[5.12.] Krampus-Special: Nintendo Nightmare – Alpträume und Videospiele

[5.12.] Krampus-Special: Nintendo Nightmare – Alpträume und Videospiele

Bevor morgen der brave Nikolo kommt und Mandarinen verteilt, treibt heute sein garstiger Gehilfe sein Unwesen – wer den Krampus nicht kennt: Stellt ihn euch als sowas wie den Teufel vor, nur wesentlich flauschiger und eher boshaft als wirklich böse. Und er beginnt nicht zu singen, sobald man ihn anruft. Aber wie auch immer: Durch diesen „gruseligen“ Schimmer in der sonst so besinnlichen Vorweihnachtszeit fühlte ich mich inspiriert, ein paar Erinnerungen an Nintendo-induzierte Alpträume, die mir im Gedächtnis geblieben sind, zu Papier zu bringen – los geht´s!

Der Horrorwald des Pilzkönigreichs

Wohl der früheste Traum zu dem Thema, an den ich mich erinnern kann (dürfte zu meiner Kindergartenzeit gewesen sein, als ich das NES gerade neu hatte), ist folgender: Der Ort ist ein typischer Geisterwald voller knorriger, laubloser Bäume und schon als ich in die Szene einsteige, ist ein Werwolf hinter mir her, den ich aber rasch abhänge. Als ich dann schon glaube, verschnaufen zu können, startet plötzlich eine Art Cut-Scene, die ich bewegungsunfähig – quasi „starr vor Schreck“ - mitansehen muss: Ein gewaltig großer Snifit kommt, begleitet von enorm dramatischer Musik, mit schweren Schritten auf mich zu; neben seiner Statur ist insbesondere ungewöhnlich, dass sein Mund (bzw. der „Rüssel“ seiner Maske) nicht rund, sondern sechseckig – ähnlich wie eine Schraubenmutter – geformt ist, und in dem Moment, als mir das bewusst wird, höre ich mich selbst geschockt „Eine Schraubenmutter!“ rufen. Eine rationale Beschreibung des „Warum“ ist mir an dieser Stelle unmöglich, doch auf eine seltsame Art und Weise war dieser Moment richtig furchteinflößend.

Ob jener Traum von sich aus abbrach oder ich meinen in solchen Situationen oft genutzten Traum-“Cheat“ einsetzte – in der Traumwelt selbst lange genug die Augen schließen; wenn ich dies lang genug tat, standen die Chancen in der Regel gut, die Augen dann in der Realität wieder zu öffnen – weiß ich jedoch nicht mehr genau.


So ein Snifit sieht doch eigentlich ganz niedlich aus, oder? Trotzdem: Seinem großen Bruder – oder war es seine Schrauben-Mutter? - muss ich wirklich kein zweites Mal treffen...egal, in welcher Realität.

Die Röhren des Schreckens

Gut dazu passt ein weiterer Nachtmahr aus dem Mario-Universum: Ich „spawne“ am höchsten Punkt eines Röhrenlabyrinths in schwindelnden Höhen, vergleichbar mit dem Land der Röhren aus Mario 3. Von oben sehe ich auf den Boden, wo sich eine Schatztruhe befindet – ganz klar: Der einzige Weg führt durch die Röhren, und auf jeder Ebene gibt es zwei; irgendwie weiß ich ganz genau, dass ich immer eine die richtige und eine die falsche ist – im Worst Case würde irgend etwas Schreckliches passieren...

Und ihr ahnt, was kommt: Fast alle Ebenen meistere ich bravourös, ich springe problemlos durch die leeren Röhren. Als das Ziel jedoch zum Greifen nahe ist, geschieht das Absehbare: Ich wähle ein einziges Mal nicht den richtigen Pfad – und lande in einer unfassbar dunklen Umgebung, in welcher die schauerliche Stimme einer Art „Stadionsprecher der Unterwelt“ ertönt und höhnisch etwas in die Richtung „Dies ist der falsche Weg – nun warten die Geister auf dich!“ erschallen lässt. Und a tempo scharen sich brüllend und lachend die abscheulichsten Wesen, die ich je in einem Traum gesehen hatte, um mich...in diesem Fall in ich sicher, dass ich jene Story mit erwähntem Cheat beendet habe.

Castlevania als „Tanzspiel“

Einen ham´ wir noch: Ich befinde mich in einer Welt voller Tempel und Ruinen über den Wolken (eigentlich sehr im Stile von Kid Icarus, doch kannte ich die Serie damals noch gar nicht) und habe die Aufgabe, die Medusa zu besiegen (welche ich durch Castlevania erst richtig kennengelernt habe, dieser Traum basiert also 100%ig darauf). Dies geht in diesem Szenario nur folgendermaßen: Auf der linken und rechten Seite des Tempels der Medusa ist jeweils ein gemusterter Stein angebracht, und wer im richtigen Rhythmus von dem einen zum anderen tanzt bzw. springt und ihr danach in die Augen schaut, bricht ihre Macht – wer aber nur den kleinsten Fehler macht, wird im Nu zur Steinstatue.

Ich lasse mich also breitschlagen, dies zu tun – aber im Zuge dieses „Rituals“ wird klar, was diesen Traum so schrecklich macht: Die Medusa dieser Welt ist nur ein Kopf, angebracht an einer langen Eisenstange – der Kopf einer hässlichen, alten Frau mit schütterem Haar (keine Schlangen!) und zerfurchtem, faltigen Gesicht. Und als ich ihr nach meinem Herumgehampel in die Augen schaue, ist ihr Blick eines der furchterregensten Dinge, ich jemals gesehen hatte.

Retrospektiv eigentlich echt interessant – in Kid Icarus 1 übernimmt ja auch die Medusa den Part des Oberbösewichts. Aber ehrlich, ich kannte dieses Spiel damals nicht...vielleicht handelte es sich auch um eine Überlagerung mit Vampira, einem körperlosen, fliegenden weiblichen Kopf, aus Simon´s Quest. Wie? Ihr wollt wissen, wie der Traum ausging? Tja – ihr schrecklicher Blick war auch der Ende der Geschichte; ich habe keine Ahnung, ob ich sie besiegt hätte oder zu Stein erstarrt wäre. Wie antiklimaktisch...

Zurück in die Gegenwart

Aber wie auch immer: Insgesamt muss ich sagen, dass ich in meinem Leben sehr wenige auf Videospielen basierende Nachtmahre hatte; für vollkommen bizarre Absurditäten ist mein Lieblingshobby im Traumland immer gut, aber schlechte Träume kamen mir da viel mehr aufgrund von Fernsehen und Co. - ich erinnere mich mit Schaudern an den „Kinderfänger“ aus „Tschitty-Tschitty-Bäng-Bäng“ und eine Star Trek Classic-Folge mit einem Andross-artigen Hologramm-Kopf, den ich in einem wirren Fiebertraum verarbeitete...ich erkenne ein Muster, immer diese verdammten gruseligen körperlosen Köpfe!

Nach der Zombiestadt Luran im genialen SNES-Action-Adventure Terranigma (über das wir in der „Ode“ natürlich noch sprechen werden) ging ich damals (da war ich wohl so 10) gar davon aus, dass ich darüber alpträumen würde und war schließlich überrascht, als es nicht der Fall war: Jener Subplot, dass man als Held in eine scheinbar schöne, lebendige Stadt reist und in der Nacht mit einem Schlucken zur Kenntnis nehmen muss, einer Illusion aufgesessen zu sein und dass alle Dorfbewohner, mit denen man sich zuvor noch so nett unterhalten hat, in Wirklichkeit längst im Krieg gestorben sind und zu verfaulenden Untoten wurden, ist für mich immer noch eine der am meisten unter die Haut gehenden Handlungen der Videospielgeschichte.

Das Mühsamste, was ich in Bezug auf das Thema bisher erlebt hatte, geschah aber definitiv 2007, als ich viel Super Paper Mario spielte und später mit Übelkeit, Fieber und Grippe im Bett lag: Immer, wenn ich die Augen schloss, sah ich Mario vor mir, wie er durch Flipstadt ging – alle paar Schritte wechselte er von der 2D- in die 3D-Ansicht, die Kamera drehte sich und er wechselte kurz darauf wieder zurück. Er ging hin und her, immer in der gleichen Umgebung, drehte die Kamera hin, drehte sie zurück. Die. ganze. verdammte. Nacht. Ich zuckte fast aus vor Ärger und Langeweile...

Und strafverschärfend kam in diesem noch Fall hinzu, dass ich gerade an diesem Tag im Spiel bis nach Flopstadt spielte und Mario dort auf die seltsame Köchin traf, welcher in komischer Deutsch-Englisch-Mischung ständig seltsame Aussagen über Essen zum Besten gab (während ich bei meiner Übelkeit an selbiges kaum denken konnte...) und ihn „Wurstel“ oder „Shnitzel“ [sic!] nannte. Apropos: Vielleicht lag mein Zustand ja doch an keinem Virus, sondern vielmehr an diesem etwas seltsam schmeckenden Schnitzel, welches ich an jenem Tag zu mir nahm...
Euer OldMacMario.

verfasst von „OldMacMario“

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Letzte Aktualisierung: 05.12.2010, 21:57 Uhr