Spieletest: Real Football 2008 NDS

Screenshot Screenshot Screenshot

Weitere Infos

Releasedate:
11. Oktober 2007

USK 0 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-4

Leser-Meinungen: Noch keine

Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
solide Steuerung
gute Grafik
Negativ:
wenig Abwechslung
mangelhafte K.I., insbesondere bei den Torhütern

Mit FIFA und Pro Evolution Soccer ist der Nintendo DS mit den erfolgreichsten Fußball-Serien gesegnet, auch wenn die Doppelschirm-Varianten ihren großen Brüder auf den Heimkonsolen qualitativ hinterherhinken. Jetzt schickt sich Real Football 2008 von Ubisoft an, das Genre auf dem Handheld aufzumischen - das Potenzial ist ja bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Aber schon nach kurzer Spielzeit wird klar, dass sich die Entwickler von Gamelofts Kicker eher am Geschmack der „Gelegenheitsspieler“ orientieren: ein flottes Spielchen ohne viel Drumherum.

Kein Schnickschnack.

Formal bietet Real Football jedenfalls vieles, was man von einem typischen Fußballspiel erwartet. Da stehen Freundschaftsspiele, Cups, die bekanntesten Ligen und natürlich die aktuelle Europameisterschaft samt Vorrundenspielen zur Wahl. Eure Eingriffe als „Spielertrainer“ beschränken sich darauf, die Aufstellung und die taktische Ausrichtung eurer Mannschaft zu bestimmen. Das bedeutet, dass sich beispielsweise bei der 38 Spiele umfassenden Saison der englischen Premier League diese 38 Spiele stur und ohne jeglichen narrativen Kontext aneinander reihen. Selbst als frischgebackener Weltmeister werdet ihr lediglich mit einem Glückwunsch-Bildschirm belohnt – ohne Pokalübergabe oder ausgelassenes Feiern. Zwar winken nach dem Meistern der Cups und Ligen starke All-Star-Teams, dennoch fehlt im Turnier- oder Meisterschaftsverlauf einfach die Abwechslung, die sich etwa durch einen intensiveren Management-Aspekt eingestellt hätte. So unterscheiden sich die Spielmodi kaum voneinander.

Was brauche ich Teamkollegen, wenn die gegnerische Abwehr schläft?

Auch bei der Steuerung orientiert sich Real Football am Standard. Ihr bewegt eure Spieler mit dem Steuerkreuz, passt mit B gezielt zu einem Mitspieler oder mit X in den Lauf. Mit R sprintet ihr, L ist für Tricks, Y für Schüsse und Kopfbälle aufs Tor und A für Flanken zuständig. In der Verteidigung wechselt ihr mit der linken Schultertaste die Spieler, geht mit B in den Zweikampf und grätscht mit X. Die Steuerung habt ihr recht zügig verinnerlicht, vielfältige Ungereimtheiten im Gameplay trüben den Spielspaß aber sehr. Zunächst einmal sind die Torhüter absolute Fliegenfänger, die bei nahezu jeder Flanke chronisch am Ball vorbei fliegen, sich berechenbar verhalten und bei den meisten Schüssen aus dem 16-Meter-Raum chancenlos sind. Es ist euch sogar möglich, die Keeper ohne jegliche Finten und mit nur einem Richtungswechsel zu umlaufen und den Ball ins Tor zu tragen. Aber auch die künstliche Intelligenz eurer eigenen und gegnerischen Spieler lässt arg zu wünschen übrig: die Spieler, die gerade nicht im Angriff oder der Verteidigung betroffen sind, verharren starr auf ihren Positionen. In dem einfachen und mittleren Schwierigkeitsgrad sind die Tore viel zu einfach zu erzielen. Nach dem Anstoß könnt ihr häufig im Spurt mit einigen Schlenkern die gesamte Abwehr aushebeln. Im 16er ladet ihr dann den Schuss ein wenig auf, zielt in die linke oder rechte Ecke und platziert den Ball mit Wucht in den Winkel. Passt der Gegner den Ball in der eigenen Abwehr hin und her ohne ihn nach vorne zu klären, reicht ein einfacher Zweikampf, um ihnen den Ball abzuluchsen und in Richtung Tor zu sprinten. Das ist schlichtweg zu einfach. Daher kann man nur die Empfehlung aussprechen, nach dem Trainingsmodus sofort den höchsten Schwierigkeitsgrad auszuwählen, bei dem den Gegenspielern zwar immer noch eklatante Schnitzer unterlaufen, wenigstens fordern sie eure Abwehr aber etwas stärker. Weiterhin fällt negativ auf, dass das gezielte Passspiel nur selten gelingt. Das liegt zum einen daran, dass zu selten der gewünschte Teamkollege angespielt wird, und zum anderen, dass die Gegenspiele viel zu häufig den Ball abfangen. Die Steuerung an sich ist aber sehr solide: Die Spieler bewegen sich präzise zu euren Vorgaben und das Doppelpass-System mit B und gehaltener L-Taste sowie die Pässe in den freien Lauf und Tricks sind klasse umgesetzt. Irgendwann seid ihr es leid, Tore durch Solo-Sprints immer wieder auf die gleiche Weise zu erzielen. Dann versucht man, das Beste aus der recht griffigen Steuerung zu machen und vermehrt Flanken und Kombinationen zu spielen. Das sind dann wirklich motivierende Treffer.

Standardsituationen wie Ecken oder Freistöße sind hingegen kaum präzise auszuführen, wodurch anschließende Tore eher zur Glückssache werden. Die Elfmeter wissen da schon mehr zu überzeugen, hauptsächlich dank der Touchscreen-Integration. Auf dem unteren Display wird das Tor in sechs Felder unterteilt. Ihr wählt eines aus und bestimmt mit der Drucklänge die Schusskraft. Auch der Torwart kann sich für eines der sechs Felder entscheiden. Stimmt seines mit dem des Schützen überein, hält er denn Ball. Ansonsten wird der Touchscreen nur in den Menüs und im guten Replay-Modus eingesetzt. Während des Spiels wird auf dem unteren Schirm nur eine Übersichtskarte des Spielfeldes gezeigt, die sich allerdings als wenig hilfreich herausstellt.

Auf der Rückseite der Verpackung wird aber noch ein besonderes Feature groß angepriesen, welches das Mikrofon des Nintendo DS mit einbezieht. Lasst ihr mal wieder eine Blutgrätsche vom Stapel, eilt sogleich der Schiedsrichter herbei. Ruft ihr jetzt ins Mikrofon, nicht zu laut und nicht zu lang, könnt ihr seine Entscheidung beeinflussen und ihn milde stimmen. Seid ihr zu leise, wird dann beispielsweise als Grund angegeben, dass ihr den Schiedsrichter nur wenig beeindruckt habt. Das Ganze wirkt unsinnig und erzwungen, ganz nach dem Motto: „Was können wir zu Hölle mit der Mikrofon-Funktion anstellen?“.

Close auf Bodolski, der mit einer Vinte und… Tohr!

Dass sich die Entwickler keine offizielle FIFA-Lizenz leisten konnte, lässt sich ganz gut verschmerzen. In den Nationalmann- und zahlreichen internationalen Clubmannschaften tummeln sich Spieler, die ihren realen Pendants namentlich (Rinaldouno, Crotba, Metzelter etc.) und in Körpergröße, Haarpracht und Hautfarbe nachempfundenen sind. Die Fußballer sind zwar etwas pixelig dargestellt, ihre Bewegungen sehen aber ziemlich flüssig aus. Beim Sound hat man sich bei Gameloft aber zu wenig Mühe gegeben: Die Fangesänge lassen sich an einer Hand abzählen und die wenigen Tracks dudeln vor sich hin.

Zum Schluss noch ein Wort zum Mehrspielermodus, der ausschließlich über ein lokales WLAN ausgetragen wird. Der größte Hemmschuh für digitales Fußballspielen unter Freunden ist die Tatsache, dass jeder Teilnehmer ein separates Modul benötigt. Habt ihr dennoch genügend menschliche Spieler beisammen, könnt ihr frei bestimmen, in welchen Teams ihr spielt – wenn ihr wollt, auch zu viert gegen den Computer. Das bietet mehr Dynamik als der Solo-Modus und die Intelligenzprobleme der Kicker fallen nicht mehr ganz so schwer ins Gewicht. Aber auch hier stören auf längere Sicht die oben genannten Gameplay-Schwächen – vielleicht sind die bis Real Football 2009 ja behoben.

Fazit

Real Football 2008 kann durch eine solide Steuerung und gute Grafik überzeugen. Leider sind die Probleme mit der künstlichen Intelligenz eurer Mitspieler und Gegner so schwerwiegend, dass der Spielspaß leidet. Mehr Abwechslung bei den Meisterschaften wäre wünschenwert gewesen. Kurzum: Hier läuft einiges nicht rund.

Grafik
7
Sound
3.5
Multiplayer
6.5
Gesamt
6

verfasst von „Mana Drache“

Diesen Artikel teilen:

Vielen Dank an die Firma Ubisoft für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 18.November.2007 - 15:57 Uhr