Scarface: The World is yours ist kein Überflieger geworden: Das Gameplay wirkt zeitweise aufgesetzt und die Grafik nicht mehr zeitgemäß. Atmosphärisch, allem voran die Musik, macht Scarface aber viel wett und Freunde vom GTA-Spielprinzip werden sicher glücklich mit dem Titel. Angesichts der massiven Schnitte sollte eine andere EU-Fassung in Betracht gezogen werden.
Spieletest: Scarface: The World is yours WII
Weitere Infos
Releasedate:6. Juli 2007





Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: 1 Meinungen
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Tolle Atmosphäre
- Genialer Soundtrack
- Massig zu tun
- Negativ:
- Grafisch veraltet
- Uninspirierte Steuerung
- Stark zensiert
Mit Scarface schickt Vivendi ein Spiel auf die Wii, das Spieler der PlayStation 2 und dem PC bereits seit einiger Zeit kennen dürften. Während der Spielablauf dem Original entspricht, wurde die Steuerung auf Wii-FB und Nunchuk angepasst. Die Geschichte des Spiels setzt unmittelbar nach dem spektakulären Filmende ein, das hier aber nicht näher verraten werden soll. Das filmische Vorbild mit Al Pacino zählt nämlich zu den Klassikern des modernen Gangsterfilms und sollte zumindest von Genrefreunden angeschaut werden. Nachdem Tony Montana also seinen gesamten Besitz verloren hat, muss er wieder von ganz unten anfangen. War er einst einer der größten Drogenbarone Miamis, geht es nun darum sich das alte Geschäft Schritt für Schritt aufzubauen. Der Spieler besucht zu diesem Zweck verschiedene Missionsziele, die sich überall im frei begehbaren Miami befinden. Hat man die ersten Deals abgeschlossen, kauft Tony Deckfirmen und Lagerhäuser. Gleichzeitig geraten so einzelne Stadtviertel immer fester in seine Hand. Neben diesen Aufgaben, verliert Tony aber nie sein wahres Ziel aus den Augen: Sich an seinen Gegnern zu rächen, die ihn in diese Situation gebracht haben.
Briefmarkensammeln war gestern
Das Spielprinzip orientiert sich so offensichtlich an GTA, dass man fast von einer Hommage sprechen kann. Den Entwicklern ist es aber trotzdem gelungen das typische Flair der bunten Strandmetropole Miami einzufangen und sich so auch vom geistigen Vorbild zu lösen. Neben den klassischen Missionen, die die Hauptgeschichte vorantreiben, kann Tony viele Nebenaufgaben bestreiten, um seinen Ruf zusätzlich zu verbessern. Neben Straßenrennen, gibt es Konversationen mit verschiedenen Charakteren, Tony muss Drogen kaufen und gewinnbringend verticken, oder eine Runde mit dem eigenen Speedboot drehen. Das Ausräuchern der vielen kleinen Gangs macht nicht nur Tonys eigene Geschäfte sicherer, sondern stärkt auch seinen Mut. Ziel all dieser Mühen ist ein Menü, das randvoll mit verschiedenen Boni ist: Die Rubrik „Gefolgsleute“ umfasst einige Angestellte, die Arbeiten verrichten, für die Tony sich zu fein ist. Neben einer Vielzahl verschiedener Autos, gibt es auch einige Boote zu erwerben, die auch in einigen Missionen benötigt werden. Am meisten Spaß macht aber mit Sicherheit das Einrichten von Tonys großer Villa, die man jederzeit aufsuchen kann. Neben Möbeln und Kunstgegenständen, lassen sich auch Spirituosen und Frauen anschaffen. Es lebe das Gangsterleben...
Abgesehen vom Hauptplot lassen sich so viele Spielstunden füllen, um wirklich 100% in der Bewertung zu erzielen. Anfangs wirkt diese enorme Palette aber eher hemmend, da die Fortschritte im Spiel recht langsam voranschreiten. Ähnlich verhält es sich mit der Orientierung auf der Karte. Obwohl im direkten Vergleich GTA eine größere Spielwelt offenbart, ist man durch das Leveldesign in Scarface oft an bestimmte Routen gebunden und das Gefühl von Freiheit geht ein wenig verloren.
Kastrierte Ikone
Einen wichtigen Gameplay-Part stellen die großen Schießereien dar, auf die Tony immer wieder trifft. Hier hat der Spieler die Wahl, ob er per Lock-On anvisiert, oder selbst versucht gute Treffer zu landen. In der deutschen, geschnittenen Version fehlt neben einigen expliziten Gewaltdarstellungen aber auch die Anzeige, wo man den Gegner getroffen hat. Das ist aber nicht unwichtig, kann man doch mit besonderen Treffern seinen Mut stärken, um in den Wut-Modus wechseln, der Tony unbesiegbar macht und ihm Lebensenergie zurückbringt, sobald er einen Gegner getötet hat. Durch dieses Feature werden viele der Missionen deutlich leichter, was im Gegenzug den Schwierigkeitsgrad nach oben treibt, sollte man den Wut-Modus nicht aufgeladen haben. So entsteht oft ein unbalanciertes Gameplay, das für Frust sorgt. Ein weiterer Minuspunkt ist die bereits erwähnte Zensur in Deutschland. Neben der drastisch reduzierten Gewalt fehlen Waffen und dadurch bedingt sogar Missionen. Wer Kettensägen will, sollte also auf Resident Evil 4 ausweichen, denn in Scarface wurde sie herausgeschnitten.
Technisch zwischen Taschendieb und organisiertem Verbrechen
Die Wii-Steuerung wirkt zweckmässig, ohne wirklich etwas Neues zum Spielgefühl beizutragen. Richtet man die Wii-FB auf den Bildschirm, kann Tony sich umschauen und zielen. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit klappt das auch gut. Die Steuerung von Fahrzeugen ist altbacken, da man Gas und Bremse nur mit den Digital-Knöpfen betätigen kann und sich eigentlich die Steuerung mit den Schultertasten durchgesetzt hatte, die es aber eben nicht mehr bei der gewählten Steuerungsmethode gibt. Für Nintendo sicher nicht schön zu hören, aber ich bin sicher, dass Scarface mit einem vollkommen normalen Pad mehr Spaß macht.
Der Look von Scarface ist wirklich gut gelungen, wenngleich die Technik eindeutig veraltet ist. Das Flair des Films und generell Miamis wird ausgezeichnet transportiert. Al Pacinos Gesicht tut sein übriges zum perfekten Feeling. Natürlich ist dem Spiel anzusehen, dass es lediglich eine Portierung ist. Vor allem die Texturen wirken einfach nicht mehr zeitgemäß, dafür stimmen aber die Weitsicht und die Grafikfehler reduzieren sich auf einige Clippingfehler. Trotzdem bleibt ein trüber Nachgeschmack, denn wirklich neu ist an Scarface eigentlich nichts.
Der Soundtrack gehört sicher zu den besten Punkten des Spiels. Eine ellenlange Liste mit verschiedenen Tracks, die die Achtziger wieder auferstehen lassen. Das Ganze wurde mit einer genialen Sprachausgabe veredelt. Die professionellen Sprecher lassen das Gangsterepos sehr real erscheinen und Tonys zahllose Flüche sorgen zudem für Atmosphäre.
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Vielen Dank an die Firma Vivendi für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 18.Juli.2007 - 10:01 Uhr