Spieletest: Mundaun NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
27. Mai 2021

USK 16 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Echte Spannung, ohne Jumpscares

Sehr atmosphärische Kulissen

Ungewöhnliche Sprachausgabe
Negativ:
Nicht zeitgemäße Grafikfehler

Sehr spezielle Optik

Actionsequenzen nerven

Was ein Mensch alleine alles erreichen kann ist doch immer wieder erstaunlich. Im Falle von Mundaun zeigt sich, dass es manchmal nur einen einzigen Entwickler, eine gute Idee und läppische sieben Jahre der Hingabe benötigt, um ein Horrorspiel zu produzieren, von dem sich die ganz großen Genrevertreter durchaus eine Scheibe abschneiden dürften. Allerdings hat das Spiel auch seine Schwächen. Die Pros und Contras klärt der folgende Test.

Einsam und sehr, sehr düster

Bereits mit dem Titelbildschirm wird dem Spieler klar, dass es sich bei Mundaun um ein düsteres und gruseliges Spiel handelt. Der Sound und die monochrom anmutende Kombination aus Beige-, Grau- und Schwarztönen machen direkt deutlich, dass das Ganze kein fröhliches Unterfangen mit hochgepushten Jumpscares wird, sondern im Gegenteil eher den Pfad des Psychohorrors betreten wird. Und mit dem Vorspann kommt die erste große Überraschung. Die original Audiosprache ist Rätoromanisch, auch Bündnerromanisch genannt – eine Sprache, die im Schweizer Kanton Graubünden gesprochen wird. Das klingt komisch, macht aber sehr viel von der Stimmung des Spiels aus. Alles wirkt fremd und unnahbar. Man fühlt sich, als würde man sich in Sachen einmischen, die einen nichts angehen. Aus der Egoperspektive steuernd bewegt sich der Spieler in diesem Grusel-Adventure durch das unwirkliche und dörfliche Schweizer Mundaun, um dem mysteriösen Ableben seines Großvaters nachzugehen, immer mit dem gleichnamigen, riesigen und Respekt einflößenden Berg im Hintergrund.

Eigenwillige Optik

Das Spiel erzeugt durchweg eine unheimliche Stimmung. Die Berge am Horizont, die Schnee bedeckten Felder und Gipfel, die vereinsamten Häuser und die wenigen, aber umso seltsameren NPCs erzeugen ein intensives und stimmiges Setting. Auch die Entscheidung, das Spiel monochrom zu gestalten ist kein Problem an sich. Aber irgendwie sieht es dennoch unheimlich veraltet aus. Das macht zwar einerseits den Charme aus, denn immerhin ist in Mundaun sichtlich die Zeit stehen geblieben, trotzdem gibt es einige Punkte, die heutzutage besser funktionieren müssen. Vieles ist eckig und kantig, wirkt nicht ganz zu Ende designed und ist deshalb auch auf Grund fehlender Farben schwierig zu entdecken. Außerdem wird die Stimmung durch plötzlich aufploppende Objekte, wie Büsche oder Zäune, weiter gestört. Im Handheld Modus erinnert das Spiel dann vollends an Adventure Spiele aus den 2010er Jahren. Wer jedoch die Zähne zusammenbeißt und seine Erwartungen an aktuelle Horrortitel ein wenig herunterschraubt, bekommt eine Optik, die man so schnell mit keinem anderen Spiel vergleichen kann. Der Entwickler hat seine Vision kompromisslos umgesetzt. Alle Figuren sind handgezeichnet und dann ins Spiel integriert worden. Ob man die Gestaltung der Figuren optisch ansprechend findet oder einen die kantigen, hart, wie mit Kohle gezeichneten Charaktere eher abstoßen, muss jeder Spieler für sich entscheiden. Aber eines steht fest: Das Design des Spiels ist gewagt und hat somit die Kraft zu polarisieren. Und das ist schließlich, was man von Kunst erwartet.

Solides Gameplay mit Einschränkung

Das Spiel erinnert an Point’n’Klick Adventures vergangener Tage, wenn man von der Ego-Perspektive und der angedeuteten offenen Spielwelt absieht. Man sammelt Gegenstände und Informationen, die in der richtigen Kombination das Weiterkommen ermöglichen. Ab und zu lockern Logikrätsel das Spielgeschehen auf, aber im Großen und Ganzen hält sich der Schwierigkeitsgrad beim Knobeln in Grenzen. Wer Hilfe braucht, erhält diese in Form eines Tagebuchs. Dort notiert der Protagonist nützliche Informationen, damit der Spielfluss nicht ins Stocken gerät. Ganz anders verhält es sich mit den Kampfeinlagen. Die Monster bringen echtes Gruselpotential mit sich und scheinen der örtlichen Folklore entsprungen zu sein, aber der Kampf gegen selbige gestaltet sich unhandlich. Die behäbige Steuerung und der generell sehr ruhig-unheimliche Ton des Spiels stehen solchen Actioneinlagen konträr entgegen. Stealth Einlagen sorgen für Boni im Angriff und generell muss der Spieler seine Status gut im Auge behalten. Kaffee sorgt für Mut, Essen für Energie und Tabak für Konzentration. Das sind nette Ideen, die sich aber partout nicht in den sonst sehr stimmigen Gesamteindruck einfügen wollen. Denn ansonsten wirkt bei diesem Spiel alles wie aus einem Guss. Der Soundtrack, die unheimlichen Geräusche, die sich sanft entfaltende Story, die ebenso in Bündnerromanisch gehaltenen Radiosender mit der stimmigen Untermalung können einen für sieben bis zehn Stunden in ihren Bann ziehen.

Unglaubliche Arbeit

Michael Ziegler, der Mann hinter Hidden Fields, der Produktionsfirma, hat hier schlichtweg unglaubliches geleistet. Neben intensiver, siebenjähriger Recherche, die zur kongruenten Stimmung geführt hat, merkt man dem Spiel das Herzblut seines Entwicklers zu jeder Zeit an. Ziegler ist keine Kompromisse eingegangen und hat seine optischen Vorstellungen auf eine Weise umgesetzt, die kein großer Publisher durchgewunken hätte. Man wünscht sich beinahe, dass Ziegler ins Silent Hill Team aufgenommen werden würde, um dort endlich den heißersehnten Reboot eines echten Gruselspiels zu gewährleisten. Horrorfans dürfen bedenkenlos zugreifen, wenn sie mit der Optik zurecht kommen.

Fazit

Für Fans von Horror-Adventures ist Mundaun ein echter Geheimtipp und eine willkommene Abwechslung zu den bekannten AAA-Titeln. Die Optik wird das Publikum spalten und bei den Actioneinlagen wäre weniger mehr gewesen. Alles in allem bleibt ein sehr interessantes, düsteres und gruseliges Spielerlebnis.

Grafik
7
Sound
9
Gesamt
7

verfasst von „MatEusZ“

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Vielen Dank an die Firma MWM Interactive für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 17.Juni.2021 - 22:21 Uhr