FIFA legt einen beachtlichen Teil der erdrückenden Simulationslast des Vorgängers ab und kommt mit einer frischen Leichtigkeit daher, dass es wieder Spaß macht, sich solo oder mit ein paar Freunden vor dem Bildschirm zu versammeln und einfach ein paar schöne Tore zu schießen. Fußballfreunde finden auf dem GameCube trotz kleiner Schwächen im Gameplay nichts Besseres.
Spieletest: FIFA Football 2005 NGC
Weitere Infos
Releasedate:32. Oktober 2004



Anzahl der Spieler: 1-4
Leser-Meinungen: 1 Meinungen
Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- flüssiges Passspiel
- First-Touch-Kontrolle
- Top-Präsentation
- Negativ:
- träge Spieler
- Kommentar
- teils hakelige Animationen
These 2: FIFA 2005 schafft Räume
Erste Eindrücke von einem weit weniger zugestellten und umkämpften Mittelfeld führen zu der Annahme, dass FIFA 2005 dem kreativen Angriffsfußball gewisse Freiräume zugesteht. Und tatsächlich: Das Mittelfeld ist meist schneller zu überbrücken, was natürlich auch auf die höhere Ballsicherheit zurückzuführen ist. Die Gegenspieler decken aber mit einem ehrfürchtigen Abstand und lassen sogar kilometerlange Solo-Dribblings zu, bis die Sturmspitzen auf die doch recht dichte Abwehrmauer als letzte Instanz kurz vor dem 16-Meter-Raum prallen, bei der schon ein kreativer Pass oder Mut zum Risiko abverlangt wird, um zu Abschlussgelegenheiten zu kommen. Besonders zu empfehlen sind Flankenläufe in die Nähe der Grundlinie, eine leicht aus dem Fußgelenk gezauberte Hereingabe mit X oder der überholten Off-the-Ball-Control, glänzend abgeschlossen mit einem getimt-wuchtigen Kopfball ins Tornetz. Die Möglichkeiten, seine Ideen auch auf dem Platz umzusetzen, werden durch die geschaffenen Freiräume verbessert und führen zu einem komplexeren, reichhaltigeren Spiel, weil weder Solo, Flanke oder Kurzpassspiel zum Torerfolg von vorne herein zum Scheitern verurteilt sind. Die zermürbende Hilflosigkeit vor dem Strafraum im Vorgänger wurde erfreulicherweise enorm gedämpft. Aber auch die künstliche Intelligenz beansprucht hier noch einmal ein gesondertes Lob. Auch die Computergegner beherrschen Flanken, um das Spiel zu öffnen, spielen strategisch sinnvolle Rückpässe, um Ballsicherung zu betreiben oder begeistern durch Stakkato-Zuspiele. Somit bewahrheitet sich auch meine zweite These.
These 3: FIFA 2005 belohnt
Spielerisch belohnt FIFA 2005 unser ideenreiches Spiel. Und womit erfreut man einen Fußballer? Natürlich mit traumhaften und zahlreichen Toren. Bei FIFA scheint es fast obligatorisch, dass wir den neuesten Ableger anfangs als vollkommen missraten und als weitere Verschlimmbesserung des Vorgängers betrachten. Aber ich gewöhne mich langsam an den Gedanken und bin sogar ein bisschen froh über das Umdenken bei jeder Jahresversion. So wird nämlich schon von Beginn an spürbar, dass EA Sports Veränderungen vorgenommen hat, dass sich eine Entwicklung vollzieht und nicht bloß ein belangloses Update präsentiert wird. Nach der alljährlichen Einarbeitungszeit lassen sich durch oben genannte Vorteile ganz hervorragende Treffer gestalten. Ob volles Rohr aus dreißig Metern, akrobatische Volley-Einlagen wie Fallrückziehern im Strafraum oder ein klassischer Durchmarsch mit gequetschtem C-Stick – Tore sind nicht mehr Elfenbein, sondern Gummibärchen. Quod erat demonstrandum.
These 4: FIFA 2005 setzt Standards (-ituationen besser um)
Um sich der vierten These anzunähern, müssen wir vier Standardsituationen beleuchten. Den Beginn in unserer Abhandlung machen dabei die direkten Freistöße. Fast schon frustrierend, wie häufig bei FIFA 2004 selbst die scheinbar am besten getroffenen und mit dem nötigen Effet ausgestatteten Schüsse in den meisten Fällen „an den Fingerspitzen“ des Torhüters abprallten. Nicht so bei FIFA 2005: Der Balken auf dem Bildschirm, auf dem ein Cursor hin und her schnellt, ist in den höheren Ligen mit einem viel breiteren Genauigkeitsbereich ausgestattet. Außerdem schleicht der Cursor ganz gemütlich über den Streifen, sodass wir mit ein wenig Timing den Großteil unserer Freistöße verwandeln. Fouls vor dem Strafraum sind also tödlich, dem Torhüter schlottern die Knie. Eine vielleicht zu starke Vereinfachung auf diesem Gebiet, wo bleibt denn da die Kunst? Aber, aber: Es geht doch hier ums Toreschießen, nicht wahr? Die Elfmeter sind hingegen kaum von der Restaurationswelle beeinflusst worden und sind tadellos. Ein Lob ist den Einwürfen auszusprechen, bei denen sich nun drei Fußballer um die Gunst der Kugel bewerben. Zwischen ihnen wird ein passender Adressat ausgewählt, der sich freiläuft und via X das Leder zugeführt wird. Insgesamt handelt es sich hier um eine positiv zu bewertenden Erweiterung. Die These wird jedoch durch die Eckstöße in ihrer Stichhaltigkeit beeinträchtigt. Vollkommen ineffizient und unzugänglich wie in der 2004-Version wird von den Eckfähnchen geschossen. Während der fast bewegungslose Angreifer am kurzen Pfosten noch die besten Chancen auf Torerfolg hat, fällt es unseren Strafraum-Invasoren, die sich an einem bulligen Abwehrspieler bedrängen und zurückstoßen (B oder C) lassen müssen, bedeutend schwerer, im richtigen Moment und am richtigen Ort, einem markierten Kreis, die B-Taste zu drücken. Ähnlich unübersichtlich handhabt es sich da mit den Freistößen, die noch einen Mitspieler im 16-Meter-Raum suchen und ebenfalls einen Flankenaufschlagszirkel angezeigt bekommen. Wir wünschen uns für den Nachfolger eine komplett überarbeitete Eckball-Variante. Die These kann im Übrigen so nicht standhalten.
Da wir jetzt das Gameplay so akribisch seziert haben, wollen wir uns der Aufmachung zuwenden. Eine Selbstverständlichkeit ist (auch wegen des Vollpreises) die Aktualisierung und Erweiterung der zur Verfügung stehenden Clubmannschaften und Nationalteams. 11.000 echte Spieler, 18 Ligen und 38 Nationalmannschaften sind die beeindruckenden Zahlen, die kein anderes Fußballspiel zu bieten hat. Vorbildlich sind auch die nochmals reduzierten Ladezeiten vor den Spielen und das gänzliche Fehlen von Auswechslungspausen zu beurteilen. Grafisch wirkt noch alles einen Tick detaillierter, angefangen von den Spielermodellen über die Stadien bis hin zur Rasentextur. Schön, dass die blank polierte Optik auch noch weniger Ruckler vorzuweisen hat wie in FIFA 2004. Die Animationen hingegen sind ein zweischneidiges Schwert: Während die Bewegungen zur Ballannahme sehr weich wirken, fallen Spurts über den Platz eher negativ auf: Die hölzerne Fortbewegung des Ballack-Verschnitts ähnelt dann nicht einem flotten Fußballgott, sondern eher einem humpelnden Schimpansen. Der vielgescholtene deutsche Kommentar versucht zwar, mit einem aufgestockten Inventar an Phrasen und einleitenden Worten vor jeder Partie, Informationen zum Stadion oder Auswechslungen das Gefühl einer TV-Übertragung zu erreichen, was allerdings durch widersprüchliche Aussagen und inhaltslosem Geplapper des Öfteren zu einem Hauch von Surrealismus führt. Vielleicht nächstes Mal, Herr Bartels und Herr König.
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Vielen Dank an die Firma Electronic Arts für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 04.November.2004 - 16:06 Uhr