Kritzelpost bringt mit viel Charme viele Neuerungen, die man sich damals schon vom Nintendo Briefkasten gewünscht hat. Leider kommen diese aber gefühlte fünf Jahre zu spät: Auch wenn es der einzige direkte Kom-munikationsweg am 3DS ist, hat Nintendo mit Miiverse und der Smartphone-Erweiterung nun einfach Kanäle geschaffen, die wesentlich stärker frequentiert werden. Die DLC-Farben und Briefpapiere sind zwar nett, aber allesamt viel zu hoch im Preis angesetzt und die Abpaus-„Lektionen“ verdienen diesen Titel kaum. Was übrig bleibt ist eine nette und kostenlose Spielerei alá Pictochat, die mit weiteren, zeichenfreudigen Freunden Spaß machen kann, aber auf Grund der Online-Politik von Nintendo auf dem (westlichen) 3DS wohl nicht mehr die Nutzerbasis finden wird, die sie 2011 bekommen hätte.
Spieletest: Kritzelpost 3ES
Weitere Infos
Releasedate:17. November 2016




Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Kostenloses Kommunikationswerkzeug
- 3D-Effekt
- bis zu vier Farben
- Marken aus Nintendo Badge Arcade nutzbar
- Negativ:
- DLCs zu teuer
- Nutzerbasis schätzungsweise gering
- kein Anreiz, mehr Briefe zu schreiben
Lektionen – Art Academy Light
Wer „Lektionen“ hört, denkt hierbei natürlich sofort an Nintendos Art Academy, welche nicht nur in einer eigenen Reihe sondern auch in Form von Spin-Offs mit Pokémon und Disney schon einige Erfolge feiern konnte. Leider sind die DLC-Lektionen aber nur entfernt damit vergleichbar: Nikki gibt einem zwar Tipps, was man bei den Character-Designs beachten sollte – schlussendlich ist es aber nur eine Schritt für Schritt Malbuch-Anleitung zum Abpausen. Wer sich unsicher ist kann übrigens immer je eine Lektion pro Paket mit den neuen Farben Probe spielen, aber nicht speichern.
Ein wirklicher Kaufanreiz sind sie also nicht. Wer tatsächlich zeichnen lernen möchte, sollte also entweder versuchen frei nach der Vorlage zu zeichnen (man kann die Vorlage abstellen) oder gleich zu einem Titel der Art Academy-Reihe greifen, welche das eigene experimentieren und lernen viel mehr hervorhebt.
Wenn es nur ums abzeichnen geht, hier ein Geheimtipp: Kauft euch die Sets mit Farben, die den Lektionen ähneln (mit den Grundfarben sollte man schon recht weit kommen), sucht und fotografiert Lektionen online und ladet sie als Screenshot zum Abpausen in euren Brief.
Das Nintendo Premium-Paket – Wieso zahlen?
Der eigentliche „Mehrwert“ der DLC-Inhalte besteht hauptsächlich in den neuen Briefpapieren (die im Nintendo Briefkasten nur über Werbematerial oder Freundesbriefe erhältlich waren) und vor allem neuen Stiften. Mit jedem kostenpflichtigen Download, der zumindest eine Lektion enthält, bekommt man 4 weitere Farben (zusätzlich zu rot noch blau, gelb, grün und orange) und den dicken Stift. Wer also Kritzelpost viel nutzt, dürfte so zumindest eines dieser Pakete erwerben wollen.
Für unseren Test wurde uns hierzu das Nintendo-Premium-Paket zur Verfügung gestellt, welches als Premium-Paket gleich mehrere Farben beinhaltet: Glitzer-Gold, Glitzer-Platin, Tiefschwarz und Rein-Weiß enthält. Die Glitzerfarben wirken hier aufs erste ziemlich edel, alle vier verlieren aber äußerst schnell an Reiz, da sie nur begrenzt einsetzbar sind.
Auch quantitativ bietet es weniger als das gleich teure Glitzer-Premium Set: Dieses bietet zwei Farben mehr (zwei glitzernd, 4 brauchbare Mittelfarbtöne), zwei Briefpapiere mehr und ganze acht Lektionen mehr als das Nintendo Paket. Dafür bietet dieses Paket aber auch nur generelle Motive am Briefpapier und in den Lektionen.
Beide Pakete sind übrigens nicht nur wegen ihrer Inhalte so teuer: Sie enthalten nämlich auch noch einen weiteren Vorrat an Tinte so wie jeweils 3000 zusätzliche Speicherplätze für Briefe. Ob man diese auch tatsächlich braucht muss jeder selbst entscheiden…
Das Nintendo Premium-Paket – Der Nintendo-Faktor
Wer sich unter den einzelnen Lektionspaketen nicht entscheiden kann, findet im Nintendo-Paket zumindest eine breit gefächerte – wenn auch bescheidene – Auswahl: Mario, Toon-Link, das Inkling-Mädchen und Melinda (Animal Crossing) können hier gezeichnet werden. Metroid ist mit Samus und Pikmin mit dem roten Pikmin sogar nur hier vertreten.
Wo das Nintendo-Paket am Meisten punktet ist beim Breifpapier: Zu jeder der Lektionen gibt es auch ein schickes, eigenes Design welches man als Untergrund für seine Zeichnungen nehmen kann. Fast alle weißen dabei auch einen zusätzlichen 3D-Layer im Design auf.
Hier könnte ihre Werbung stehen!
Wie schon damals fragt Nintendo auch hier, ob ihr Werbung empfangen wollt. Bisher ist noch nichts eingetrudelt, damals konnte man aber Nachrichten von Aonuma, Miyamoto und Co empfangen, die nicht nur neue Spiele bewarben, sondern auch exklusive Briefpapiere mit sich brachten. Ob Nintendo nun noch immer so großzügig ist, wird sich zeigen…
Präsentation und Zeitgeist Nintendos
Grafisch und Soundtechnisch zeigt sich Nintendo wieder von ihrer Schokoladenseite. Kaum jemand schafft es so etwas Einfachem wie einem Messenger so viel Charme und Charakter zu verleihen.
Doch leider können auch Musikohrwürmer und fröhliche Nikki-Zeichnungen nicht darüber hinweg täuschen, dass die Neuerungen einfach drei Jahre zu spät kommen. Damals war der Briefkasten schon mehr Ausweichmöglichkeit als zeitgemäßes Kommunikationsmittel: Immerhin sind Private Nachrichten und Voice-Chats schon seit 2006 bei der Konkurrenz Standard.
Nintendo hat mittlerweile zwar mit Miiverse und anderen Wii U Funktionen ein paar Dinge dazugelernt, doch auf dem 3DS – insbesondere den alten Modellen – ist die Online-Kommunikation immer noch umständlich. Jetzt erst 2016 die Kritzelpost einzuführen ist zwar gut gemeint – wer aber Online kommunizieren will ist entweder auf andere Möglichkeiten wie Smartphones ausgewichen oder wird auch mit Kritzelpost nicht mehr kommunizieren als vorher. Und Nintendo setzt auch keine Maßnahmen, um die Nutzerbasis zu erhöhen – wie etwa tägliche oder wöchentliche Platinpunkte fürs Nintendokonto, wenn man täglich eine Nachricht verschickt.
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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 01.Dezember.2016 - 14:30 Uhr