FIFA 23 (Xbox Series X/S und Playstation 5)

FIFA 23 (Xbox Series X/S und Playstation 5)

Mit FIFA 23 erscheint nun die letzte FIFA-Fußballsimulation – zumindest unter diesem Namen. Inhaltlich werden wir sehen, ob sich etwas ändert. Ab 2024 werdet ihr euch nämlich an den Namen EA Sports FC gewöhnen müssen. Mit frecher Zunge könnte man meinen, vielleicht ändert sich dann auch im Gameplay etwas mehr – zumindest, dass es sich anders anfühlt, als ein jährliches Update. Ob dieses Vorurteil bei FIFA 23 überhaupt zutrifft, erfahrt ihr in unserem Test.

Änderungen im Detail

Bei unserem Test lassen wir dieses Mal die Nintendo-Konsole wieder außen vor. Hier ist es wie jedes Jahr dasselbe. Die "Legacy Edition" ist ziemlich teuer, aber ohne jegliche Gameplay-Neuerungen. EA weist sogar auf diesen Umstand hin. Daher werfen wir lieber einen genaueren Blick auf die Next-Gen-Ableger.

Wie ihr es aus den vergangenen Jahren kennt, erfindet sich FIFA 23 nicht neu, die Änderungen liegen eher im Detail. Dennoch kann man sagen, dass sich zumindest spielerisch gefühlt ein Tick mehr getan hat, als es noch von FIFA 21 auf 22 der Fall war.

Vor allem die neue Sprintmechanik AcceleRATE sorgt für noch mehr Individualität, da manche Spieler deutlich schneller zu einem Sprint ansetzen – vorausgesetzt das Timing stimmt. Das kann schon mal ein riesengroßer Vorteil sein, da die KI der Verteidigung unserer Meinung nach oft nicht optimal „mitdenkt“. Anstatt den Gegner zu attackieren, steht sie oftmals einfach nur davor und schaut, wie so mancher Jugendspieler bei einem Nachwuchsmatch auf dem Dorfplatz, einfach zu. Auch Tacklings sollten gut durchdacht sein, da oftmals der Spieler zu ungestüm agiert und dann die Beine nicht mehr hochbekommt, um den Angreifer noch einzuholen. Gerade letzteres hat bei uns für so einige Frustmomente gesorgt. Doch wenn man an seinen Skills arbeitet, lässt sich hier sicherlich die ein oder andere Stresssituation vermeiden. Zumindest auf einer höheren Schwierigkeitsstufe reagiert vor allem die gegnerische KI etwas besser auf euren Spielstil. Presst ihr permanent, stellt der Gegner seine Taktik um oder reagiert mit taktischen Spielerwechseln. Nichtsdestotrotz ist die neue Ballphysik besser, die Kugeln werden ruhiger geschoben ohne die Flüssigkeit im Aufbauspiel zu unterbinden. Stärker verändert wurde das Laufverhalten der Fußballer. Verteidiger, die eher langsam Tempo aufnehmen, können nun einen Stürmer mit geringer Endgeschwindigkeit im Laufduell einholen. Umgekehrt brauchen bullige Topstürmer etwas länger, um an Geschwindigkeit zuzulegen. Sind sie aber in Fahrt, dann kaum zu bremsen.

Die ersichtlichste Überarbeitung gab es dieses Jahr bei den Standardsituationen, wie Elfmeter, Frei- und Eckstöße. Anhand eines kleinen Ball-Symbols in der Mitte könnt ihr den Spin nun direkt manuell festlegen. Ebenso fällt das Fadenkreuz weg und wird durch eine Linie ersetzt, welche die erwartete Flugbahn anzeigt. Timing und Schusskraft sind immer noch entscheidend dafür, ob ihr den Ball schließlich versenkt oder nicht.

Wenn ihr die Tastenkombination „L1 + R1 + Schussknopf“ gleichzeitig drückt, könnt ihr mit dem neuen Powerschuss für gefährliche Situationen sorgen. Gerade richtig ausgeführt ist diese neue Technik oftmals der Schlüssel zum Erfolg. Ihr benötigt dafür aber das nötige Timing und die nötige Präzision. Während ihr diesen Schuss aufladet, verlangsamt sich etwas das Gameplay bzw. zoomt das Bild etwas nach vorne. Genau in diesem Moment seid ihr als Spieler verwundbar, da ihr nur Sekunden Zeit habt um zu reagieren. Somit braucht ihr einen optimalen Zeitraum und viel Platz für die Ausführung, ansonsten werden ihr kaum eine Chance haben den Schuss zu vollenden. Der neue Powerschuss ist keine übermächtige Waffe, kann aber im richtigen Moment die entscheidenden Akzente setzen.

Girl-Power

Nach der erfolgreichen Fraueneuropameisterschaft ist Frauenfußball in aller Munde. Um so begrüßenswerter ist es, dass Frauen stärker integriert wurden. Zwar gibt es noch immer keine Möglichkeit eine Karriere zu starten, aber zumindest zwei neue Frauenligen wurden im Spiel hinzugefügt. Neben der Frauen-WM ist die französische Division 1 um Champions-League-Seriensieger Olympique Lyon sowie die englische FA Womens Super League vertreten.

Ansonsten findet ihr in FIFA 23 die bekannten Modi, wie „Ankick“, die „Online-Seasons“, „VOLTA“, „Karriere“ und vieles mehr. Selbst die Herren-Weltmeisterschaft wird noch folgen. Potential gibt es vor allem beim Frauenfußball, da noch etliche Ligen oder die UEFA Women’s Champions League fehlen.

Fans des Karrieremodus dürfen sich in FIFA 23 darüber freuen, endlich Trainer-Größen wie Jürgen Klopp, Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti zu verkörpern. Legt ihr als Coach los, ist die Erfahrung ähnlich wie im Vorjahr. Neu sind einige Zwischensequenzen und Transferanalysen zu euren Ein- und Verkäufen.

Alle Jahre wieder – Ultimate Team

Was in keinem Jahr fehlen darf, ist das Ultimate Team. Dieser Modus ist wie immer sehr umstritten, da er vor allem darauf ausgerichtet ist, echtes Geld zu investieren, um die besten Karten (also Spieler) für sein Team zu erhalten. Theoretisch müsst ihr natürlich keinen Cent investieren, aber es geht halt deutlich langsamer an tolle Teamspieler zu gelangen. Neben den neu eingeführten Sonderkarten dürfen sich Fans auf weitere Ikonen freuen. Besonders der Name Gerd Müller ist hier eine Koryphäe.

Was hat sich im neuen FIFA getan? Es wurde beispielsweise das Chemie-System angepasst, was es euch einfach machen soll, das Beste aus eurem Team herauszuholen. Kurz erklärt kommt es nicht mehr auf die Chemie der Spielerkarten an, die ihr nebeneinander platziert, sondern auf die Zusammenstellung des gesamten Teams. Unserer Meinung nach eine willkommene Änderung, da es übersichtlicher und weniger kompliziert ist.

Außerdem gibt es einen neuen Modus, welcher „Moments“ genannt wurde. In diesem müsst ihr verschiedenste Szenarien spielen, für die ihr als Belohnung Sterne erhaltet. Diese Sterne könnt ihr wiederum gegen Packs und andere Geschenke eintauschen. Manche dieser „Momente“ sind jedoch zeitlich begrenzt oder haben bestimmte Voraussetzungen (zB. eine gewissen Anzahl von Spielern eines bestimmten Teams). Es wird sicher spannend zu sehen wie sich der neue Modus entwickelt oder auf Dauer nur dazu anspornen soll echtes Geld zu investieren.

Doch keiner zwingt einen „Moments“ und/oder Ultimate Team zu zocken. FIFA 23 bietet genügend Abwechslung und Möglichkeiten seinen Spaß zu haben.

Platzbedingungen

Schauen wir uns noch zum Schluss an, ob der Platzwart -äh die Entwickler – technisch sauber gearbeitet haben?

Zuallererst ist das Online-Feature zu erwähnen, welches bereits in FIFA 22 mit einem Update nachgereicht wurde: Crossplay. Es ist nun ab Release das plattformübergreifende Spielen möglich. Somit ist es egal, ob deine Freunde einen PC oder eine andere Konsole haben – ihr könnt euch nun jederzeit auf dem virtuellen Rasen messen.

Weiter ist zu erwähnen, dass Juventus Turin zurück ist. Jahrelang war das Team unter dem fiktiven Namen Piemonte Calcio zu spielen, das hat sich mit FIFA 23 wieder geändert.

Technisch hat der Titel unserer Meinung nach Höhen und Tiefen. Positiv zu erwähnen sind die neuen Animationen und Stadien - die Spieler sind „angeblich“ auch detaillierter geworden. Bei genauer Betrachtung findet ihr hier und da ein Haar in der Suppe. Wenn man bedenkt, dass FIFA 22 noch nicht für Next-Gen entwickelt wurde (eher als Upgrade), merkt man heute kaum einen Unterschied zum letzten Jahr. Natürlich kann man sagen, FIFA ist kein Titel, der auf Grafik ausgerichtet ist, doch wenn man Spiele wie Call of Duty betrachtet, weiß man, was gerade im Charakterdesign möglich ist. Merkwürde Gesichtsausdrücke der Spieler sind weiterhin Realität, manche Fußballer sehen überhaupt ganz komisch aus – beispielsweise Marco Reus. Ja, das ruiniert den Spielspaß nicht, aber unserer Meinung nach hat sich der Titel grafisch zumindest nicht so weiterentwickelt, dass es ins Auge sticht, was schade ist.

Zumindest kann man sagen, dass die Stadien ausgewogener beleuchtet werden und cool ist der Fakt, dass der Platz nach Grätschen etc. Verschleißerscheinungen aufweist.

Auch gibt es fifatypisch wie immer etwas auf die Ohren. Hier lässt die Fußballsimulation erneut ihre audiotechnischen Muskeln spielen. Die Stimmung in den Stadien wird wieder richtig gut eingefangen – egal ob Choreografien oder Gesänge. Viele bekannte Effekte haben es erneut ins Spiel geschafft oder wurden ausgebaut. So freut man sich seit Jahren über „You’ll Never Walk Alone“ auf der Anfield Road oder bekommt Herzklopfen, wenn das Nebelhorn im Weserstadion erklingt. Die Kommentatoren sind wie gewohnt und lassen sich bei Belieben stumm schalten.

FAZIT:

Bei FIFA 23 handelt es sich um die jährliche, kostenpflichtige Verbesserung des Vorgängers. Dieses Mal bietet der Titel jedoch einige sichtbare Neuerungen. Der Powerschuss ist eine großartige neue Ergänzung und Anhänger von Frauenteams dürfen sich wieder über neue Mannschaften freuen. Bei FUT wurde das Chemie-System verbessert und bekam einen neuen Modus spendiert. Die Karriere selbst hat nur wenige Änderungen erfahren. Mal sehen, was sich nächstes Jahr ohne den Namen „FIFA“ ändert, aber wie jedes Jahr bekommt ihr eine solide Fußballsimulation mit vielen Modi geliefert, die auf alle Fälle Spaß macht. Online wurde mit Crossplay eine großartige weitere Möglichkeit geschaffen. EA liefert solide ab und man kauft sicherlich nicht die Katze im Sack. Auch dieses Jahr heißt es daher wieder: „Ran ans Leder!“

PRO:
großartige Stadionatmosphäre
Crossplay
mehr Frauenteams
neuer Powerschuss

CONTRA:
kaum Änderungen in der Karriere
KI tlw. etwas unausgewogen
grafisch Luft nach oben

Grafik: 7.5
Sound: 10
Gameplay: 8
Multi: 9
GESAMT: 7.5

Herzlichen Dank an die Firma Electronic Arts für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „Ulrich“

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Letzte Aktualisierung: 05.10.2022, 20:40 Uhr