. Da kommt es schon mal vor, dass man einen Roboter steuert, der an Robocops Kontrahenten erinnert und alle Gegner in Egoshooter Manier wegpustet, dass die Fetzen nur so fliegen. Schade dabei ist allerdings, dass man bei Verfehlungen gleich das ganze Quicktime-Event samt erzählerischer Einleitung wiederholen muss, was schnell zu Frustration führen kann. Immerhin suggeriert das Spiel, dass man möglichst flüssig und ungestört die Story vorantreiben soll. Knifflige Passagen scheinen da nicht reinzupassen. Wobei man sagen muss, dass das Spiel nie besonders schwer wird und auch genretypische Logikrätsel schmerzlichst vermisst werden. Es bleibt die den Telltale Games ewig anhängende Kritik bestehen, dass man nie ganz weiß, was das Spiel eigentlich sein will. Am besten man betrachtet es als interaktiven Film, der ab und zu die ganze spielerische Aufmerksamkeit verlangt.

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