River City: Tokyo Rumble ist ein solider Arcade-Prügler – mehr aber auch nicht. Die Sprites versprühen Retro-Charme, doch leider ist auch die Spieltiefe in den späten 80ern stecken geblieben. Das Alles wäre nicht unbedingt schlimm, doch leider stellt der Titel den preislichen Anspruch eines Vollpreisspiels. Diese Selbstüberschätzung manifestiert sich auch in der Endwertung. Als Spieler sollte man sich gut überlegen, ob einem der stolze Preis ein neues, altes Beat’em’Up wert ist, oder ob man nicht doch lieber die Virtual Console auspackt oder sich das wesentlich günstigere 3D Streets of Rage 1 oder 2 zulegt…
Spieletest: River City: Tokyo Rumble 3ES
Weitere Infos
Releasedate:29. September 2016




Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Retro-Style
- Download-Play-Multiplayer
- Negativ:
- Spieltiefe eines Arcade-Spiels
- wiederholt sich schnell
Vielen Europäern dürfte der Name River City Ransom wohl eher nichts sagen. Immerhin hieß der Titel in unseren Gefilden schlicht Street Gangs mit dem Protagonisten "Alex".
Lost in Translation - 30 Jahre Kunio-Kun
In Japan ist der Recke weitaus besser bekannt als Kunio. Street Gangs war hierbei aber nicht mal der erste Titel der sogenannten „Kunio-Kun“-Reihe: Renegade hieß der erste Titel am NES bei uns, hier nannte man den Japaner allerdings noch Mr. K. Später erschien noch ein weiterer Titel für das Entertainment System mit dem Namen Crash’n’the Boys: Street Challenge, in dem der Prügelknabe nun den Namen „Crash“ Cooney verpasst bekam.
Es gab noch viele weitere Episoden und Spin-Offs – Kunio-Kun war sogar einige Zeit das Maskottchen von Technos – doch im Westen wurden die Spiele entweder erst gar nicht auf den Markt gebracht oder erschienen unter neuem Namen und "verwestlichten" Spielelementen – wie etwa in Nintendo World Cup. Da soll noch einer durchblicken...
Zum 30. Jubiläum erscheint nun aber endlich einer der 3DS-Retail-Titel in Europa – zumindest als Download. Da sich nach dem anfänglichen Debakel mittlerweile die Marke River City durchgesetzt hat, heißt es nun River City: Tokyo Rumble, während man bei den Figuren nun endlich bei den japanischen Namen bleibt.
30 Jahre Pixel-Prügelei
Der bereits 2013 in Japan erschienene Titel kommt als klassischer NES-Arcade-Prügler daher – und das nicht nur spielerisch: Hintergründe sind zwar Polygon-Modelle, doch die Charaktere und Waffen sind immer noch 8-Bit-Sprites und wurden mit dem selben minimalistisch Charme animiert wie damals – als hätte man nichts verändert.
Die Sprites versprühen hier einiges an Retro-Charme – klobig und einfallslos wirken hingegen die Hintergründe, die sich trotz vieler Level optisch nur geringfügig voneinander unterscheiden.
Doch zurück zum Spiel: Die Handlung beginnt, als Kunios Freund von Schlägertypen vermöbelt wird. Das kann der Schulschläger natürlich nicht auf sich sitzen lassen und nimmt es mit einem alten Rivalen auf. Doch langsam stellt sich heraus, dass Tokyo nun von einer neuen Bande terrorisiert wird.
Es liegt nun an dem Rohling und seinen Kumpanen, die Schläger wieder zu vertreiben. Die Story gewinnt hierbei zwar nicht den Preis für „komplexeste Handlung“, erfüllt aber seinen Zweck.
Tokyo Rumble
Genauso simpel wie Grafik und Handlung ist auch das Gameplay: Man streift als Sidescroller durch die Distrikte Tokyos und muss Schlagen, Kicken und Springen um böse Schurken in die Knie zu zwingen. Man kann sich hierbei frei zwischen den Levels bewegen, wobei die einzelnen Areale durch Zugstationen miteinander verbunden sind.
Sein Kombo-Potenzial kann man stärken, in dem man in Läden oder optionalen Nebenjobs neue Schriftrollen der Kampfkunst erwirbt, allerdings darf man sich keine trickreichen Kombos wie etwa in Street Fighter erwarten. Außerdem kann man herumliegende Gegenstände wie Baseballs, Mülltonnen oder Schlagringe aufnehmen, um sie als Schlag- oder Wurfwaffe zu verwenden.
Kunio-Kun kann zudem einen von drei Kampfpartnern wählen, welche ihm - leider ausschließlich computergestützt - zur Hilfe eilen.
In weiteren Läden kann man sich noch (simple) Ausrüstungsgegenstände oder Heil-Items für sich oder seine Partner kaufen. Außerdem gibt es auch ein Level-Up System für einzelne Werte wie Angriff oder Verteidigung.
Wie am NES?
Die Retro-Qualitäten besitzen ihren Charme, doch die Spieltiefe lässt für heutige Verhältnisse einiges zu wünschen übrig. Grundsätzlich geht es eigentlich immer darum, bis zum Ende eines Levels zu laufen (die Schläger dazwischen sind komplett optional), dem jeweiligen Distrikt-Boss eins auf die Mütze zu geben und dann den Prozess zu wiederholen. Nach wenigen Spielstunden ist man dann auch schon durch – was für den Preis eines Retail-Spiels einfach zu wenig ist.
Etwas Abwechslung und mehr Spielzeit bringen die Nebenjobs: Hier gilt es gezielt eine gewisse Anzahl an Straßenschlägern zu besiegen, selten auftretende oder geheime Minibosse zu erledigen oder verlorene Items zu finden. Da man aber immer nur 3 Jobs annehmen kann und so die Aufgaben gezielt lösen müsste wirken die Aufgaben doch eher umständlich und ablenkend – zumindest sofern man nicht alles aus dem Spiel rausholen möchte.
Multiplayer
Wie gesagt gibt es leider keinen Story-Ko-Op-Modus, dafür gibt es aber zwei Spielvarianten für bis zu vier Spieler: Entweder eine klassische Prügelei mit bis zu vier Figuren oder einen „Dodgeball“-Modus, welcher an die Spin-Offs der Kunio-Kun Reihe erinnert. In diesem Titel ist es allerdings nur eine abgewandelte Form einer Prügelei: Statt Schlägen und Tritten kann man seine Gegenspieler ausschließlich mit Bällen verletzen. In beiden Modi gilt: Der letzte, der noch steht, gewinnt.
Hier darf man dem Spiel hoch anrechnen, dass es Download-Play unterstützt – immerhin verlangen selbst die einfachsten Spiele am 3DS schon eine zweite Spiellizenz, um Multiplayer-Partien zu spielen. Online-Modi werden wiederum nicht unterstützt, bei dem simplen Gameplay ist aber sowieso fraglich, ob die Multiplayer-Schlachten auf Dauer unterhalten können. Stages und Charaktere werden übrigens im Verlauf des Hauptspiels freigeschaltet. Einige davon sind selbst nach dem regulären Durchspielen noch nicht freigeschaltet. Wer also alle Kämpfer haben möchte, sollte die Nebenjobs Ernst nehmen!
Sound
Soundtechnisch weicht der Titel – im Gegensatz zu bspw. Mega Man 9 oder Dark Void Zero - vom NES-Schema ab und verwendet auch Synthesizer, die am NES nicht darstellbar gewesen wären. Stilistisch lehnen sie sich weiterhin an die minimalistischen, stimmigen NES-Kompositionen an, wirkliches Ohrwurmpotenzial bieten sie aber kaum.
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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Codes.
Letzte Aktualisierung: 09.November.2016 - 02:21 Uhr