Dead Island 2 (Playstation 5)

Dead Island 2 (Playstation 5)

Beim Warten auf die Veröffentlichung von Dead Island 2 hat sich der ein oder andere sicher auch wie ein dahinsiechender Zombie gefühlt. Ob sich das das Warten auf die Apokalypse im Jahr 2023 geloht hat, verraten wir euch in dieser blutfrischen Offtopic Review für die Playstation 5.

Willkommen in HELL-A

Dass es auch in Dead Island 2 eine anständige Portion derben und morbiden Humor gibt, präsentiert euch direkt der Start. Für euch geht es nämlich nach HELL-A. Wo sonst die Schönen und Reichen ihre Zeit verbringen, LA, ist nun nichts als Seuche geblieben, die die Bewohner der kalifornischen Stadt in hirntote Zombies verwandelt.

Die Geschichte wird durch eine Cutscene eingeleitet und mündet in einem Flugzeugabsturz, natürlich mitten im Krisengebiet. Zu diesem Zeitpunkt habt ihr bereits euren Kämpfer ausgewählt. In Dead Island 2 dürft ihr aus sechs sogenannten Schlächtern auswählen. Hier ist der Name tatsächlich auch Programm, wie ihr schnell lernen werdet, denn alle haben das ausgelebte Hobby gemein, Zombies feinsäuberlich in ihre Einzelteile zu zerlegen, zu sprengen oder anderweitig zu Zombie-Suppe zu verarbeiten. Je nachdem, ob ihr euch für Amy, Dani, Carla, Ryan, Bruno oder Jacob entscheidet, werdet ihr mit unterschiedlichen Grundstats ausgerüstet. Diese Attribute werden in den Kategorien Zähigkeit, Ausdauer, Regenerationsfähigkeit, Kritischer Schaden, Beweglichkeit, Maximale Gesundheit und Widerstand verteilt. So kann Bruno beispielsweise extrem gut austeilen, aber sehr wenig einstecken, ehe er in die Knie geht. Jacob hingegen ist mit einer Extraportion Gesundheit gesegnet und sonst, bis auf Widerstand, im soliden Mittelfeld der Attribute angesiedelt. Grund genug für uns, ihn für unseren ersten Durchlauf der Story zu wählen. Von nun an kämpft ihr euch durch zehn Gebiete der Küstenstadt, darunter Beverly Hills, Bel Air, Venice Beach oder dem Santa Monica Pier. Wer hier von einer Open World ausgeht, muss an dieser Stelle leider enttäuscht werden. Die Gebiete sind für sich angenehm groß, jedoch grundsätzlich verfolgen wir eine lineare Story, die durch Schnellreisepunkte zwischen den Gebieten verknüpft ist. Insgesamt warten 24 Hauptquests auf euch, zudem gibt es 33 Nebenaufgaben und über 90 Herausforderungen und Aufträge. Nebenbei laufen ständig Counter, die euch Fortschritte in fachgerechten Zerstückeln von Zombies bescheinigen.

Auch wenn ihr euch stundenlang mit Rohren, Golfschlägern, Messern, Flinten und vielerlei anderem Zeugs die Zeit bei der Zombie-Klopperei vertreiben und aufleveln könnt, werdet ihr schnell mehr Beschäftigung brauchen. Also helft ihr einer superreichen Schauspielerin, die euch später ihr bescheidenes Heim als HUB zur Verfügung stellt, besucht etwas abgehalfterte Rockstars oder unterstützt Influencer, die nichts lieber tun, als mit Videos von flambierten oder von Dächern getretenen Zombies viral zu gehen. Aber was solls, wenn die Hölle ausgebrochen ist, ist der eigene Zeitplan eh recht überschaubar gefüllt, nicht wahr?

Upgrade & Gameplay

Insgesamt dürft ihr jeden eurer Schlächter auf Level 30 bringen, was zwangsläufig auch mit Endgame-Aktivitäten verknüpft sein dürfte. Spannend wird das Spiel so richtig, wenn es nach den ersten Spielstunden an Fahrt aufnimmt. Trotz einer unterhaltsamen, wenn auch recht trashigen Story, brauchen Dead Island 2 und euer Slayer etwas Anlaufzeit. Dies liegt zum einen daran, dass ihr euch mit der Steuerung und den Kampf-Mechaniken vertraut machen müsst, als auch überhaupt erstmal zu welchen zu kommen. Statt eines Fähigkeitenbaums werdet ihr mit Karten unterstützt, die teils aktive, aber zumeist passive Fertigkeiten auslösen. Hier gibt es mehrere Kategorien, bei denen jeweils definierte Karten gelegt, aber auch jederzeit ausgetauscht werden können. So reichert ihr euer Gameplay an und könnt eine taktische Komponente hinzufügen. Denn wer einmal von 10 Zombies eingekreist ist, der wird sich für ein gutes Setup auf die eigene, nicht-untote Schulter klopfen. Wir haben beispielsweise dafür gesorgt, dass jedes Medi-Kit gleichzeitig eine Schockwelle auslöst, die uns so manches mal eine kostbare Sekunde Ausweichzeit verschafft hat.

Da die Zombies in allen Gebieten mit eurer Stufe mitskalieren, werdet ihr erst recht spät im Spiel das Gefühl haben, überlegen zu sein. Das kann diejenigen, die neu im Surivial Genre sind, etwas überfordern. Leider machen es die Entwickler der Dambuster Studios durch das ausbleiben zusätzlicher Schwierigkeitsgrade nicht leichter – oder schwerer, falls ihr waschechte Dead Island Veteranen seid! Wir hatten zu Spielbeginn in einer der ersten Quests in einem Hotel große Mühe, eine Horde von Zombies auszuschalten, weil wir A noch kaum Mods auf unseren Waffen platziert hatten, B die Grundschwierigkeit der Gegner nicht ohne war und C die Ausrüstung bzw. Loot in der Umgebung nicht sonderlich bemerkenswert waren. Hier könnte das Balancing etwas besser sein. Generell gibt es keine Barrierefreiheitseinstellungen. Wer also weitere Konfigurationen für das ledigliche Erleben des Spiels benötigt, wird hier ins gruselige Dunkel schauen.

Passt auch auf, dass ihr regelmäßig an Werkbänken für die Reparatur eurer geliebten Waffen sorgt. Unnütze oder geringwertige Waffen lassen sich zudem gegen Crafting-Materialien recyceln. So könnt ihr Mods für die Waffen craften, um sie mit zusätzlichen Effekten wie Strom zu stärken oder sie auf eure aktuelle Spielerstufe anpassen, solltet ihr sie bereits länger im Inventar mit euch führen. Sorgt ihr nicht hier und da für eine Waffenpolitur, geht die Ausrüstung kaputt und kann erst bei einer neuen Werkbank wiederhergestellt werden.

Grafik- und Soundperformance

Durch die Plattformwahl PS5 können wir euch hier ein sehr befriedigendes Performance-Erlebnis berichten. Im Vergleich zur Last-Gen liefert die PS5 nämlich saubere 60 Bilder pro Sekunde und übersteigt die Full HD Auflösung deutlich. Die Stabilität der Framerate soll laut anderer Pressestimmen auf der Ps4 eher bei 30 Bildern pro Sekunde liegen und Schwankungen unterworfen sein.

Generell haben wir ein sehr flüssiges Spielerlebnis verzeichnen können. Es gab keine Ruckler, Freezes oder Bugs, die zu Abstürzen geführt hätten. Auch die Ladesequenzen fallen minimal aus. Besonders Letzteres ist uns wichtig, wenn man mal wieder das Zeitliche segnet, weil man in einen Zombie-Hinterhalt geraten ist oder seinem latent selbstbewussten Schlächter zu viel Glauben an seine Überlebensfähigkeiten geschenkt hat. Lediglich einzelne Glitches sind uns begegnet. Etwa als wir einen Geher-Zombie auf einer Veranda zerlegt haben und dieser plötzlich zur Hälfte in den Boden sank und flackerte, als würde er verschwinden wollen. Ein anderes Mal hat uns ein bedrohlicher Malmer verfolgt und plötzlich teleportierte er sich einige Meter nach vorn. Das sind insgesamt aber sehr kleine Mängel, die das Spielerlebnis nicht weiter stören. Insgesamt hatten wir großen Spielspaß und nie ernsthafte Horror-Gefühle, auch wenn gelegentlich ein Zombie aus einer Klo-Tür hervorspringt oder sich so mancher auf uns zustürzt, nachdem er sich einen Eingeweide-Straßenimbiss gegönnt hat und in uns den nächsten Happen sieht.

Bei der Synchronisation dürft ihr euch auf originale Vertonungen aller sechs Schlächter plus der diversen NPCs und Questgeber wie der prominenten Emma freuen. Leider werden deutsche Spieler nur mit deutschen Bildschirmtexten und Untertiteln bedacht, eine deutsche Sprachausgabe gibt es nicht. Auch hier könnte in hitzigen Momenten dem ein oder anderen ein wichtiger Hinweis entgehen, wenn er mit wilder Tasten-Hämmerei statt Untertitel-Lesen beschäftigt ist. Sonst schlurfen, grunzen, murren die Zombies ganz vortrefflich. Die Umgebungsgeräusche wurden authentisch eingebettet und die eindrucksvoll-anatomischen Zerstückelungen werden durch das Dead Island 2 eigene F.L.E.S.H.-System ebenfalls optisch wie akustisch überzeugend präsentiert.

Dreifacher Spielspaß

Ein charmantes Gimmick haben sich die Jungs und Mädels für Dead Island 2 in Form des Koop-Modus einfallen lassen. Ihr dürft Cross-Gen, aber nicht Cross-Platform in die gemeinsame Zombie-Meuchelei einsteigen und euch Kapitelweise durch HELL-A kämpfen. Das ist sehr cool, wenn ihr mit euren Freunden oder zufälligen Lobby-Teilnehmern auf unterschiedliche Schlächter kommt und euer Gameplay so maximal anreichern könnt. Einander beleben, mit Waffen aushelfen und gemeinsam jeweils eigenständigen Loot abstauben ist dabei mit von der Partie. Jedoch werden USK-Lobbies und Internationale Sessions wegen des Gore-Grades voneinander abgegrenzt. Wer also glaubt, allein zu wenig zu erleben, der setzt sein Headset auf bzw. macht das Mikro an, stellt auf Online und los geht die gemeinsame Klopperei.

Fazit

Dead Island 2 bringt euch statt auf die Insel, nach HELL-A – Los Angeles im Apokalypse Modus. Ihr mit einem von sechs brachialen Schlächtern mittendrin. Egal ob im Singleplayer oder im Online-Koop zu dritt, mit immer heftigeren Waffen sorgt ihr in Haupt- und Nebenquests für Wagenladungen von Zombie-Abfall. Die Story ist zwar seicht, dafür das Gameplay umso schnittiger. Mit wechselbaren Fähigkeitskarten bringt ihr eine Prise Taktik ins Spiel, das gerade zum Spielstart durch seinen festen Schwierigkeitsgrad so manches Mal zur Geduldsprobe werden kann. Spätestens im Mid- bzw. Endgame werdet ihr aber Blut geleckt und gesehen haben. Wer also auf eindrucksvolle LA-Kulissen und messerscharfes Gameplay Bock hat, der sollte sich schnell nach HELL-A aufmachen.

Story 7
Gameplay 8.5
Grafik 9
Sound 7.5
Multi 8.5

Gesamt 8/10

PRO:
Apokalypse mit einer Prise derbem Humor
F.L.E.S.H.-System für geniale Zerstückelung
brachiales Gameplay
fantastische technische Performance
Taktik-Note durch Fähigkeitskarten & 6 Schlächter
spaßiger 3-Player Koop

CONTRA:
nur ein Schwierigkeitsgrad
Balancing baut sich erst über die Zeit auf
Hauptgeschichte als Nebenerlebnis
Koop auf Cross-Gen beschränkt


Danke an PLAION für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „ Maik“

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Letzte Aktualisierung: 02.05.2023, 20:40 Uhr