Spieletest: Dredge NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
30. März 2023

USK 12 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
fantastische Artworks
Lovecraft Story-Grundlage
geniales Fishing-Gameplay
Sammelsucht entfacht sofort
Negativ:
Grinding unerlässlich

Dredge ist ein Spiel, welches auf die phantasievollen Ideen von H.P. Lovecraft setzt und gleichzeitig ganz eigene Routen abfährt. Das Team hinter dem Spiel, Black Salt Games nennt sein Debütwerk selbst „ein ungewöhnliches Fischerei-RPG“. Wie wir das Abenteuer erlebt haben, gibt es in diesem Nintendo Switch Test zu lesen.

Gestrandet in Großmark

Ihr schlüpft in die, sicherlich von Schwielen geplagte Haut des namenslosen Fischers, der schiffbrüchig an die Küste von Großmark gespült wird und vom Bürgermeister des Ortes in die Pflicht genommen wird.

Weil ein Fischer natürlich einen Kutter braucht, bekommt ihr direkt ein einsatzfähiges Boot zur Verfügung gestellt. Ganz eigennützig ist das jedoch nicht, schließlich berichtet euch der Bürgermeister ohne Umschweife vom Bedarf eines neuen Fischers, um die Stadt zu versorgen oder andere Bo(o)tengänge zu verrichten. Damit der den dampfenden Kahn schon bald euer eigen nennen dürft, bietet euch der Bürgermeister an, ihn gegen Abzahlung eines Kredites zu überlassen, sofern ihr regelmäßig mit einer Schiffsladung frischen Fischs andockt. Gesagt getan startet ihr ins Abenteuer und macht euch mit eurem Boot vertraut.

Rollenspielelemente und Fishing-Simulation

Sobald ihr euch vom Dock abgestoßen habt, könnt ihr durch das zunächst ruhige Gewässer schippern. Hier und da blubbert die Oberfläche, unter welcher ihr Fischschwärme erkennen könnt. Fahrt ihr über eben diese Stelle und drückt A, werft ihr die Angelruten aus, um einen dicken Fang einzuheimsen. Je größer der Fang und je schneller ihr den Fang beim Fischhändler in Großmark abliefert, desto mehr Geld dürft ihr in Empfang nehmen.

Sukzessive erfahrt ihr mehr über die Stadt am Wasser und die große, weite See des Archipels. Denn Groß- und Kleinmark, die sich gegenüberliegen und vom Wasser getrennt sind, werden von weiteren Inselgruppen eingekreist, die ihr nach und nach erkunden werdet. Schließlich gilt es mehr als 125 Fischarten und -varianten und zahlreiche Geheimnisse zu entlocken.

So erfahrt ihr schnell von ungeheuerlichen Entartungen mancher Fischspezies. Das Vorhandensein der Anomalien macht sich durch giftig wirkende Rauchschwaden, die über dem Wasser wabern, bemerkbar. Wenn ihr euch also euren Angelmissionen widmet, achtet auf solche Angelspots, um eure Enzyklopädie nach und nach mit allen 128 Fischen anreichern zu können. Die Sonderformen der Fische bringen zudem mehr Geld beim Fischhändler ein.

Geschenkt gibt es solche Kuriositäten aus der Tiefe aber nicht. Ihr müsst in einem kleinen Minispiel im richtigen Timing den Y-Knopf zum Einholen eures Fangwerkzeugs drücken. Seid ihr darin geschickt, etwa 2-3 Mal zu drücken, wird der Fang eingenetzt und in euer Boots-Inventar überführt. Langweilig wird das nie, weil jeder Schiff ein etwas anderes Minispiel bekommt und jeder weitere Versuch anders getimt werden muss. Einmal etwas gefangen, wartet sogleich die nächste Herausforderung: Ihr müsst euer Inventar penibel organisieren. Neben der Schiffsausrüstung habt ihr nur eine gewisse Anzahl an Lagerplätzen zur Verfügung. Fische und andere Objekte wie Relikte oder Ressourcen nehmen unterschiedlich viele Slots ein. Schon kurz nach Spielbeginn werdet ihr gelernt haben, dass nicht jeder Fisch ins Inventar passt, ein anderer, weniger wertvoller Fang freigelassen werden muss oder die Rückkehr zum Händler lieber früher als später angetreten wird. Ärgerlich wird es nämlich, wenn ihr ein Schiffswrack leerräumen oder eine Trophäen-Variante eines Meeresbewohners, die, gold markiert, besonders schwer und groß ist, fangen aber nicht ablegen könnt.

Die Rollenspielelemente kommen dann zum Tragen, wenn ihr in eurer Heimatsiedlung Großmark mit der Schiffsbauern interagiert. Ihr lernt, dass ihr euch Scheinwerfer, bessere Motoren, Netze, Angeln und anderes nützliche Zeug kaufen könnt, wenn ihr das nötige Kleingeld nach den Fischverkäufen mitbringt. Gleichzeitig werden bessere Ausrüstungsgegenstände freigeschaltet, wenn ihr im Trockendock in die Verbesserung von eben genannten Objekten investiert. Das tut ihr, indem ihr Ressourcen beschafft und in entsprechende Schablonen einsetzt, ehe ihr die Verbesserungen freischaltet. Das können mehr Lagerplätze im Boot sein oder ein verbesserter Rumpf, der mehr Schaden aushält.

Hier und da findet ihr zudem Forschungsteile oder erhaltet sie als Belohnung für Gefallen von Bewohnern der Orte. Diese setzt ihr im Forschungsmenü für die Freischaltung neuer Ausrüstung ein. Z.B. größere Fangnetzte, hydraulische Angelruten oder stärkere Motoren, die euch mehr Fahrtgeschwindigkeit bringen.

Während eurer Schiffsfahrten könnt ihr insgesamt 12 Flaschenpost-Nachrichten finden und einige Bücher lesen, die ihr im Story-Verlauf überreicht bekommt oder ebenfalls nach dem Erfüllen von Nebenaufgaben oder Gesprächen geschenkt bekommt. Sind diese durchgelesen, was automatisch geschieht, wenn Zeit vergeht und ihr das jeweilige Buch aktiviert habt, erhaltet ihr einen Bonus, der sich auf eure Fang-Effizienz, Geschwindigkeit oder andere Eigenschaften eures Gefährts auswirkt.

Gefälligkeiten und Mysterien

Bis hierhin klingt das Ganze nach einer entspannten Fischerei-Simulation, die seichte RPG Mechaniken beinhaltet. Es birgt ein gewisses Grinding in sich, um an das nötige Kleingeld und die Ressourcen zu kommen, um die Gerätschaften zu entwickeln. Gleichzeitig wirkt jede Ausfahrt kaum langweilig, da das Spiel mit viel Dynamik präsentiert wird. Ihr erlebt jeden Tag in einem Tag-Nacht-Rhythmus, während die Zeit neben dem eingeblendeten Kompass rasch voranschreitet. Dämmert es ab 18:00 Uhr, müsst ihr euch sputen. Sobald die Nacht Einzug hält, erwachen mysteriöse Dinge auf hoher See. Habt ihr wenig Licht und lange nicht geruht, was ihr an den Docks tun könnt, steigt eure Panik, was wiederum für plötzlich auftauchende Gefahren oder sogar Halluzinationen sorgen kann. Manche der Gefahren sind aber sehr real, etwa ein grimmiger Anglerfisch, der euer Boot anbeißt und Fracht klaut bzw. über Bord wirft. Auch gemeine Krähen mit blutroten Augen schwirren manchmal über eurem Boot und stibitzen sich frischen Fisch.

Im Verlauf der sechs Kapitel des Spiels müsst ihr verschiedene Missionen erfüllen, die euch auch im Missions-Logbuch veranschaulicht und anwählbar gemacht werden. Auf der Schwarzfelseninsel haust z.B. ein geheimnisvoller Sammler, der euch auffordert, von allen 5 Inselgruppen ein besonderes Relikt zu bergen. Dafür versorgt er euer Boot mit einer Dredge – einer Tiefsee-Baggereinheit, die euch das Schürfen von Schätzen, Relikten und Materialien ermöglicht. Gleichzeitig verspricht er euch reichlich zu entlohnen. Bereits nach der Übergabe des ersten Schatzes, einem goldenen Schlüssel, lässt er Taten sprechen und ermöglicht eurem Boot einen Geschwindigkeitsschub.

Diesen und weitere Belohnungen könnt ihr gut gebrauchen, da es zahlreiche Gefallen zu erledigen gibt und die Entfernungen zwischen den entlegenen Inseln nicht zu unterschätzen sind, wenn man nicht schweißgebadet durch die Nacht fahren will. Zudem werdet ihr mit der Zeit immer mehr Typen an Meeresbewohnern fangen wollen. Wo zu Beginn des Spiels Flachwasser- und Küsten- Ausrüstung ausreicht, braucht es schon bald Vulkan, Abyssal und Ozean-Gerätschaft.

Der Gameplay Strudel

Es hat nicht lang gedauert, ehe wir süchtig waren vom immer gleichen Prinzip: Rausfahren, den Gefahren trotzen, Risiken eingehen und mit wertvoller Fracht in den Hafen einlaufen. Manches Mal wollten wir zu viel, sodass unser Boot an Felsen zerschellte oder ein Unterwassermonster fütterte. Wenn dies passiert, könnt ihr zum letzten Spielstand zurückkehren, was gleichzeitig bedeutet, dass die Fracht verloren ist. Ihr speichert das Spiel automatisch an jedem Dock, an dem ihr anlegt. Wenn ihr also doch in den Sturm der düsteren Nacht kommt und euch etwas in der Umgebung auskennt, dann steuert auch entlegene Docks an. Hier könnt ihr eure Fracht sichern und ins Lager überführen oder direkt ein Nickerchen abhalten. Im Zeitraffer habt ihr die Chance bis zum Morgengrauen zu verweilen, ehe Weitsicht und Strömung wohlwollender zu euch sind.

Unverwechselbarer Zeichenstil

Auffällig in diesem Spiel ist es, dass ihr an jedem Dock eine gewissen Anzahl an auswählbaren Shops vorfindet bzw. mehrere Personen für Gespräche auswählen könnt. Ihr werdet bei einem Gespräch nur Popups der Personen oder Upgrade sowie Management-Interfaces sehen. Dabei sind diese aber allesamt so schön und liebevoll gestaltet, dass die Freude stets groß ist. Besonders die Charaktere, mit denen ihr im Verlauf der Hauptgeschichte bzw. bei Nebengeschichten interagiert, sind sehr erinnerungswürdig gestaltet. Schrullig-markant, allesamt etwas düster. Das Spiel strotzt nur so vor Atmosphäre, sobald ihr den Motor angeschmissen habt, sowieso.

Die Konzeptzeichnungen der Fische sind äußerst detailliert und die blätterbare Enzyklopädie tatsächlich ihres Namens würdig. Komplettierer werden also auch hier auf ihre Kosten kommen. An Genialität gewinnen die vorherigen Ausführungen allein durch die Tatsache, dass Design in Dredge ein Ein-Mann-Werk ist. Denn bei einem 3-köpfigen Entwicklerteam muss eben viel Verantwortung von Einzelnen getragen werden. Dass dies bemerkenswert gelungen ist, zeigt jede einzelne Spielminute, die geschickt mit dem Minimalismus des weiten Meeres und dem Kontrast aufregender Monster-Begegnungen und Fang-Aufträge spielt.

Stimmungsvolle Sound-Kulisse

Dredge bringt zwar kein sonderliches Voice-Acting mit sich, das braucht es aber auch nicht. Laute wie Murren, Seufzen oder andere stimmungsfördernden Momente sind gegeben. Sonst wird komplett textbasiert die Geschichte getrieben. Gleichzeitig befasst man sich mit maritimen Sounds auf dem Meer und situationsabhängigen Geräuschen bei Begegnungen jedweder Art. So manches Mal hat uns die nahtlose Einbettung von Sound in das charmante Artwork ein Schauer erzeugt, ehe er der Vorfreude wich, den nächsten großen Stachelrochen über die Planken zu heben.

Ein paar Spritzer Salzwasser im Getriebe

Dass die Leistung von Black Salt Games beindruckend ist, steht längst außer Frage. Trotzdem haben wir einen kritischen Blick auf die Technik des Spiels geworfen. Während wir nahezu durchgängig eine stabile und hohe Framerate bemerken konnten, war lediglich in hektischen Nachtmomenten vereinzelt ein Ruckler zu erhaschen. Auffälliger waren hingegen die längeren Ladezeiten zu Spielstart, wobei dann das Laden von Ingame-Interfaces schneller ging als „triefender Tiefseetintenfisch“ auszusprechen ist. Bugs, Freezes oder anderweitig störenden Technik-Kram konnten wir nicht in unser maritimes Logbuch kritzeln, insofern gibt es auch hier kaum Beanstandungen!

Fazit

Dredge ist bemerkenswert spritzig! Die ungewöhnliche Fischerei-Simulation mit RPG-Elementen besticht durch eine Lovecraft-Storybasis, ein unverwechselbares Design und eine entspannt-schaurige Atmosphäre, je häufiger ihr euch in den mysteriösen Nebel der Nacht begebt. Technisch läuft der Motor von Dredge nahezu reibungslos, lediglich beim Gameplay ist ein gewisses Grinding vorprogrammiert, um nötige Geldmittel und Ressourcen für Fortschritte anzusammeln. Da der Spieler aber direkt mit dem Komplettieren der Meeres-Enzyklopädie beschäftigt ist, hatte auch uns diese liebenswert-stimmige Simulation mit spannender Story schnell am Haken.

Grafik
9
Sound
8
Gesamt
9

verfasst von „ Maik“

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Vielen Dank an die Firma Team17 für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 04.April.2023 - 20:49 Uhr