Games Convention 2008 - Ein Erfahrungsbericht

Games Convention 2008 - Ein Erfahrungsbericht

Am letzten Tag der Games Convention 2008 war es Gewissheit: Ja, auch nächstes Jahr darf ich nach Leipzig pilgern und mir die Neuheiten der Gamesbranche zu Gemüte führen. Noch am Freitag zuvor, meinem letzten Messetag - ich saß im Zug heimwärts - warf sich die Frage auf: “Hm, das war jetzt der ‘krönende’ Abschluss?”. Enttäuscht war ich schon irgendwie. Nintendo leistete sich mit seiner Abstinenz nicht gerade ein Kavaliersdelikt und auch der Rest der Zunft ließ zumindest die Core-Gamer mit fehlenden Hitkandidaten im Regen stehen. Eine kleine Überraschung für mich war da schon das Jump’n’Run “Kore” für Nintendo Wii. Doch dazu mehr in einer Extra-Preview (demnächst online!). Nachfolgend gibt es einige Eindrücke von mir angezockter Titel.

TrackMania DS (Koch Media/Firebrand)

Über die Ankündigung der Handheld-Version des Kult-Racers habe ich mich wirklich gefreut. Ich bin zwar Konsolero, aber bei Kumpels auf dem PC über irrwitzige Strecken zu düsen, hat wirklich Bock gemacht. Und auch auf der Klappkonsole haut’s hin! TrackMania DS setzt auf schnellen Spielspaß ohne großes Drumherum. Die anspielbare Version bot drei Vehikel, passend für verschiedene Bodenbeläge an: Formel 1-Flitzer, Pick-Up-Truck, Rally-Fahrzeug. Dann ging’s auch schon auf eine der 15 Pisten - kreative Piloten dürfen sich in der fertigen Version via Editor auch eigene Strecken basteln! Einige davon fielen ziemlich kurz aus. In einer halben Minute war das Rennen gegen die fordernde KI vorbei. Schade, denn das Streckendesign konnte sich sehen lassen: Entgegen aller realistischen Erwartungen überraschen die Kurse mit Schanzen, Löchern, knackig-scharfen Kurven und sogar Loopings!

Ging’s mal schief bzw. durch eines der Löcher oder über die Begrenzung hinweg, genügte ein Knopfdruck für einen Neustart. Sehr komfortabel! Nach kurzer Zeit war dies jedoch nicht mehr vonnöten: Schnell entwickelte ich ein Gefühl für die Wagen und bis auf das etwas sensibel reagierende Rallye-Geschoss ging die Steuerung super von der Hand. Die Optik des Spiels ist grenzwertig: Eine stabile Bildrate geht - wie sollte es anders sein - auf Kosten detaillierter Grafiken. Ich muss schon sagen... ein bisschen hässlich sah’s schon aus! Wie weit die Entwicklung fortgeschritten war, ist unklar. Eine Schönheitskur, ein wenig Feintuning und ein größeres Strecken-Repertoire können aus Track Mania DS dennoch einen ernst zu nehmenden Genre-Platzhirsch neben “Mario Kart DS” und “DTM Race Driver 3” machen. Ach ja, ein Online-Modus wär’ auch ganz schick! ;-)

Pipe Mania (Empire Interactive)

Ich befand mich in Mania-Manie und MUSSTE deshalb an diesen Titel ran... Okay, der Demo-Aufsteller stand direkt neben! In Manie geriet ich dennoch, denn der simpel scheinende Knobler fesselte mich eine ganze Weile an den DS - die Leute hinter mir konnten ruhig warten. :-p Pipemania versetzt euch wie schon 1989 auf NES und Co. in die Lage eines - auf gut Deutsch - Rohrverlegers: Auf dem Touchscreen verstecken sich zwischen einem felsigen 2D-Relief, gespickt mit Löchern etc., ein Öl-Tank und eine Art Schleuse zur Verarbeitung. Die nötige Verbindung zwischen ihnen liefert ihr mittels passender Rohrstücke. Das Problem dabei: euch werden willkürlich irgendwelche Teile variantenreichster Formen geliefert, die oftmals nicht direkt an das letzte Stück anknüpfen können.

Ohne vorausschauendes Spielen geht hier gar nichts, zumal für den Highscore abgelegene Bonus-Fragmente eines alten Rohrsystems schlau eingebunden werden dürfen! Dank des Zeitdrucks - denn das Öl, auch “Flooze” (!?) genannt, wartet nicht ewig im Tank und droht, auszubrechen - wird aus dem einfachen Prinzip eine Adreanlin-trächtige Sucht! Ich jedenfalls konnte mich fast nicht losreißen - da störte nicht einmal die unspektakuläre GBA-Optik. Übrigens wird man sich auch als Gleisverleger behaupten müssen... Wenn jetzt noch der Umfang stimmt, wird’s DAS Spiel für zwischendurch - für mich zumindest!

Samba de Amigo (SEGA/Gearbox Software)

Wie ein Wiesel habe ich auf jede Chance gelauert: ‘Hat er jetzt genug vom Zocken? Ja, er geht weg! ATTACKE!!!’ ... *hust*... “Entschuldigung, könnte ich ‘mal’ (dutzende Runden habe ich schon gespielt, ich Lügner!) probieren? Ja, im Moment bin ich im Musikspiel-Fieber! Vor Kurzem habe ich mir “Guitar Hero On Tour” zugelegt - ich bin also ‘voll im Flow’ für den Dreamcast-Klassiker! Samba de Amigo geht Dank seiner poppig-bunten Aufmachung locker als Partyspiel durch. Aber der Titel lockt sowohl Casual (Dank affiger Promotion) als auch Core Gamer durch einen gut ausbalancierten Schwierigkeitsgrad. Zum Spielprinzip: Ein Set aus zwei Wii-FBs oder einer Remote und einem Nunchuk simuliert ein paar Rasseln (Maracas), die rhythmisch zu einem der Songs aus einem reichhaltigen Portfolio geschwungen werden.

Die choreographischen Vorgaben liefern Punkte, die taktgerecht durch ein Sechseck bildende Ringe fliegen. Für jede Maraca stehen quasi drei Ringe bzw. drei Richtungen zur ‘Auswahl’: nach oben, zur Seite und nach unten. Das scheint in der Tat nicht wirklich komplex, was sich auch beim Spielen auf “Leicht” zeigt. Doch je höher die Spielstufe, desto irrwitziger die Kombinationssalven aus Punkten, die eure Hand-Augen-Koordination aufs äußerste fordern. Und zusammen mit speziellen Posen, die zwischendurch fix eingenommen werden müssen, wird daraus also schnell eine heiße Angelegenheit. Also, Sombreros, Tortillas und Handtücher bereitgestellt und die Party im Latino-Ambiente kann abgehen!

Casual meets Elite Beat Agents

Ich muss schon sagen: seit “Guitar Hero” und “Rock Band” scheint die ganze Zockerschaft im Fieber zu sein. Der Virus hat sogar die Casual Gamer erreicht, denen sich jetzt Publisher Tivola gewidmet hat. Ihr ‘Gegenmittel’: “Musikstar: I wanna be a Popstar” und “Music MonStars” für Nintendo DS. In Sachen Gameplay bieten beide Games eigentlich nichts Neues: Passend zum Takt der Musik tippt ihr via Touchpen auf virtuelle Tasten, Drums oder Saiten. “Musikstar” richtet sich - nicht zuletzt wegen der poppigen Präsentation - an die Mädels, die ihre virtuelle Band Dank umfangreicher Optionen wie Kleidung individuell stylen dürfen. Auch “Music MonStars” zielt eher auf junge Teenager ab, der Schwierigkeitsgrad vermag aber auch den ein oder anderen Core Gamer zu motivieren. Ernüchternd: viele der nachzuspielenden Songs sind allesamt seicht-dudelnde Cover-Songs bekannter Ohrwürmer aus dem Rock/Pop-Genre. Einen guten ersten Eindruck liefern Videos des spanischen Entwicklers Novarama.

Fazit

Ja, ich hätte viel mehr ausprobieren können. “Chrono Trigger DS”, “Sonic Chronicles” oder auch “Shaun White Snowboarding” sind allesamt coole Titel. Schuld an meiner Faulheit könnte auch die ‘verschwendete’ Zeit in der VIP-Lounge der Kollegen von der Computec (N-ZONE) gewesen sein - Danke für die Energydrinks und Chips! :-) Aber trotzdem fehlte mir ein spielerisches Highlight. Oder trübte Nintendo’s Nichtanwesenheit die Gesamtstimmung? Keine Ahnung. Hoffentlich sieht man die findigen Japaner nächstes Jahr in Leipzig - oder werden sie sich gänzlich auf die GamesCom. in Köln konzentrieren? Mal sehen, ob aus dem hitzigen Konkurrenzkampf überhaupt ein Gewinner hervorgeht...

verfasst von „Craoz“

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Letzte Aktualisierung: 28.08.2008, 19:31 Uhr