Chase: Cold Case Investigations ~Distant Memories~ als Spiel zu bewerten stellt sich als äußerst schwierig heraus. Bewertet man es als Visual Novel, wäre eine großzügige 7 drin, dass aber auch nur mit dem Vertrauensvorschuss, dass die aufgebauten, ungelösten Themen zu einer noch größeren, spannenderen Handlung führen. Bei den spielerischen Elemente fehlen allerdings komplett die innovativen Ambitionen, die man sich vom ehemaligen Hotel Dusk-Team erwarten würde. Die vorhandenen Interaktions-möglichkeiten erinnern eher an ein Phoenix Wright Light, und selbst hier fehlen die kreativen Logikkopfnüsse, die man aus Krimi-Adventures kennt. Durch das geringe Budget des Titels kommt man auch insgesamt nur auf 90 Minuten Spielzeit, von denen man in etwa 83% mit Lesen beschäftigt ist. Somit kann der Titel nur den größten Krimi-Enthusiasten empfohlen werden, die sich nach neuem Lesestoff verzehren. Hyde-Nostalgiker sind hier aber definitiv Fehl am Platz.
Spieletest: Chase: Cold Case Investigations ~Distant Memories~ 3ES
Weitere Infos
Releasedate:13. Oktober 2016




Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- spannende Krimi-Story
- gute Gesamtpräsentation
- Negativ:
- nur ca. 90 Minuten lang
- Visual Novel ohne viel Gameplay…
- … welches auch kaum fordert
Mittlerweile ist es 6 Jahre her, dass der Spiele-Entwickler CING in Konkurs gegangen ist. Neben Exklusivtiteln wie Little King’s Story war jener insbesondere für die innovative Another Code- und die Hotel Dusk-Reihe um Kyle Hyde bekannt, welche Adventure-Elemente mit Rätseln verbanden und damals ungeahnte Potenziale aus dem DS rausholen konnten.
Fans wurden so natürlich hellhörig, als Chase: Cold Case Investigations ~Distant Memories~ angekündigt wurde und der zu früh in Pension geschickte Kyle Hyde nun in Form von Shounosuke Nanase zurückgekehrt zu sein scheinte. Viele ehemalige Cing-Entwickler und Designer gehören zu diesem neuen Unternehmen – doch kann ein 5€-Download tatsächlich eine ähnlich Erfahrung bieten wie ein Vollpreis-Adventure? Werden die ehemaligen Cing-Entwickler ihrem guten Ruf gerecht?
What work?
Gleich zu Beginn werdet ihr darüber aufgeklärt, was ein „Cold Case“ ist: Ein Fall, bei dem sämtliche Spuren ins Nichts führten, oder bei dem keine aktuelle Spuren mehr vorhanden sind. Doch ab und zu kommt es vor, dass durch neue Zeugenaussagen oder neue technische Methoden ein Fall wieder aufgenommen wird.
Shounosuke Nanase und Koto Amekura sind die Angestellten Kriminalbeamten in Tokio. (Wie man sieht entschieden sich die Entwickler dazu, Originalnamen beizubehalten) Doch der Job ist alles andere als befriedigend, denn es gibt einfach Nichts zu tun. Die übereifrige aber unerfahrene Koto verbringt ihre Zeit damit Akten rauf und runter zu sortieren und Shounosuke darauf hin anzumaßen, dass er nicht die ganze Zeit mit seinen Karten spielen solle. Das dunkelhaarige Kyle Hyde-Ebenbild sieht aber nicht ein, wieso man sich unnötige Arbeit machen sollte. Doch dann kommt ein Anruf…
~Distant Memories~
Eine unbekannte Stimme behauptet, dass eine Krankenhausexplosion vor 5 Jahren – in der ein Hausmeister starb – kein Unfall gewesen sei. Koto springt auf den Köder sofort auf, doch Shounosuke – der eindeutig erfahrenere Detektiv – sträubt sich dagegen. Er erlaubt ihr die Ermittlungen mit der Angabe, dass sie beweisen müssten, dass es sich tatsächlich um einen Mordfall handeln könnte.
Stück für Stück rekonstruieren die beiden nun anhand von Archivmaterial den Tathergang und stoßen auf Ungereimtheiten. Immer wieder werden Zeugen einberufen, die allesamt verdächtiges Verhalten an den Tag legen. Und mit der Zeit finden sich auch immer mehr Verbindungen zwischen ihren Motiven…
I don’t know why I set the bar of my expectations so high…
Mehr wollen wir von der Story auch nicht verraten – immerhin geht es bei einem Spiel ja nicht nur um die Handlung, oder nicht?... Sollte man zumindest meinen. Denn im Gegensatz zu seinem spirituellen Vorvätern Hotel Dusk: Room 215 und Last Window: Das Geheimnis von Cape West ist das Gameplay alles andere als innovativ: Durch das sichtbar geringe Budget des Titels beschränkt sich das gesamte Gameplay auf den Befragungsraum und zwei Foto-Suchbilder des Tatortes von vor 5 Jahren. Von den gesamten 90 Minuten Spielzeit verbringt man in etwa 75-80 damit, die Dialoge zu lesen…
Der Titel hat somit mehr von einem Phoenix Wright Light, wobei die spielerischen Elemente die kreative Vielfalt des Anwalts missen lassen. Die Zeugenbefragungen beschränken sich auf simple Multiple Choice-Fragen, die nur selten die Kombinationsgabe des Spielers fordern. Theoretisch gibt es auch eine Energieleiste, die Spieler für Falschantworten bestraft - praktisch wird man diese aber nie leeren. Meistens wird lediglich die Aufmerksamkeit des Spielers mit trivialen Optionen geprüft.
Da auch die Untersuchungen nur das Ertippen aller Beweise fordert, gibt es so gut wie keine Gameplay-Herausforderung. In anderen Spielen wäre so etwas das Intro-Kapitel, bevor es mit dem Spiel so richtig losgeht... hier ist das Spiel aber schon zu Ende, und man hat durch ungelöste Fragen und einen Cliffhanger so schlussendlich den Eindruck, dass man hier 5€ für eine Demo bzw. einen spielbaren Teaser bezahlt hat…
I wonder…
Wo Chase wieder Punkten kann ist in der Gesamtpräsentation. Diese kann zwar nicht mit den Vollpreisqualitäten von Phoenix Wright mithalten, ist aber mit dem geringen Budget gut umgegangen.
Während den Dialogen sind die ganze Zeit die sprechenden Charakteren aus verschiedenen Kamerawinkeln sichtbar. Das Spiel bietet zwar keine 3D-Animationen (und auch keinen 3D-Effekt), dafür aber digitale 2D-Animationen. Das bedeutet, dass die Figuren zwar nicht Bild für Bild handgezeichnet wurden, aber dass Teile eines Stills getrennt und so animiert wurden, dass sie bewegt wirken.
Lediglich die Achsensprünge während einiger Dialoge fallen negativ ins Gewicht, da diese beim Lesen am unteren Bildschirm die Augen beim Rednerwechsel irritieren. Wieder zeigt hier Phoenix Wright, dass weniger mehr ist: Im Spiel des Anwalts sieht man den Protagonist nur aus der Ego-Perspektive, während die Gesprächspartner permanent im Bild sind – aber eben nur die Lippen bewegen, wenn sie sprechen. Die Untersuchungsbilder des Krankenhauses hätten ebenfalls detaillierter ausfallen können.
Auch der Sound wirkt in sich stimmig und passt zum düsteren Setting. Hotel Dusk-Fans sollten sich zumindest hier wie zu Hause fühlen.
Diesen Artikel teilen:
Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 27.Oktober.2016 - 23:40 Uhr