ÜBERZEUGUNG: Phoenix Wright ist eine Perle, die sich nur Lesemuffel entgehen lassen sollten. Die Fälle sind spannend, der Wortwitz genial, und die Charaktere liebenswert überzeichnet. Dazu kommt noch eine erstaunlich lange Spielzeit.
Gefällt Dir nicht?
Einspruch abgewiesen!
Spieletest: Phoenix Wright: Ace Attorney NDS
Weitere Infos
Releasedate:32. November 2006



Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Tolle Atmosphäre
- Saubere Technik
- Komplexe Fälle
- Negativ:
- Eingeschränkte Interaktion
- Sehr Textlastig
Lange hat es gedauert, bis Capcoms Anwaltssimulation nach Deutschland gekommen ist. Doch das lange Warten hat sich wirklich gelohnt, denn der Nintendo DS nimmt die Spieler einmal mehr mit auf eine Reise zu einem bis dato unbekannten Genre. Phoenix Wright ist frischer Uni-Absolvent, als einer seiner Jugendfreunde in einen Mordprozess verwickelt wird. Ohne zu zögern nimmt der Junganwalt den Fall an. Der Spieler muss nun wie in klassischen Point’n’Click Adventures den Tatort untersuchen, Gespräche mit verschiedenen Charakteren führen und letztlich in der Verhandlung die Unschuld des Mandaten beweisen. Der erste Fall gestaltet sich vergleichsweise einfach, zuerst wird die Spielmechanik erklärt, bevor die komplexen nachfolgenden Fälle diese voraussetzen. Ziel ist es genügend Beweise und Zeugen zu haben, damit vor Gericht die Unschuld des Angeklagten bewiesen werden kann. Während große Teile des Spiels nur aus Textpassagen bestehen, gilt es vor Gericht immer wieder sehr wichtige Entscheidungen zu treffen: Durch ein „Moment mal“, das wahlweise per Mikrofon, indem der Spieler es laut sagt, oder durch Knopfdruck ausgelöst wird, werden die Zeugen dazu gebracht ihre Aussage zu ergänzen. Lassen sich hier keine Widersprüche feststellen, kommen die gesammelten Beweise zum Einsatz. An der richtigen Stelle während der Aussage gezückt, beeinflussen sie immer wieder den Verlauf der Verhandlung. Dabei kann eine Zeugenaussage beliebig oft wiederholt werden, um die richtige Passage zu finden, an der ein Beweis einen Widerspruch aufdeckt. Die Spannung wird zusätzlich gesteigert, indem Mutmaßungen bestraft werden: Wird der falsche Beweis präsentiert, erntet Phoenix nicht nur das mitleidige Kopfschütteln des Richters, sondern es gibt eine Strafe. Beim fünften Fehler ist das Verfahren gelaufen und der Spieler muss vom Speicherpunkt beginnen. Das Speichersystem ist jedoch großzügig und man kann zu jedem Zeitpunkt sichern, so dass es möglich ist, sämtliche Beweise vorzulegen; verliert man, kann der Spielstand einfach wieder geladen werden.
Die Lernkurve ist gut ausbalanciert: In den Folgefällen werden die Verhandlungen immer wieder vertagt, damit in der Zwischenzeit neue Beweise und Zeugen gesucht werden können. Somit werden die Fälle auch komplexer und es reicht nicht, wie beim ersten Kapitel, nur eine Zeugenaussage zu entkräften.
ANFANGSVERDACHT: Phoenix Wright ist brillant
Die deutsche Übersetzung ist humorvoll gelungen; ein wichtiger Aspekt, denn Phoenix Wright ist äußerst textlastig und lebt stark von den inneren Monologen des Protagonisten. Wright kommentiert praktisch alle Situationen mit seinem Sarkasmus. Insgesamt dürfte das Spiel kaum zum Einsatz an deutschen Unis kommen, auch die Ö-Recht-Klausur geht sicher in die Hose, wenn man sich nur mit dem DS im Vorfeld beschäftigt hat: Die Charaktere sind überzeichnet und agieren comichaft. Neben Zeugen, die „einfach mal in einem Mordfall aussagen wollten“, befiehlt der Staatsanwalt dem Richter beispielsweise, wann dieser die Sitzung zu unterbrechen habe. Diese überspitzte Darstellung dient aber immer der Unterhaltung des Spielers und legitimiert sich so. Oft ist es eine reine Freude Staatsanwalt und Richter bei einer Multiple-Choice-Antwort die absurdeste Möglichkeit anzubieten. Das Gesicht des Richters mit seinen großen, ungläubig aufgerissenen Augen ist den Spaß auf jeden Fall wert.
HINREICHENDER TATVERDACHT: Die Indizien sprechen eine klare Sprache
Die Grafik des Spiels ist gut gelungen, die Hintergründe sind liebevoll und sehr detailliert gezeichnet. Mit dem Stylus oder auch mit einem Fadenkreuz lassen sich dort Bereiche näher untersuchen und so Beweise finden. Die Charaktere sind im Manga-Stil dargestellt und gefallen durch eine Vielzahl an Reaktionen. So werden Wut, Freude und Sorge gut illustriert. Die Verbrechen, die den Fällen vorausgehen, werden immer durch Zwischensequenzen in Spielgrafik gezeigt. Der obere Screen wird für die Verhandlungen und Gerichtsverfahren genutzt, während der untere Screen Zugriff auf Beweise und die Profile der beteiligten Personen gewährt. Untersucht man ein Gebiet, rutscht dieses nach unten und man kann direkt mit dem Stylus markieren, was näher untersucht werden soll. Die Nutzung der beiden Bildschirme ist also hervorragend umgesetzt: So sieht ein DS-Spiel aus!
DRINGENDER TATVERDACHT: Phoenix Wright scheint schuldig
Die Musik tritt bei Phoenix Wright oft in den Hintergrund, sie unterstützt aber oft Stimmungen im Spiel, wie zum Beispiel das Stück, welches immer bei einer Zeugenaussage eingespielt wird. Als Spieler reagiert man mit gesteigertem Interesse darauf, da nun mit Sicherheit ein Einspruch erhoben werden muss. Die Sprachausgabe beschränkt sich zwar nur auf „Moment mal“ und „Einspruch“, dafür aber auch komplett auf Deutsch. Anfangs macht es besonders Spaß in das Mikrofon des DS zu rufen, um den Zeugen zu unterbrechen. Leider muss die Tonaufnahme aber erst durch Knopfdruck aktiviert werden – es wäre schön, wenn der DS die ganze Zeit „zuhört“. Das klassische Holzhammerklopfen um die Verhandlung zu beginnen oder die Zuschauer zur Ruhe zu bringen, ist natürlich auch enthalten und sorgt für die richtige Atmosphäre.
Fazit
- Grafik
- 8
- Sound
- 8
- Gesamt
- 8.5
verfasst von „Shiek Katzenwald“
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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 06.Dezember.2006 - 21:21 Uhr