Spieletest: Cris Tales NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
20. Juli 2021

USK 12 Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Wunderschöne Zeichnungen
Innovative Kampfmechanik
Charaktere mit emotionaler Story
Negativ:
Unsägliche Ladezeiten
Zufallskämpfe in Dungeons
Einfallslose Dungeons

Als alt eingesessener Gamer meint man alles gesehen, beziehungsweise alles schon gespielt zu haben. Und dann kommt ein jRPG aus Kolumbien, dass dem angestaubten rundenbasierten Kampfsystem alter Klassiker neues Leben einhauchen will. Und das mit unbestreitbarem Erfolg. Ob Cris Tales aber die langersehnte Firschzellenkur fürs Genre ist oder am Ende doch im Mittelmaß versinkt, klärt der folgende Test.

Zeitreise mit Tempo

Es gibt epische Rollenspiele, die sich vor allem mit dem Intro ordentlich Zeit lassen. Charaktere, Kampfsystem und die gesamte, meist magische Welt möchte in Ruhe kennengelernt und erkundet werden. Spieler ohne die nötige Geduld scheitern dabei gerne mal an der 5 Stunden Spielzeitgrenze. Aber genau für diese Klientel scheint Cris Tales entwickelt worden zu sein. Die junge elternlose Crisbel ist kaum ein paar Minuten zu sehen, schon erhält sie mysteriöse zeitmagische Kräfte, lernt einen sprechenden Frosch kennen und begibt sich schnurstracks auf ein heldenhaftes Abenteuer, um nicht weniger zu tun, als die gesamte Welt vor der bösen Kaiserin der Zeit zu retten. Das Tempo wird zu Anfang hoch gehalten und wer nicht aufpasst, verliert genau deshalb vielleicht hier und da mal den Faden. Aber nur kurz, denn das Spiel weiß einen immer wieder abzuholen. Neue Fähigkeiten, Gefährten und Kampftutorials halten die Lernkurve angenehm hoch und man findet sich schmunzelnd auf der Couch wieder, denn die Spielereien mit der Zeit bringen tatsächlich frischen Wind in dieses kolumbianische jRPG. Die Zeit nämlich ist der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Gameplays. Während man sich durch Städte bewegt, scheint auf Crisbell eine Art Kegel, vergleichbar mit einem Scheinwerferspot auf der Bühne. Links von dem Kegel sehen wir zwar den gleichen Bildabschnitt, aber in der Vergangenheit. Und rechts vom Kegel sehen wir die Zukunft, während in der Mitte passenderweise die Gegenwart zu sehen ist. Was sich eventuell seltsam liest ist in der tatsächlichen Umsetzung ein ziemlich geniales Feature. Denn wir können mit nur einigen Tasten zwischen den Zeiten hin und herspringen – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Zeitreisen absolviert nicht Crisbell selber, sondern Matias, der sympathische Frosch, der auch sonst viel zu erzählen und helfen weiß. Durch diese Zeitreisen findet man immer wieder Hinweise auf das weitere Vorgehen, wenn beispielweise in der Vergangenheit die Ursache eines Problems erwähnt, in der Gegenwart der dazu passende Auftrag formuliert und schließlich in der Zukunft die Lösung gefunden wird. Das alles ist viel weniger kompliziert als man zunächst annehmen würde, weil einen das Spiel immer wieder entsprechend an die Hand nimmt. Allerdings sind die Zeitreiserätsel meist storyrelevant und abseits der Geschichte nur selten von Nöten. Hier wünschte man sich als Spieler, dass Neugier und Ausprobieren häufiger zu geheimem Loot führen würden.

Traumhafte Bilder und Klänge

Japanische Rollenspiele sind bekannt für wunderschöne Grafiken, die von genialen Kompositionen begleitet werden. Cris Tales wird aber ohne Zweifel dafür sorgen, dass sich japanische Entwickler staunend nach dem kolumbianischen Entwicklerstudio umsehen werden. Was hier abgeliefert wird ist schlichtweg fantastisch. Zugegeben, die Optik muss man mögen, aber wenn man es tut, ist man augenblicklich schockverliebt. Dabei sind die Zutaten nicht einmal besonders originell, im Gegensatz zu der schlussendlichen Umsetzung. Der Aufbau der Welten erinnert an neuere Paper Mario Titel – alles wirkt wie ausgeschnitten und liebevoll in eine drei dimensional begehbare Welt hineingeklebt. Vom Charakterdesign fühlt man sich hin und wieder an Zelda – The Windwaker erinnert. Vor allem bei den für die Story wichtigen Bleiglasfenstern in den Kirchen scheinen die Zelda Spiele Vorbilder gewesen zu sein. Die Charaktere, denen man begegnet sind wundervoll gezeichnet und bringen die richtigen Emotionen zum Ausdruck. Das alles wird unterstützt durch ein hervorragendes Voice Acting. Denn während viele japanische Vorbilder gerne über die Stränge schlagen, wenn es um die Intensität der Stimmen geht, liefert Cris Tales ein sehr angenehmes und stimmiges Ambiente. Da ist es auch zu verschmerzen, dass es keine deutsche Synchronisation gibt, denn immerhin sind alle Bildschirmtexte sehr gut ins Deutsche übersetzt worden und jeder Spieler kommt auf seine Kosten. Bei der Musik gibt es ebenso absolut nichts auszusetzen. Sie ist immer passend und unterstützt die Story im gleichen Maße, wie sie den Spieler zum wohligen Träumen und Schwärmen animiert. Insgesamt präsentiert sich das Spiel als ein audiovisuell herausragender Titel, der einem alleine dadurch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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