"Largo Winch: Empire Under Threat" ist ein kurzweiliges, technisch ordentliches, Adventure-Game, an dem Fans des Genres sicherlich ihren Spaß haben werden, wenn auch nicht allzu lang.
Spieletest: Largo Winch: Empire Under Threat NGC
Weitere Infos
Releasedate:32. Oktober 2002



Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- coole Story
- taktische Mini-Spiele
- grafisch schöne Locations
- Negativ:
- leichte Rätsel
- ein wenig kurz
- Charaktere agieren zu "kantig"
- "Jesus-Puzzle"
Kennt eigentlich jemand von euch Largo Winch? Und ich meine jetzt nicht das Spiel, dass ich euch in diesem Artikel näher bringen werde, sondern allgemein. Beinahe niemand? Das dachte ich mir. In Frankreich sieht die Sache schon ein wenig anders aus. Dort ist Largo der Held einer bekannten Comic-Serie, und auch eine TV-Serie entstand vor einigen Jahren, welche damals auch auf Pro Sieben lief. Anscheinend aber mit mäßigem Erfolg, denn seit der Erstaustrahlung habe ich nichts mehr von diesem Werk gehört.
Spielehersteller Ubi Soft unternimmt nun einen zweiten Versuch, die Welt des Largo Winch bei uns zu etablieren. Im Adventure-Game "Empire Under Threat" schlüpft ihr in die Rolle des Frauenhelden und Milliardärserben und kommt geheimnisvollen Machenschaften auf die Spur.
Noch kurz zur Hintergrundgeschichte: Largo's Vater Nerio Winch war Firmenchef der W-Gruppe, eines international agierenden Mammut-Konzerns, der in wirklich jeder Industrie-Sparte tätig ist. Da ist Microsoft ein Witz dagegen! Als Nerio auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, übernimmt der Sohnemann die Geschicke der Firma, wobei er von einigen Freunden dabei unterstützt wird. Das Spiel selbst beginnt bei einer Pressekonferenz, auf der die W-Gruppe eine humanitäre Lebensmittelaktion für ein fiktives afrikanisches Entwicklungsland bekannt gibt. Als auf der anschließenden Party eine Bombendrohung eingeht, nehmen die Geschehnisse ihren Lauf und ihr kommt während eurer Nachforschungen einer großen Intrige auf die Schliche. Mehr will ich allerdings nicht verraten, ihr werdet es schon herausfinden.
Das Game ist, wie bereits erwähnt, ein Adventure. Damit erklärt sich eure Aufgabe fast von ganz allein. Das heißt durch die Gegend laufen, Gegendstände suchen, aufnehmen und kombinieren, Multiple-Choice-Fragen an Leute stellen, um so auf neue Hinweise zu kommen. Alles Dinge, die Spielern von Lucas Arts-Adventures nur allzu bekannt vorkommen werden. Nur leider ist dieses Game bei weitem nicht so anspruchsvoll wie beispielsweise die Monkey Island-Reihe. Bei Largo Winch beginnen Gegenstände, die man untersuchen oder auch mitnehmen kann, zu blinken, wenn man in deren Nähe kommt. So kann man kaum ein wichtiges Item übersehen, noch dazu sind die Gegenstände, die ihr zum Weiterkommen braucht meistens nicht weit entfernt und auch die Kombinationsmöglichkeiten halten sich in Grenzen. Die Gespräche dienen meistens auch nur als Hintergrundwissen und in den seltensten Fällen ist die Vorgangsweise eures Small-Talks wichtig für den Spielfortschritt. Trotzdem kann das Spiel für Freunde dieses Genres sehr unterhaltsam sein, vor allem durch die coole Hintergrundstory.
Um das Gameplay ein bisschen aufzupeppen, haben die Programmierer auch einige Mini-Spielchen eingestreut, um eure taktischen Fähigkeiten mal ein wenig zu fordern. Da wären einmal die Kämpfe. Zwischendurch wird Largo - mal allein, mal zu zweit - immer mal wieder euren Widersachern im Nahkampf gegenüber stehen. Diese Fights finden rundenbasierend statt und es stehen euch mehrere Moves zur Verfügung. Es gibt allerdings meistens eine fast totsichere Vorgehensweise, wie ihr aus dem Kampf als Sieger hervorgeht. Einfach nachdenken und ihr kommt schon dahinter. Ein wenig kniffliger sind da schon die Hacks. Ihr müsst euch in ein fremdes System einhacken, dort Daten klauen und damit wieder zu eurem Rechner zurückgelangen. Dabei müsst ihr Netzwerkknotenpunkte übernehmen und aufpassen, dass ihr nicht von der Abfangsoftware aus dem Netz gekickt werdet. Bei jedem Hack wird die Sache schwieriger und fordert immer mehr taktische Überlegungen. Dann gibt es da noch das Türriegelspiel, eine Poker-Runde und das "Jesus-Puzzle". Dieses Spielchen habe ich mir bewusst bis zum Schluss aufgespart, da es euch sicher ein wenig zur Verzweiflung bringen wird. Oder auch nicht, denn vielleicht sied ihr ja jemand, der Schiebepuzzles im Schlaf beherrscht. Ihr wisst schon, das sind in Quadrate unterteilte und durcheinander gemischte Bilder, bei denen rechts unten ein Stück fehlt, damit ihr durch hin- und herschieben das Puzzle wieder in die richtige Form bekommt. Ich habe diese Dinger schon im richtigen Leben gehasst und es hat mich auch im Spiel einiges an Nerven gekostet.
Die Steuerung geht einfach von der Hand. Der A-Knopf ist zum Bestätigen, zum Benutzen und Mitnehmen von Dingen und für das Gespräch mit anderen Charakteren, mit B ruft ihr das Inventar auf, mit X könnt ihr Sachen untersuchen, mit dem Y-Button ruft ihr die Hilfe auf und mit gedrücktem R-Trigger läuft euer Held. Mit dem Start-Knopf ruft ihr euren Palm auf, schließlich seid ihr ein Business-Man und ohne Organizer aufgeschmissen. Dort findet ihr neben typischen Startmenüfunktionen auch noch persönliche Notizen, die euch weiterhelfen können. Auch die Möglichkeit zu speichern habt ihr hier. Und zwar jederzeit und sooft ihr wollt. Und hin und wieder solltet ihr auch von dieser Option Gebrauch machen, denn im Gegensatz zu Lucas Arts-Adventures kann euer Hauptdarsteller hier sehr wohl sterben. Ein Spielstand belegt übrigens 6 Blöcke auf eurer Memory Card, was noch ganz akzeptabel ist.
Kommen wir nun zur technischen Seite. Die Grafik von Largo Winch ist recht gut gelungen. Schön texturierte Charaktere und Hintergründe geben gut den Stil der Comics wieder. Die starre Kameraperspektive stört mich persönlich ein wenig, wird Resi-Spieler allerdings keine Probleme bereiten. Die Bewegungsabläufe der einzelnen Personen wirken allerdings oft zu hölzern. Wenn Largo mit seiner Geliebten ins Bett steigt - ihr braucht gar nicht erst anfangen zu sabbern, es ist nichts schmutziges zu sehen ;-) - sieht das eher aus wie zwei aufeinander liegende Playmobil-Figuren. Soundtechnisch gibt's auch wenig zu bemängeln. Gut, eine deutsche Sprachausgabe wäre wünschenswert gewesen, aber die deutschen Untertitel sind gut übersetzt und die englische Sprachausgabe ist auch toll anzuhören. Die Betonung ist gut und den russischen, mexikanischen und italienischen Charakteren wurde sogar ein passender Akzent verpasst. Auffallend ist die manchmal fehlende Lippensynchronität in der englischen Fassung. Das Spiel wurde offensichtlich für die französische Sprachfassung gemacht und anscheinend ist dieser hin und wieder kürzer oder länger als der englische. So kommt es schon mal vor, dass bei Zwischensequenzen der letzte Satz abgehackt wird. Besonders witzig ist zum Beispiel der Endkampf. Da bewegt euer Widersacher noch ne halbe Minute seine Lippen, obwohl der englische Sprecher schon längst fertig war. Die Hintergundmusik ist kaum vorhanden und beinhaltet nur ganz dezente Klänge um ein wenig Spannung aufzubauen, was ich gar nicht so unpassend fand. Steuerungstechnisch habt ihr die Wahl zwischen "relativ", also die Nintendo-typische "links heißt linke Seite des Bildschirms"-Steuerung, oder "absolut", was die aus Resident Evil bekannte "links heißt Drehung nach links"-Steuerung bedeutet. Welche davon besser ist, hängt immer von persönlichen Geschmack ab.
Bleibt nur noch die Langzeitmotivation abzuklären. Und das ist der einzige wirkliche Negativpunkt des Spiels. Denn durch die ziemlich simplen Rätsel seit ihr locker in zehn Stunden durch. Danach gibt es nicht wirklich was, das euch dazu bewegen wird, das Spiel nochmal einzulegen. Zwar kann man die weiter oben genannten Mini-Spiele danach alle separat anspielen, doch bis auf die Poker-Runde, werdet ihr bei allen Spielchen froh sein, dass ihr sie nie mehr machen müsst. Und vor allem beim Jesus-Puzzle! ;-)
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Vielen Dank an die Firma Ubi Soft für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 24.Oktober.2002 - 12:56 Uhr