Spieletest: Geheimakte Tunguska WII

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Weitere Infos

Releasedate:
25. April 2008

USK 6 keine Onlinefunktion Remote Nunchuk unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

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Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
packende, dichte Story
fordernde Aufgaben
tolle Atmosphäre
Negativ:
altbackenes Gameplay
genretypisch wenig Action
wenig Innovativ

Eiseskälte. Totenstille. Das zeichnet Tunguska, eine Region in Sibirien, Russland, aus. Bis zum Jahr 1908.... Für eine kurze Zeit: Höllenbrunst. Totenlärm.... Was ist passiert? Es gibt Theorien. Meteoriten? UFO? Aber was bedeuten schon Theorien. Das Mysterium Tunguska wirft bis heute Fragen auf und legt den Story-Grundstein - für eines der bis dato spannendsten Wii-Spiele.

Die Vergangenheit holt sie ein...

Auch Wladimir Kalenkow suchte Antworten, wie viele Wissenschaftler in den vergangenen Jahrzehnten. Seine Expeditionen... liefen eher unglücklich - er verlor seine Frau bei einem Autounfall. Vermeintlich. Doch seine Nachforschungen haben noch verhängnisvollere Auswirkungen: Wladimir ist gerade mit der Ausstellung über prähistorische Tiere im Naturkundemuseum Berlin beschäftigt Eine unfreiwillige Pause räumt ihm eine Schattengestalt ein. So schnell, wie sie kam, verschwand sie auch. Nicht für Wladimir. Er folgt den schleimigen Spuren, aus dem Büro hinaus bis in die Gänge des Museums. In einer Sackgasse - bricht er unter der plötzlichen, bedrückenden Präsenz der Schattenkutte zusammen...
Nina, Heldin des Spiels, wollte sich eigentlich mit Herrn Kalenkow treffen. Doch keine Spur von ihm. Nina beginnt, sich Sorgen zu machen. Ein Anruf bei der Polizei ändert daran nichts. Sie stellt Nachforschungen an. Max Gruber, ein Kollege Kalenkows, war selbst in der Arbeit vertieft und hat ergo nichts mitbekommen. Oleg K. hingegen, ein Partner vergangener Tage, hat eine Spur - die Nina zusammen mit Max und Oleg auf eine Reise zurück in die Eiseskälte schickt. Ständige Angst begleitet sie: findet sie Wladimir wieder - oder verliert sie nach ihrer Mutter auch noch ihren Vater?

Wem die Storyschnipsel bis hier hin gefallen, verfällt auch dem Rest des Detektivspektakels: Geheimakte: Tunguska hat als Point’n’Click-Adventure ja gar keine andere Wahl, als das altbackene Grundprinzip mit einer dichten, motivierenden Story zu kaschieren. Mission erfüllt! Im ersten Spielabschnitt erschnüffelt man langsam erste Hinweise, dann geht es actionreich auf Reise, die dunkle Machenschaften und verstrickte Intrigen entlarvt und in einem alles klärenden Showdown endet. Übrigens: Der Wii-Version wurde ein alternatives Ende spendiert - Geheimakte: Tunguska erschien bereits 2006 für PC. Schwächen im Handlungsverlauf gibt es keine, nur sporadisch zieht sich die Geschichte, Dank ertragsloser oder ellenlanger Dialoge, ein wenig. Abhilfe schafft die Möglichkeit, schnell durch die Konversationen zu ‘spulen’. Ein Lob verdienen auch die super eingebundenen Personen, auch wenn deren deutsche Synchro teilweise nicht so überragend wie im Rest des Spiels ausfällt.

Logik trifft kreativ-abstraktes Denken

Das Gameplay gibt sich, wie bereits gesagt, ein wenig zu Oldschool: Mit Nina, und an einigen Stellen auch mit Max, klappert ihr vorgerenderte Schauplätze nach Hinweisen ab - die etwas klobigen Animationen der Figuren sind da schon das dynamischste auf dem Screen, leider. Wer keine Lust auf die Pointer-Funktion als Gehhilfe hat, steuert die Helden wahlweise auch mit dem Nunchuk. Als Indizien können alle möglichen Gegenstände in der Umgebung dienen. Welche ihr euch näher ansehen respektive mit welchen ihr interagieren könnt, verrät euch ein Lupensymbol via 1-Button. Untersucht ausnahmslos alles, auch das, was ihr bereits eurem Inventar hinzugefügt. Manchmal zerlegen Nina und Max diese dann in weitere Komponenten.
Elementar für das Adventure sind eure logischen Fähigkeiten und ein wenig Hirn von MacGyver, denn meist dürft ihr aus dem angesammelten Unrat hilfreiche Apparaturen zusammenbauen. Aus einem Besenstiel, einem Müllbeutel und einem Eimerhenkel wird zum Beispiel ein Kescher gezaubert, aus einer Katze und einem Handy mit doppelseitigem Klebeband wird ein mobiles Abhörgerät und... nein, noch mehr sollten die potentiellen Zocker nicht wissen! Aber Gelegenheiten zum Köpfchen anstrengen gibt es noch genug: Viele, fair-motivierende Knobeleinlagen und logisches Schlussfolgern machen Geheimakte: Tunguska zum perfekten Spiel für Hobby-Sherlocks. Besonders pfiffig sind die Zusammenspiele zwischen Nina und Max: Dann wird ein Rohr zum ‘Übertragungskabel’, über das Max dem Rotschopf Utensilien zukommen lässt, da sie ja... upps, fast wieder gespoilert. Lediglich die Dialoge stinken ein wenig ab: Egal, in welcher Reihenfolge ihr Personen fragen stellt, am Ende erhaltet ihr nicht mehr als eine Information, die sich mal brauchbar, mal weniger brauchbar in das große Puzzle einfügen lässt. Generell werden sich action-affine Gamer eher weniger mit dem antiquierten Grundprinzip anfreunden: Es kommt kaum zu hektischen Situationen, zudem könnt ihr nicht sterben. Ihr habt alle Zeit der Welt beziehungsweise geht manchmal viel Zeit vorüber, bis ihr auf nächsten entscheidenden Kniff kommt. Ihr seid ungeduldige Naturen? Dann besser: Finger weg!

Der Zweck heiligt die Mittel

Technisch präsentiert sich Geheimakte: Tunguska genau wie das Gameplay: meditativ-phlegmatisch. Die vorgerenderten Umgebungen sprühen nicht allzu sehr vor Action und Dynamik, dafür behaltet ihr alles im Blick. Vorbildlich ist der Detailgrad der Szenerien: Viele, dekorierende Gegenstände gepaart mit eurem Blick für das Interessante lassen eure Touren durch gemütliche Büros, authentische-kühle europäische Eislandschaften oder auf dem idyllischen Kuba zu Zeit fressenden Erkundungen. Nicht minder atmosphärisch wirken die Rendervideos, die spielerische Handlungslücken adäquat überbrücken. Grafische Highlights vermisst man dennoch.
Einen Tick zu passiv verhält sich die akustische Untermalung. Ein reichhaltiger Soundtrack fehlt, die wenigen Songs sind stimmig, mehr allerdings auch nicht. Ebenso zu diskret vertreten: die Soundeffekte. Ein bisschen Vogelgezwitscher da, ein wenig städtisches Treiben... da schlafen die Ohren schnell ein. Tipp: Wenn keine Filmsequenz im Anmarsch ist, einfach selbst ein wenig stimmige Mucke einwerfen!

Fazit

Geheimakte: Tunguska ist für bequeme Zocker eine super Alternative zur Crime Time im TV. Eine verstrickte, interessante Geschichte erfordert eigenes Mitdenken, ganz zu schweigen von all den Kombinatorik- und Rätselaufgaben. Wer es auf dem Screen eher mehr Krachen sehen will, wendet seinen Blick besser ab. Nichtsdestotrotz gehört der Titel auf Wii zur gehobenen Klasse.

Grafik
7
Sound
6
Gesamt
8

verfasst von „Craoz“

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Vielen Dank an die Firma Koch Media für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 08.Juni.2008 - 16:59 Uhr