Indiana Jones und der Große Kreis im Test (Playstation 5)

Indiana Jones und der Große Kreis im Test (Playstation 5)

Mit „Indiana Jones und der Große Kreis“ bekommt der legendäre Archäologe ein neues, interaktives Abenteuer spendiert. Das letzte Spiel, LEGO Indiana Jones 2 ist übrigens schon 15 Jahre her. In der Rolle von Dr. Jones reist man erneut um die Welt, immer auf der Spur antiker Geheimnisse, während man sich mit Verschwörungen, Fallen und finsteren Gestalten auseinandersetzt. Doch schafft es das Spiel, dem ikonischen Charakter gerecht zu werden? Wie uns das Spiel gefallen hat, erfahrt ihr hier in unserem Offtopic Test für die Playstation 5.

"Nazisoldaten, ich hasse diese Kerle."

Das neuste Indy-Abenteuer nahmen sich die Jungs von MachineGames zur Brust. Diese sind unter anderem für die modernen Wolfenstein Spiele bekannt. Zwei Entscheidungen des Studios brachten Fans zum Hadern: Einerseits wurde auf die deutsche Stimme von Harrison Ford, Wolfgang Pampel, verzichtet und dann ist da noch die Ego-Perspektive. Dazu aber später im Test. Schauen wir uns einmal die Story etwas näher an.

Zuerst sei erwähnt, dass es sich dieses Mal um keine Filmumsetzung, sondern um ein komplett neues Abenteuer handelt, das im Jahr 1937 spielt. Genauer gesagt ist es zwischen den Filmen „Jäger des verlorenen Schatzes“ und „Der letzte Kreuzzug“ angesiedelt. Insgesamt könnt ihr mindestens 15 Stunden puren Indy-Spaß einplanen – wobei davon ca. 4 Stunden die Cutscenes ausmachen werden.

Die Handlung ist klassisch abenteuerlich und versprüht das Feeling, als wenn man einen weiterer Teil der Filmreihe guckt – ohne sich wie bloßer Fan-Service anzufühlen. Und das ist wortwörtlich gemeint. Man fühlt sich, als ob man Teil eines waschechten Indiana Jones-Teils ist. Der Archäologe wird gebeten, den Verbleib eines antiken Artefakts zu klären, welches aus einem amerikanischen Museum verschwunden ist. Indy-like wird schnell klar, dass es sich nicht nur um einen blosen Diebstahl handelt, sondern das Abenteuer ein Rätsel versteckt, welches Jahrtausende alt ist. Dabei geht es vor allem um die mystische Vorstellung vom „Großen Kreis“, einem geheimen Netzwerk uralter Bauwerke verteilt über den gesamten Globus.

Ein Abenteuer jagt das nächste und eure Reise führt euch dabei nach Südamerika, Europa, den Nahen Osten oder in abgelegene Inselregionen. Ihr besucht alte Tempel bis hin zu verschneiten Höhenzügen oder unterirdischen Grabstätten.

Natürlich darf ein Antagonist nicht fehlen und dieses Mal ist es der kompromisslose Nazi Emmerich Voss. Ihr liefert euch mit ihm ein Wettrennen um die gesamte Welt. Der skrupellose Forscher ist der Überzeugung, dass der Große Kreis Zugang zu einer „Höheren Ordnung“ bietet – einem Wissen oder einer Macht, die die Welt verändern könnte. Dabei schreckt er vor nichts zurück.

Die Story ist tiefgründig und lässt Indiana auch öfters seine Überzeugungen hinterfragen. Die Übergänge zwischen den Erzählelementen sind flüssig. So fühlt es sich nicht nur wie ein Abhaken von Kapiteln an, sondern wie eine echte Reise mit Entwicklungen, Konflikten und Konsequenzen. Die Geschichte ist geradlinig, aber nie langweilig. Clevere Dialoge und gut inszenierte Zwischensequenzen lockern alles wunderbar auf und dabei kommt der typische, teils sarkastische, Indy-Humor nicht zu kurz.

Im Spiel gibt es eine Karte, die Indiana aus der Tasche kramt, anstatt das wir ins Menü springen müssen. Ihr könnt mit dem Charakter somit auch weiterhin agieren, während ihr eure Map benutzt. Als Schnellreisepukte dienen Wegweiser, welche die Laufwege mit der Zeit verkürzen.

Die Hauptschauplätze sind sehr offen angelegt und geben euch die Freiheit, das Lösen der Aufgaben eurem Spielstil anzupassen. Außerdem erhöhen die verschiedensten Wege und Abzweigungen die Immersion eines echten Abenteuers umso mehr. Genauso verhält es sich, wenn man beispielsweise durchs kniehohe Wasser wartet, und ihr die Anstrengung durch den Controller spürt, die Bewegungen sehr zäh gehen und man sich einfach mittendrin fühlt. Hier muss man den Entwicklern ein großes Lob aussprechen.

Kleine Kritikpunkte sind vielleicht die blassen Nebenfiguren und so manche Entscheidungen der KI-Gegner, aber das sind nur Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck nicht trüben.

Rätsel – Köpfchen statt Kugelhagel

Die Rätsel sind fordernd, aber fair. Sie fügen sich perfekt ins Abenteuer ein. Besonders in Kombination mit der Umgebung und der Notizen, die Indy unterwegs sammelt, ergibt sich ein schönes Gefühl des Entdeckens.

Die Rätsel gehören zu den stärksten Elementen des Spiels und bringen den klassischen Abenteuergeist wunderbar zur Geltung. Sie sind nicht bloß Mittel zum Zweck, sondern wurden perfekt in die Umgebungen und die Story integriert. Es gilt uralte Mechaniken zu entschlüsseln, versteckte Botschaften in Manuskripten zu finden oder Licht- und Schattenrätsel zu lösen. Besonders gelungen sind die Rätsel, die mit Indys-Notizbuch (ihr kennt es vielleicht ähnliches von seinem Vater aus „Der letzte Kreuzzug“ – dieses Mal bekam er es geschenkt) zu tun haben. Dieses füllt sich im Laufe des Spiels automatisch mit Zeichnungen, Hinweisen und Kommentaren. Es lädt nicht nur zum Nachschlagen ein, sondern wirkt wie ein echtes Forschungswerkzeug – ähnlich wie bei einem echten Archäologen, nur spannender inszeniert.

Der Schwierigkeitsgrad ist aufbauend. Von simpel bis komplex ist alles dabei. Hier und da müsst ihr Informationen aus verschiedenen Orten kombinieren oder zurückgelegte Wege neu überdenken. Spitze ist auch, dass ihr einige Rätsel auch auf mehrere Arten lösen könnt – je nachdem, wie gut ihr die Umgebung beobachtet oder welche Hinweise ihr entdeckt und ernst nehmt. Wer gerne grübelt kommt hier definitiv auf seine Kosten, manchmal geht es aber auch einfacher.

Was euch das Spiel nicht verrät, ist, dass ihr nicht immer gleich alle Aufgaben und Rätsel lösen könnt, was anfangs etwas verwirrend und frustrierend sein kann. Hier wären Hinweise wünschenswert gewesen. So kann es vorkommen, dass ihr verzweifelt nach Schlüsseln oder Zugängen sucht, die ihr noch gar nicht erreichen könnt.

Der Fotoapparat ist ein nützliches Werkzeug, um wichtige Symbole, Schriften, Wandmalereien oder Mechanismen festzuhalten. Gerade bei komplexeren Rätseln kann man so Spuren oder Hinweise einfangen, um sie später in Ruhe im Tagebuch oder an anderen Orten zu analysieren.

Die Kämpfe im Spiel

Bei „Indiana Jones – Der große Kreis“ handelt es sich um ein klassisches Action-Adventure. Die Steuerung im Spiel ist angenehm präzise, vor allem in Kletter- und Sprungpassagen. Die Peitsche, Indys ikonisches Werkzeug, dient nicht nur im Kampf, sondern wird auch kreativ zur Fortbewegung und zur Lösung von Rätseln eingesetzt.

Die Kämpfe sind dynamisch, aber nie hektisch. Die Balance aus Nahkampfduellen, Schusswechseln und anderen Aktionen mit der Spieleumgebung ist gut gelungen. Überraschend viele Abschnitte lassen sich auch schleichend lösen – wer clever agiert, kann so manchen Kampf vermeiden. Das Kampfsystem orientiert sich an der Art, die wir aus den Filmen kennen: effektiv, direkt und manchmal ein bisschen chaotisch – aber immer unterhaltsam.

Im Nahkampf nutzt ihr Fäuste, Umgebungsobjekte (z. B. Flaschen, Werkzeuge, Holzbalken) oder Indys Peitsche, um Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Schläge fühlen sich wuchtig an, und es gibt unterschiedliche Konter- und Ausweichmechaniken, die das Ganze angenehm taktisch machen. Man kann sich nicht einfach durch Gegnerhorden prügeln – wer unachtsam ist, wird schnell übermannt. Ihr solltet dabei immer gut eure Ausdaueranzeige im Auge behalten.

Waffen gibt’s auch, aber sie sind limitiert. Wir ihr wahrscheinlich auch aus den Filmen kennt, ist Indy kein besonderer Freund von Schusswaffen. Dennoch findet ihr Pistolen, Gewehre oder improvisierte Schleudern oder nehmt sie Gegnern ab – Munition ist dabei knapp, was dazu führt, dass Feuergefechte nie zur Standardlösung werden.

Gegner können aber auch einfach in Abgründe gestoßen, gegen Wände geschleudert oder in Fallen gelockt werden. Das Leveldesign lädt zum Experimentieren ein – besonders wenn man schleichend vorgeht und Gegner mit List ausschaltet, anstatt frontal.

Nebenmissionen

Für die Nebenquests kommt das Notizbuch ins Spiel. Dort findet ihr alle Missionen, Sammelaufgaben und Extrarätsel:

Abenteuer
Die zentralen Missionen, die den roten Faden der Geschichte bilden, werden als Abenteuer bezeichnet. Wer der Hauptstory folgen möchte, sollte sich auf diese Aufgaben konzentrieren, um dem Geheimnis des Großen Kreises Schritt für Schritt näherzukommen.

Feldforschung
Diese optionalen, aber umfangreichen Nebenmissionen bieten oft eigene Handlungsstränge mit Rätseln, besonderen Charakteren und neuen Orten. Sie nehmen etwas mehr Zeit in Anspruch, bringen dafür aber wertvolle Belohnungen wie Abenteuerpunkte.

Geheimnisse
Im Vergleich zur Feldforschung sind Geheimnisse kleiner angelegte Rätsel, die sich meist auf einzelne Orte beschränken. Sie kommen in jedem größeren Gebiet mehrfach vor. Man kann sie entweder durch gründliche Erkundung entdecken oder Hinweise darauf beim lokalen Händler erwerben. Auch sie bringen Abenteuerpunkte ein.

Entdeckungen
Im Tagebuch findet man unter dem Abschnitt "Entdeckungen" eine Übersicht über alle gefundenen Sammelobjekte, geheimen Items und Abenteuerbücher. Außerdem dient dieser Bereich als Archiv für alle gesammelten Notizen, Zeichnungen und Fundstücke, geordnet nach Gebiet.

Abenteuerpunkte sind eine Art Fortschritts- und Belohnungssystem in Indiana Jones und der Große Kreis. Damit könnt ihr neue Fähigkeiten freischalten, Ausrüstungen verbessern oder Zugang zu bestimmten Bereichen erhalten.

Die Nebenmissionen sind sehr interessant und aufwändig inszeniert. Ihr könnt dort auch Charaktere, wie die Reporterin Gina näher kennenlernen.

First-Person

Nehmen wir nun einen der Kritikpunkte näher unter die Lupe und wir finden, dass die First-Person Entscheidung richtig war und sehr gut gelungen ist. Das Abenteuer fühlt sich einfach intensiver an – man ist näher an den Rätseln, Umgebungen und Gefahren dran.

Gerade die verwinkelten Gänge, geheimen Grabkammern und prunkvollen Innenräume profitieren stark von dieser Perspektive. Man kann sich ganz genau umsehen und jedes Detail wie Gemälde, Skulpturen oder Wandreliefs aus nächster Nähe betrachten – ohne dass ein Charaktermodell die Sicht versperrt.

In bestimmten Momenten, etwa beim Klettern oder in besonderen Animationen, wechselt das Spiel geschickt in die Third-Person-Ansicht. Dadurch wird einem immer wieder bewusst: Man spielt nicht irgendeinen Abenteurer, sondern den echten Indiana Jones.

Technik und Präsentation

Optisch ist das Spiel ein echter Hingucker. Die Schauplätze sind stimmungsvoll, abwechslungsreich und detailverliebt. Ob das warme Licht einer untergehenden Sonne auf einem Wüstencamp oder das flackernde Feuer in einer verlassenen Grabstätte – hier wurde mit viel Liebe zum Setting gearbeitet. Außerdem wurde bei der Gestaltung der diversen Schauplätze genau auf Authentizität und historische Genauigkeit geachtet. Während ihr die Welt erkundet, werden ihr mit vielen Sprachen in Berührung kommen, von denen jede dem Ort entspricht, an dem ihr euch gerade befindet.

Der Soundtrack passt hervorragend zum Geschehen. Orchestrale und filmreife Stücke begleiten große Momente, während in ruhigeren Passagen subtilere Klänge die Spannung aufbauen. Auch die Sprachausgabe ist hochwertig – insbesondere die Synchronstimme von Indy verleiht dem Charakter viel Charisma. Natürlich sind wir alle Wolfgang Pampel gewohnt und wir lieben die „originale“ deutsche Stimme von Indiana Jones. Dennoch ist es beeindruckend, wie nah der Synchronsprecher Florian Clyde am Original dran ist. Bei den Gesichtsanimationen wäre noch Luft nach oben gewesen, was aber den Gesamteindruck nicht mindert.

Die Performance auf der PlayStation 5 ist weitestgehend flüssig mit durchgehen 60 fps, wobei es in komplexen Szenen gelegentlich zu kleineren Framerate-Einbrüchen kommen kann. Ladezeiten sind erfreulich kurz, und die haptischen Effekte des DualSense-Controllers und der adaptiven Trigger wurden sinnvoll integriert – etwa bei der Nutzung der Peitsche oder dem Lösen von mechanischen Rätseln. Raytracing ist ebenfalls mit von der Partie.

FAZIT:

Staubig, wild, ikonisch: Indiana Jones - ist ein PS5-Blockbuster! Dr. Henry Jones alias Indy ist nach 15 Jahren zurück. Indiana Jones und der große Kreis ist ein rundum gelungenes Abenteuer, das sowohl Fanherzen bedient und sich dennoch wie ein eigenständiges Erlebnis anfühlt. Es verbindet klassische Abenteuerelemente mit modernen Features und schafft es, den Entdeckergeist der Vorlage gekonnt einzufangen. Fans der Filme werden sich sofort heimisch fühlen, aber auch Neulinge finden hier ein fesselndes Action-Adventure mit Herz, Hirn und jeder Menge Peitschenknall.

PRO:
Starke Atmosphäre und Story
Cleveres Rätseldesign
Neue Synchronstimme ist stimmig
Gelungene Mischung aus First- & Third-Person

CONTRA:
KI Gegner reagieren nicht immer optimal
Steuerung in engen Räumen manchmal fummelig
Rätselelemente/Wege manchmal unklar

STORY: 9
GAMEPLAY: 8.5
SOUND: 9.5
TECHNIK: 8.5
SPIELESPASS: 9
ATMOSPHÄRE: 9
ABENTEUERFAKTOR: 9

GESAMT: 9/10

Vielen Dank an die Firma Bethesda für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „Ulrich“

Diesen Artikel teilen:

Letzte Aktualisierung: 14.04.2025, 17:17 Uhr