Tag 3 - Der Ansturm beginnt!

Tag 3 - Der Ansturm beginnt!

Habe ich nicht gestern noch lobend erwähnt, dass die gamescom die überaus nervige Tradition einer journalistischen Zwei-Klassen-Gesellschaft, sprich die Unterteilung der anwesenden Fachpresse-Vertreter in „Webportale“ und „richtige“ Journalisten, nicht von Leipzig übernommen hat? Nun – ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil. Denn als wir heute erstmals das Business Center betraten, (verwirrend: Während es in Leipzig nur Publikumsbereich und Business Center gab, gibt es in Köln nun auch einen Pressebereich, der nicht zum Business Center gehört, aber für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist – dort hatten wir gestern unseren Nintendo-Termin) wurden wir gleich von einer grantigen Dame aufgehalten und gefragt, ob wir denn einen Termin hätten. Nein, natürlich nicht; wir geistern hier einfach nur herum, stehlen alle Gratiszeitschriften und randalieren auf den Ständen der Entwicklern! Als ich dann unsere Termine der nächsten Stunden aufzählte – ganz im Gegenteil zum fast schon gemächlichen gestrigen Tag war unsere To Do-List heute ziemlich prall gefüllt - winkte sie rasch genervt (nicht, dass sie vorher weniger genervt schien) ab und ließ uns passieren; aber nicht, dass sie unsere Aussagen nachgeprüft hätte.

Ganz klar stellt sich dazu eine Frage: Wozu, um alles in der Welt, führt man solche Kontrollen überhaupt durch, wenn man sowieso nicht überprüfen kann, ob die angegebenen Termine der Wahrheit entsprechen oder nicht? Nur, um uns auf die Nerven zu fallen? Wie auch immer – der Sinnlosigkeit dieser Schritte wurden sich die Herren und Damen vom Messe-“Zoll“ offenbar ohnehin rasch bewusst, da sie etwa eine Stunde später resigniert in der Gegend herumstanden und lediglich einen Blick auf die Ausweise der Vorbeikommenden warfen.

So betraten wir, wie schon damals in Leipzig, eine Art Parallelwelt auf der Messe: Ruhige, große Hallen, vollgestopft mit kleinen containerartigen Ständen – derartige Entwickler- und Publisheransammlungen lassen einen immer wieder staunen, wie viele solche Firmen eigentlich im europäischen Geschäft mitmischen. Zuallererst stand ein Besuch bei Pasta Games an – keiner von uns hatte zuvor jemals etwas von diesem Team gehört (aber ich bin mir sicher, dass so ziemlich jeder Spieler bei der Nennung dieses Studios zuerst einmal unbewusst an Mario denkt), aber die Beschreibung des Spiels, das wir zu sehen bekommen sollten, fand ich von Anfang an ziemlich vielversprechend: Eine Mischung aus Musikspiel und Jump&Run. Und tatsächlich, das Vögelchen, welches hier die Hauptrolle übernimmt, zu klassischen Klängel durch die Levels zu lotsen und dabei quasi die Hintergrundmusik selbst zu gestalten, konnte wirklich positiv überraschen; und Gastgeber Fabien Delpiano, laut seiner Visitenkarte „Final Boss“ bei Pasta Games, war ein überaus sympathischer Gesprächspartner.

Auf dem Weg zu unserem nächsten Termin - bei Bandai-Namco – liefen wir nio aus dem Forum über dem Weg, der uns auch darüber aufklären konnte, was es mit den zuvor erwähnten Kontrollen auf sich hatte: Wir rätselten schon seit gestern über den roten „e“-Aufdruck auf unseren Presseausweisen – nur Ulf, der, wie im letzten Kapitel erwähnt, seinen Akkreditierungsnachweis auf der Messe abholen musste, erhielt einen solchen ohne diesen farblichen Fremdkörper – tatsächlich steht dies für „entertainment area“, was bedeutet, dass Träger dieser Kennzeichnung die „business area“ nur dann betreten dürfen, wenn sie gerade einen Termin hatten. Um es direkt auszudrücken: Ein absolut bescheuertes System. Die Business Area verfügt über nette, ruhige Plätze zum Schreiben sowie kulinarische Einrichtungen wie den „Business Biergarten“ (the Deutsch-English-Mischung) – es kann mir doch keiner erzählen, es wäre sinnvoll, dass man jene nur nutzen „darf“, wenn man zu diesem Zeitpunkt mit einem Entwickler verabredet ist?! Ganz abgesehen davon, dass es völlig unlogisch ist, dass in unserem Drei-Mann-Team zwei mit dem roten „e“ gebrandmarkt sind und einer nicht, obwohl wir alle für das gleiche Magazin akkreditiert sind. Ganz, ganz übel, gamescom und Köln: Fehler zu machen ist eine Sache, aber die Fehler anderer zu wiederholen (in diesem Fall die einst in Leipzig vorexerzierte „Zwei-Klassen-Gesellschaft“), ist unverzeihlich. Sechs, setzen!

Der nächste Termin fand bei Namco-Bandai statt - „Dragon Ball – Revenge of King Piccolo“ stand auf dem Programm: Hier waren Entwickler und Dolmetscherin zwar sehr nett, aber als ergiebig würde ich die Präsentation nicht bezeichnen – letztere redete relativ leise, was das Verständnis erschwerte, und schien die Aussagen des ersteren ziemlich zu verkürzen; und die Fragen der ebenfalls anwesenden Kollegen waren wenig geistreich (Eigentlich war die einzige „What is your favourite plot in the Dragonball series?“ - die Antwort war „The Freezer Saga“. Hat unglaublich viel mit einer Spiel-Besprechung zu tun, nicht wahr?). Nun ja, das Spiel selbst dürfte ganz nett, aber eher unspektakulär ausgefallen sein – was mich aber überrascht hat: Während ich die Grafik bei der Präsentation furchtbar pixelig fand, war sie bei der Version am Messegelände richtig schick und überhaupt nicht mehr grob – lag wohl an den verschiedenen TVs, ihrer Größe etc. Zeigte jedenfalls gut, was ich seit jeher finde: Ohne den unsäglichen, leider viel zu oft auftretenden Treppcheneffekt würden so ziemlich alle Wii-Spiele sehr viel besser aussehen.

Eine kleine Verschnaufspause – 30 Minuten bis zum nächsten Termin; wie sollten Simon und ich (Ulf trieb sich derweil auf dem Blizzard-Gelände herum, der alte Schlawiner) diese kurze Zeitspanne sinnvoll nutzen? Ach ja, war denn nicht der Gran Tourismo-Stand in luftiger Höhe ganz in der Nähe (den wir aus der Ferne schon einmal geknipst haben, siehe Foto-Gallerie)? Das Spiel an sich ist für nfans.de natürlich nicht relevant, aber schon allein die Idee des Standes fällt äußerst cool aus: Jeder erhält eine PSPgo mit dem genannten Spiel und wird an einem Sitz festgeschnallt, der dann wiederum, zusammen mit einem Tisch, von einem Kran an die 40 Meter in luftige Höhen hochgezogen wird. Eine fantastische Idee, da werden doch sicher die ärgsten Menschenschlangen stehen, nicht? Im Gegenteil – Simon und ich konnten eine Privatfahrt buchen; außer uns und den zwei Betreuern (mit welchen man sich ebenfalls nett unterhalten konnte) fuhr keine Menschenseele nach oben. Die beiden organisieren solche „Himmelsfahrtkommandos“ übrigens beruflich, etwa mit Drei-Gänge-Abendessen in schwindelnden Höhen. Wenn man bedenkt, dass Kranfahren plus Essen an die 99 Euro kostet, haben wir es mit unserer Gratis-Privatfahrt doch ganz gut getroffen. Warum blieben die Besuchermassen also aus? An dem bisschen Nieselregen zu diesem Zeitpunkt wird es ja wohl nicht gelegen haben – wir tippen eher darauf, dass die Wenigsten von dieser tollen Attraktion überhaupt wissen: Wir sahen den Kran schon gestern vor dem Presseeingang, aber von der Pforte des Publikumsbereichs ist er ziemlich weit entfernt; und wer keinen Umweg über die Hallen nehmen will, müsste über einen Wendeltreppe, welche stark an einen Notausgang erinnert (und eigentlich auch einer ist) dorthin gelangen. Kommt schon, Sony – wie könnt ihr so eine nette Attraktion organisieren und dann totschweigen? Schon allein ein Hinweisschild vor besagter Treppe würde ausreichen.

War jedenfalls toll dort oben (natürlich haben wir unsere Kameras nicht unten gelassen – demnächst findet ihr Fotos davon in der Bilder-Galerie unserer Messe-Seite) und vom Timing her wunderbar, denn als wir vom Kran aus ins Business Center marschierten, war es schon wieder genau Zeit für unseren nächsten Termin; diesmal waren Ulf und ich an der Reihe, der Entwickler hieß SnapDragon. Nach ein paar statischen (Screenshot-)Impressionen von Spielen wie einem Ottifanten-Beat-Em-Up für Wiiware (in dem Otto sämtliche Charaktere spricht – was es nicht alles gibt) oder Wickie für DS (sah gar nicht mal so uninteressant aus – kein liebloses Lizenzgame zum kommenden Kinofilm, sondern ein liebevoll wirkendes 2D-Jump&Run im optischen Stil des Trickfilm-Urgesteins) wurde uns schließlich live The Kore Gang vorgeführt: Erinnerte vom Gameplay angenehm an die Jump&Run-Hits aus N64-Zeiten und ist sicher ein näheren Blick wert.

Inzwischen war es Mittag geworden und wir entschlossen uns zu einem Besuch im Business-Biergarten, der zwar angenehm ruhig und abgelegen war, aber dessen Preise diametral im Gegensatz zu der Größe der Portionen standen (meine Hoffnung, im Business Center würde einem weniger Geld aus der Tasche gezogen, bestätigte sich also nicht – aber dennoch übertrifft nichts die vier Euro für einen halben Liter stilles Mineralwasser im Publikumsbereich...). Außerdem machten wir heute erstmals die Erfahrung, wie verdammt heiß es eigentlich draußen war (was man indirekt auch als Lob für die Messeleitung auslegen kann – offenbar sind die Hallen wirklich nicht übel klimatisiert, denn wer zwischen Innen- und Außenbereich wechselt, der erlebt immer einen kurzen, aber kräftigen Temperaturanstieg oder -Sturz). Nach dem Mittagessen ging es dann erstmals am heutigen Tag in die öffentlichen Messehallen – mal sehen, ob die Hallen gut gefüllt sind...

Sie sind. Zuerst werfen wir einen Blick auf dem Konami-Stand, auf welchem Hideo Kojima gerade Autogramme gibt – eine komplett andere Welt als der Pressebereich; diese erinnert mich eher an eine Mischung aus meiner Maturareise und einer Volkschulklasse: Geradezu übermäßig begeisterunsfähig johlen die Massen schon dann, wenn nur Metal Gear Solid-Lanyards (arrg, schon wieder dieses Wort..) in die Menge geworfen werden. Vor der Autogrammstunde wurde er übrigens interviewt, wobei der Modus der Befragung doch etwas seltsam ausfiel – denn ein Japanisch-Englisch-Dolmetscher übersetzte Herr Kojimas Statements zunächst ins Englische, was der Moderator dann wieder in deutsche Sätze verpackte. Doch eher semi-professionell und erinnert mich ein wenig an „Stille Post“ - frei nach dem Motto „Übersetzen wir etwas nacheinander in mehrere Sprachen und schauen dann, ob was Lustiges rauskommt“.

Nachdem Ulf und ich noch etwas durch die Messe streiften (und etwa Scribblenauts oder Rabbids Go Home anspielten – ersterer Titel wird wohl bald von der Kirche angeprangert, kann man doch mühelos Gott und Teufel darin herbeirufen und herumwerfen), war es schon wieder Zeit für unsere nächsten Termine, die es wegen zeitlicher Überschneidung nötig machten, uns aufzusplitten: Ulf und Simon warfen einen Blick auf die Nintendo-Versionen von „So Blonde!“ - die PC-Version dieses „spielgewordenen Blondinenwitzes“ durften wir ja schon vor zwei Jahren betrachten – während ich ganz gespannt bei Ubisoft anklopfte: Neben den bekannten „coming soon!“-Titeln sollte noch ein „geheimes“ Wii-Projekt zu sehen sein – wie toll, ich darf einen Geheimtitel anspielen! Tja, und dieses entpuppte sich als das Tanzspiel „Just Dance“, welches schon seit gestern auf dem öffentlichen Messegelände gezeigt wird – mag ganz witzig sein, aber für euch interessanter dürfte gewiss Red Steel 2 sein, von dem ihr noch ein Preview erwarten dürft: Als ich den Controller in die Hand bekommen konnte, machte ich zwei Ninjas fertig und überließ den Spielstand inklusive nur noch sehr knapper Lebensenergie-Leiste danach netterweise einem Pressekollegen, der dann ziemlich prompt den Game Over-Screen zu sehen bekam – harharhar.

Dies war dann auch schon wieder der offizielle Teil des Tages – während Ulf sich nach dtp und Ubisoft verabschiedete, machten Simon und ich noch bis etwa 19 Uhr ausgedehnte Streifzüge durch die Messehallen, spielten dabei unter anderem Professor Layton 2 (diesmal mit deutscher Sprachausgabe, was man beim Lärmpegel der Messe aber natürlich kaum bemerkt), TMNT Smash Up (lupenreiner, aber nett gemachter Brawl-Klon; mir wäre der nostalgische optische Stil der harmlosen alten Serie aber weitaus lieber gewesen) sowie Cursed Mountain (das Spiel hat zweifellos Atmosphäre, aber ich hätte nicht gerade den ziemlich zähen Einstieg in die Messeversion gepackt; und der Protagonist läuft leider selbst beim betätigen des Run-Buttons immer noch ziemlich langsam) an, machten einige Fotos und stellten fest, dass heute auf dem hübschen Retro-Stand (siehe auch die Messe-Impressionen) auf nostalgischen Konsolen wie Master System (mit Sonic 1) oder Super Nintendo (Mario World stak im Modulschacht) auch gespielt werden durfte, anstatt jene nur hinter Glas anzustarren (Die wirklichen Schätze wie Famicom, Virtual Boy oder Game&Watch-artige Kleinst-Spielautomanten fungierten aber nach wie vor nur als Ausstellungsstücke). Auch fanden wir dort noch einige Vitrinen mehr, als uns beim ersten Besuch auffiel – zweifellos eine beeindruckende Konsolensammlung. Aber Philips CD-i hatten sie keines, und ich schon! HA!

Schließlich ging es noch zwecks Abendessen zum Burger King (nachdem wir mit dem Zug aufgrund der schlechten Beschilderung erstmal in die komplett falsche Richtung fuhren – zwei andere gamescom-Besucher taten es uns übrigens, freilich ebenso ungewollt, gleich), wo mir das wohl schlechteste Service meines Lebens geboten wurde (hatte lediglich vor, noch ein zweites Getränk zu bestellen – dann begann das muntere „Kassa geschlossen – Kasse geöffnet“-Switching, bei dem ich natürlich immer zur falschen Zeit am falschen Ort war, während mein Burger fröhlich auskühlte).

Jetzt sitzen wir wieder in unserer Unterkunft, und als ich mich gerade hochmotiviert daran machen wollte, das Messetagebuch zu schreiben, bemerkte ich, dass die verdammte „Z“-Taste (nein, von keinem Nintendo-Controller, sondern von dem Keyboard meines Laptops) abgebrochen und somit jetzt viel nerviger zu bedienen ist (Der sadistische Simon zwang mich natürlich gerade in diesem schrecklichen Moment dazu, „Zehn Zwetschken zwitschern zehn Ziegen“ zu schreiben, doch wie ihr seht, meisterte ich die Herausforderung natürlich selbst in jener Krisensituation. „Sadistischer Simon“ - eigentlich doch ein schöner Stabreim, oder? Könnte ebenfalls der Anfang eines Zungenbrechers sein...). Aber was soll´s, immerhin bin ich letztendlich doch fertig geworden (wenn auch viel später als erhofft – technisch geschehen schreiben wir bereits den 21.August...). Morgen geht die Messe gleich wieder mit einem Termin los, bei dem ich diesmal auf mich allein gestellt bin, da Simon am späten Vormittag abreist. Ich melde mich dann natürlich wieder – bis bald!

verfasst von „OldMacMario“

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Letzte Aktualisierung: 21.08.2009, 0:32 Uhr