[17.12.] OldMac´s Dreamland: Phoenix Wright im Wunderland

[17.12.] OldMac´s Dreamland: Phoenix Wright im Wunderland

Erinnert ihr euch noch an den Artikel vom 5.12.? Damals ging es um Videospiel-induzierte Alpträume, von denen ich, wie ich schrieb, in meinem Leben allerdings wesentlich weniger hatte als „vollkommen bizarre Absurditäten“ im Traumland, die mit meinem Lieblingshobby zusammenhängen. Und ob ihr wollt oder nicht – diesmal schildere ich euch den möglicherweise irrsinnigsten Fall aus diesem Kuriositätenkabinett: Los geht´s!

Intro

Jener Traum fing ja noch relativ harmlos an: Ich fungierte anfangs als Art stiller Beobachter und sah in der Art einer Dia-Show (oder des Intros eines 8- oder 16-Bit-Spiels) Standbilder eines Donald Duck-Comics, in welchem der Enterich mit leicht unwirschen Gesichtsausdruck eine Konversation mit seinem Nachbarn führte – bei dem es sich interessanterweise um das klassische Bettlaken-Modell eines Gespenstes handelte...auf einmal morphten die Geschehnisse jedenfalls zu einem Film, aus dem in sehr ominöser Weise hervorging, dass Donald plante, das Haus seines geisterhaften Nachbarn zu erwerben, aber ihm durch gar garstige Umstände ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde: Irgendein bösartiges Indidivuum hatte sich doch tatsächlich erdreistet, den Türknauf des „Geisterhauses“ zu stehlen, sodass ein Eintritt unmöglich gemacht wurde. Donald tobt, das arme Gespenst kann sein Haus nicht wie geplant verkaufen – wer kann da noch helfen...?

Natürlich Phoenix MacMario!

Wer die Ace Attorney-Saga kennt, weiß, wie mehr oder weniger jeder Serienteil beginnt: Mit einer Momentaufnahme eines Verbrechens (auch meist in einer Folge von Standbildern gehalten), auf den gleich ein Schnitt in die Gerichtslobby folgt, wo wir durch die Augen des Protagonisten – meist der junge Rechtsanwalt Phoenix Wright - sehen, der mit seinem Mandanten über die bevorstehende Verhandlung spricht (meist eher nervös – im ersten Teil behandelt er seinen allerersten Fall, und im zweiten kann er sich nach einem starken Schlag auf den Kopf an den Sachverhalt überhaupt nicht mehr erinnern). Dreimal dürft ihr raten, was passiert, wenn das “Verbrechen” besagter Türknauf-Diebstahl ist...

Genau: Nach obiger Cartoon-Geschichte gab´s einen Schnitt in die Gerichtslobby und ich bin offensichtlich der Anwalt einer Dame, welche die Besitzerin jenes knauflosen Hauses zu sein scheint (ob das Gespenst von vorhin also lediglich ein Untermieter war, beantwortete der Traum nicht). Durch sehr kuriose Gespräche wurde mir der Sachverhalt allmählich klar: Der Knauf schien extrem teuer gewesen zu sein, und würde meine Mandantin einen neuen nachkaufen, müsste sie dazu das Geld verwenden, was sie eigentlich schon dem Tierschutzverein versprochen hatte. Dennoch hatte sie sich entschlossen, einen neuen Türknauf zu erwerben und musste ihre Spende deshalb zurückziehen, weshalb der Verein gleich klagte und behauptete, die Dame hätte den Knauf selbst “gestohlen” und versteckt, nur um ihre Spende nicht zahlen zu müssen – mein Job als Anwalt war somit, zu beweisen, dass sie als Diebin nicht in Frage kam. Was für ein absoluter Schmarrn...

Aber es wird noch besser: Als die Verhandlung begann, saß ich als Anwalt gemeinsam mit meiner Mandantin in einer Art Kanzel oder Loge, die verdammt hoch an der Wand befestigt war. Plötzlich betätigte sie einen dort angebrachten Hebel, und die Kanzel fuhr an der Wand entlang - stark wackelnd - weiter (im Stile von Stefan Raabs Tisch in “TV Total”), und ich lief Gefahr, herauszufallen. Dann betätigte die Gute den Hebel immer und immer wieder, und mit der Zeit wurde aus der Kanzel eher eine Art Seilbahn, die auch an der Decke herumfahren konnte (Als ich mir einmal ernsthaft Sorgen machte, gleich einen Freiflug zu machen, entgegnete meine Mandantin forsch "Was ist denn los, Sie sind doch eh angeschnallt!" - und plötzlich bemerkte ich, dass dieses Ding Sicherheitsgurte wie ein Auto besaß), und aus dem riesigen Gerichtssaal wurde mit der Zeit eine gigantischer Freiluft-Platz, auf dem sich neben Richter&Co. noch andere Menschenmassen herumtrieben...es war gewissermaßen Festival-Stimmung mit Musik und Ballons; einmal bog ich mit dieser seltsamen "Seilbahn" auch versehentlich falsch ab und fuhr ein wenig durch die Gassen - keine Ahnung, woran die Bahn hier eigentlich befestigt war...

Während dieser Zeit bekam ich ein wenig vom konfusen Plädoyer des "gegnerischen" Anwalts mit (Was aufgrund des gewaltigen “Gerichtssaals” äußerst schwierig war: Er saß hunderte Meter von mir entfernt in einer ähnlichen Kanzel und der Richter in Bodennähe, weshalb ich immer sehr genau hinhören musste, um überhaupt irgendwas verstehen zu können): Er begann mit der Tierschutzverein-Klagee und kam mit der Zeit vom Hundertsten ins Tausendste, was schließlich in der Behauptung gipfelte, es würde Krieg mit Mexiko geben, wenn meine Mandantin wie geplant ihre Spende zurückziehen würde...

Ich hatte mir inzwischen gedanklich ein halbherziges Plädoyer zurechtgelegt ("Wir sollten als Humanisten doch das Wohl der Menschen über jenes der Tiere stellen!"), doch dann kam mir plötzlich ein Geistesblitz – oder eher ein Flashback eines Ereignisses, welches ich zwischenzeitlich vergessen hatte: Offenbar erschienen in der Früh jenes Tages - als ich noch schlief - wie aus dem Nichts Clever und Smart (ja, wirklich!) und schlugen mich mit Hämmern; angeblich, um mich aufzuwecken (was bei mir – was wie eingangs erwähnt auch seinerzeit Phoenix Wright passierte – wohl zu temporärer Amnesie führte). Lest ihr immer noch mit? Wie schön...

Jedenfalls knüpfte ich aus dieser Erinnerung einen genialen Zusammenhang zwischen jenem Vorfall und dem Diebstahl und war mir sicher, dass der Kläger in Wirklichkeit Clever und Smart mit dem Diebstahl des Knaufs beauftragt hatte, um diesen Prozess überhaupt erst zu ermöglichen (Warum. Auch. immer.). Vor meinem flammenden Plädoyer, welches die finsteren Machenschaften des Klägers aufdecken sollte, wollte ich mich nur rasch vergewissern, dass diese Annahme auch der Wahrheit entsprach – und praktischerweise erschien aus dem Nichts plötzlich eine Phoenix Wright-mäßige Schaltfläche (wird in den Spielen auf dem Touchscreen angezeigt), welche ich aktivierte, um surrealerweise schnell durch die Dialoge (auch die noch gar nicht geführten) zu scrollen - so kam ich dann zu einem "Screen" nahe dem Schluss, in dem der Kläger (sah verdammt aus wie Mr.White aus Phoenix Wright 1), von meinen cleveren zukünftigen Fragen und Einwürfen im Verhör (ein wahres Zeitparadoxon) enttarnt, zugab dass er Diebe anheuern musste, um den Knauf stehlen zu lassen, und links von ihm wurden (ebenfalls im PW-Stil) Bilder von seinen Komplizen - Clever und Smart – eingeblendet. Zufrieden blätterte ich also mittels der Schaltfläche wieder zurück: Ich hatte den Fall ja de facto schon aufgeklärt, wollte aber nichts von Prozess verpassen und ihn tatsächlich in der Gegenwart so lösen, wie ich es laut dieser Vorausschau tun würde.

Als ich also wieder in jenem Moment landete, wo ich dem linearen Zeitfluss zufolge immer noch sein sollte und schon mit meinem Plädoyer beginnen wollte, war plötzlich die "Kamera" auf SpongeBob - der plötzlich ebenfalls auf diesem riesigen Platz mit der festlichen Gesellschaft war, in den sich der Gerichtssaal zuvor verwandelt hatte - und eine ihn umringende Menge von Japanern, die ihn Autogramme baten, gerichtet. Ich schien wieder in die Rolle eines Beobachter verbannt und musste mir diese Szene recht lange ansehen, bis der Kameramann stark auf den Schwamm zoomte, welcher in die Kamera grinste, mit den Achseln zuckte und amüsiert einen sagenhaft sinnlosen Kommentar abgab, der aber offenbar die Rolle eines pointierten Abschlusskommentars übernehmen sollte: “Leider können Japaner ja kein Chinesisch!”

Danach dreht sich der Schwamm um, das Szenario glich plötzlich einem Western und er spazierte quasi in den Sonnenuntergang, während die Autogrammjäger nur noch als schwarze Silhouetten (ähnlich wie auf einigen Asterix- oder Lucky Luke-Panels) zu sehen waren, bis der typische Cartoon-Schluss einsetzte und das komplette Bild abgedunkelt wurde – bis auf eine Art Spotlight auf SpongeBog, welches mit einem lustigen Jingle dann auch verschwand.

Jaja – ich habe euch “vollkommen bizarre Absurditäten” versprochen, und denke, mit dieser Nacherzählung habt ihr sie auch bekommen. Ich habe mich damals jedenfalls köstlich amüsiert, als ich aufwachte und über mein Unterbewusstsein nur den Kopf schütteln konnte – hoffe, dass ihr auch ein wenig Spaß an diesem ausgesprochenen Unsinn in Textform hattet!
Euer OldMacMario.

verfasst von „OldMacMario“

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Letzte Aktualisierung: 17.12.2010, 13:22 Uhr