Epilog – OldMacMarios Messe-Eindrücke

Epilog – OldMacMarios Messe-Eindrücke

Natürlich gibt es auch Dinge, die man an Nintendos diesjährigem Messeauftritt kritisieren könnte: Etwa, dass der 3DS im Publikumsbereich nicht gezeigt wurde. Dass der wirklich lobenswerte Umstand, dass das Epic Mickey-Display von einem waschechten Entwickler anstatt eines „normalen“ Promotors betreut wurde, im Trubel ziemlich unterging und nirgendwo darauf hingewiesen wurde. Dass der jeder Bühnenshow vorangestellte, kurze Rückblick auf die letzten 25 Jahre Firmengeschichte zwar sehr nett aufgemacht, aber die zugehörige erläuternde Stimme „irgendwie – ne?“ war und etwas arg überzeichnet klang. Dass magere vier Zelda-Displays etwas wenig waren und locker für dreistündige Wartezeiten sorgten.

Aber insgesamt muss ich doch eines sagen: Bravo, Nintendo! Nachdem von 2006 auf 2007 eine erschreckende „Vercasualisierung“ spürbar war, die Firma 2008 komplett zu Hause blieb und 2009 auf E3 wie auch gamescom gute Ansätze erkennbar wurden, ging der Mario-Konzern dieses Jahr jenen Weg konsequent weiter: Mario (wenn auch in diesem Fall nur in Form bereits erhältlicher Spiele, aber von der Präsenz her stark spürbar), Link, Donkey Kong, Samus und Kirby standen – fast ist man geneigt, „wie in alten Zeiten“ zu sagen – klar im Mittelpunkt. Mehr an Gelegenheitsspieler gerichtete Titel wie Just Dance 2, Art Academy und Wii Party (was aber durchaus einen ähnlich spaßigen Eindruck wie die Mario Party-Serie machte) waren vorhanden, aber drängten sich nicht ins Rampenlicht: Zwei der drei Bühnenshow-Typen waren komplett der „alten Garde“ gewidmet, ein großer Unterschied gegenüber letztem Jahr.

Klar: Natürlich kann man jetzt „Immer die gleichen Figuren, wir wollen endlich mal neue Charaktere und erwachsenes Image, faselfasel!“ einwerfen, aber ich muss ehrlich sagen: Mir ist eine Situation, in derartige Kritik aus der Spielerschaft kommt, wesentlich lieber als eine solche, in der sie (leider berechtigt) „Immer nur Casual-Titel, setzt die Klassiker fort, oder habt ihr uns alte Fans vergessen?“ schreit – wie es die letzten Jahre der Fall war.

Ja, vielleicht gab es von Nintendos Seite kaum Titel zu sehen, die nicht schon Teil jahrzehntelanger Serien sind. Aber, um es kurz, knapp und subjektiv zu sagen: Pardon, aber das ist mir persönlich vollkommen wurscht! Genau die gleichen Vorwürfe der Marke „Nintendo ist zu kiddy, die sollen ihre alten Figuren in Rente schicken und was Cooles machen!“ haben wir doch schon zu N64- und Game Cube-Zeiten gehört (Erinnere mich noch gut an einen Leserbrief, weiß nicht mehr genau, an welche Zeitschrift, mit der Forderung, „Nintendo soll[e] sich einen abgewetzten Typen mit Lederjacke zulegen!“, anstatt ständig Mario auftreten zu lassen) – und das waren zwei fantastische Konsolen. Die Casual-Schiene mit der Wii (womit ich keinesfalls andeuten will, für jene Konsole gäbe es keine Meisterwerke) hat viele Fans vergrault, doch die Firma ist auf dem besten Weg, wieder zu ihrer alten Linie zurückzufinden, welche von vielen Spielern so geschätzt wurde.

Wobei - „alte Linie“: Einen generellen Vorwurf, Nintendo würde nichts Neues mehr einfallen, muss ich angesichts des Auftritts in Köln klar zurückweisen. Ob Kirby in seinem komplett neuen Gewand, Zelda mit Wii Motion Plus (was erheblichen Einfluss aufs Gameplay hat) und einem Grafikstil, der in dieser Form auch noch nicht da war, Metroid mit seinen Perspektiven-Spielereien und sogar das zwar stark an die SNES-Klassiker angelehnte Donkey Kong Country, welches mit erstmals „echtem“ Zweispielermodus und Diddys individuellen Fähigkeiten wie Jetpack und Erdnusspistole frischen Wind in die Serie bringt: Im Gegensatz zu Super Mario Galaxy 2 oder New Super Mario Bros. Wii – beides tolle Spiele, aber zugegebenermaßen ohne großartige Innovationen den Vorgängern gegenüber – hat diesmal nahezu jedes von Nintendos Aushängeschildern 2010 wirklich neuartige Features verpasst bekommen. Okay, abgesehen von den dritten Runden von Golden Sun und Professor Layton, die spielerisch nicht unbedingt neue Wege beschreiten.

Etwas ernüchternd waren für Nintendo-Spieler jedoch die Auftritte der Dritthersteller – großartig viele potentielle Hits für Wii und DS gab es nicht zu bestaunen. Super Scribblenauts, die neue Rabbids-Episode und Final Fantasy: The Four Heroes of Light fielen mir da noch am ehesten auf – fand aber letztendlich keine Zeit sie auszutesten, da die ersten Tage redaktionell viel zu tun war und KingWart und ich die letzten mit dem Nintendo-Stand (samt Wartezeiten vom Zelda-Kaliber) schon genug zu tun hatten.

Kurz, die großen Nintendo-Titel haben allesamt einen guten Eindruck bei mir hinterlassen, meine zwei persönlichen Highlights waren aber die 3DS-Enthüllung (welche Nicht-Fachbesuchern leider vorenthalten blieb) und das äußerst unterhaltsame Interview mit Charles Martinet – ist einfach schon eine tolle und auch irgendwie irreal wirkende Sache, mit der Stimme einer Videospielfigur zu sprechen, mit der man quasi aufgewachsen ist.

Ebenfalls irreal anmutend: Wie anno 2007 stand die Messe auch diesmal stark im Zeichen von Casual Games und Bewegungssteuerung – nur diesmal ging dieser Trend nicht von Nintendo aus, sondern von allen anderen. Oder anders ausgedrückt: Wenn damals böse Zungen behaupten konnten, Sony und Microsoft hätten ein starkes Software-Line-Up und Nintendo würde Gefuchtel und Minispielchen total in den Vordergrund rücken, wirkte es diesmal eher umgekehrt. Womit ich natürlich nicht sagen will, dass es an starken PS- und Xbox-Spielen mangelte – will darüber jetzt auch kein Urteil abgeben, da ich einfach keine Zeit hatte, mir die zugehörigen Stände näher anzusehen. Auf alle Fälle waren Move und Natal, pardon, Kinect omnipräsent.

Nur ein kurzes Duell im Bogenschießen via besagtem Play Station Move lieferten Simon und ich uns – nett und keineswegs unpräzise, aber würde jetzt nicht behaupten, dass ich es nun um sooo viel realitätsnäher als das Äquivalent in Wii Sports Resort fand. Natal, pardon, Kinect hingegen konnte ich nur als Zuschauer verfolgen - schon cool, aber ich bin mir immer noch nicht sicher, wie sinnvoll die Sache in komplexeren Spielen sein kann. Das Design des Move-Controllers – im wesentlichen eine leicht deformierte Wiimote mit bunter Lichtkugel an der Spitze (muss aber zugeben, dass das schon etwas hat – irgendwie mag ich sinnlose bunte Lichter an Konsolen und Eingabegeräten) – und diverse nahezu 1:1-Wii Sports-Kopien fand ich insgesamt aber doch etwas dreist.

Kurz und gut: Perfekt war´s natürlich nicht, aber mir persönlich hat die diesjährige gamescom gerade in Bezug auf Nintendos Auftritt ausgesprochen gut gefallen. Wenn der Mario-Konzern bei dieser Linie bleibt, bin ich wirklich zufrieden. Nur: Nähere Infos bezüglich Zelda- und 3DS-Release gab es nicht. Natürlich.

Aber jetzt freue ich mich erstmal auf Metroid: Other M. Und euch danke ich herzlich, dass ihr euch mein Messetagebuch angetan habt – dieses ist nun abgeschlossen (Wer hat da „Endlich!“ gesagt?), aber unsere Berichterstattung zur gamescom natürlich noch nicht. Man liest sich – bis bald!

verfasst von „OldMacMario“

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Letzte Aktualisierung: 23.08.2010, 1:31 Uhr