Spieletest: Wii Sports WII

Screenshot Screenshot Screenshot

Weitere Infos

Releasedate:
32. Dezember 2006

USK 0 keine Onlinefunktion Remote Nunchuk unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-4

Leser-Meinungen: 15 Meinungen

Specials: Liegt der Wii-Konsole gratis bei

Plus / Minus

Positiv:
Neues Spielgefühl
Spielerbindung durch Miis
Mehrere Sportarten
Negativ:
Schwache Grafik
Nur für Mehrspieler geeignet

Selten musste ich meine Meinung über ein Spiel so grundlegend ändern, wie für diesen Test. Und das direkt bei Nintendos Launchtitel Wii Sports... Da saß ich also zwei Tage vor dem Europa-Launch gespannt vor der Konsole und erlebte Ernüchterung: Nichts zum freispielen, Billiggrafik, Dudelmusik und eine Spieltiefe, die wenig weiter als der Startbildschirm reicht. Dazu der Gedanke, dass man bereits beim GameCube-Launch vor fünf Jahren besser aussehende Spiele hatte. Kurz: Die Stimmung war gedämpft. Trotzdem bin ich jetzt begeistert, aber was ist passiert? Das ist leicht: Ich habe ein Wochenende mit drei anderen Leuten vor Wii verbracht, und wir spielten Wii Sports Stunde um Stunde mit wachsender Freude.

Psychologen warnen: Miis bewirken Persönlichkeitsstörungen

Nintendo hat neben Wii Play (hier findet ihr den Test) mit Wii Sports den perfekten Einstieg in die neue Welt des Gameplays geschaffen: Schnell zugänglich und nur mit den nötigsten Erklärungen ausgestattet, werden die Spieler weltweit auf fünf verschiedene Sportarten losgelassen. Lediglich Boxen benötigt die Nunchuk-Erweiterung, alle anderen Sportarten lassen sich bequem einhändig bedienen. Bis zu vier Personen können teilnehmen, wobei Boxen hier wieder die Ausnahme darstellt. Der erste Clou des Spiels sind die Miis, die entweder aus dem internen Wii-Speicher geladen werden, oder direkt von der angemeldeten Wii-Fernbedienung. Was nach Gimmick klingt, entpuppt sich immer mehr zum wichtigen Aspekt des Spiels: Nicht nur, dass die eigenen Vorlieben direkt mit den Miss verknüpft sind, also mit welcher Hand man zum Beispiel Tennis spielt, ist ein sinnvolles Feature, sondern auch das Einbeziehen der anderen gespeicherten Miis in den Hintergrund. So spielen auch die Miis anderer Freunde mit im Baseballteam oder tummeln sich auf der Bowlingbahn. Es findet also eine Identifikation mit den kleinen Männchen statt, obwohl sie bis auf die Gesichter minimalistisch dargestellt sind.

“Einmal gezockt, nie mehr gestoppt...“

Durch die sehr einfache Darstellung der Umgebung fallen die polygonarmen Miis aber nicht auf, sondern fügen sich in das Gesamtbild des Spiels ein. Dies könnte in Zukunft übrigens zum Problem werden, denn die Entwickler müssen sich die Frage stellen, ob sie Miis einsetzen wollen, können aber dann auf keinen Fall grafisch an die Grenzen der Wii gehen, da sonst ein Bruch in der Grafik unvermeidbar wäre. Bei Wii Sports passt es aber: Alles ist einfach, aber zweckmäßig animiert. Der Ball beim Tennis hat etwa zwei Farben um ihn gut in Bewegung zu sehen, das Publikum im Baseball-Stadion wird durch einfache Farbpunkte auf den Rängen dargestellt und beim Golf dürften die wenigen Hindernisse auch keine „Ahs“ und „Ohs“ hervorrufen. Aber ganz offensichtlich ging es bei der Entwicklung auch überhaupt nicht um diese Themen, sondern darum, möglichst jeden Menschen mit einer einfachen und nicht abschreckenden Bedienung auf das Thema Videospiele aufmerksam zu machen, die eigentliche Revolution in Nintendos Konzept.
Nachfolgend sollen die einzelnen Sportarten näher betrachtet werden.

Beim Tennisspiel können bis zu vier Spieler mitspielen, bei zwei Spielern wird trotzdem ein Doppel gespielt, wobei dann jeweils zwei gleiche Miis in einem Feld stehen. Die Steuerung gestaltet sich sehr einfach, da die Figuren sich selbstständig auf dem Feld bewegen, und nur die Schläge mit der Wii-Fernbedienung ausgeführt werden müssen. So gelingen schon nach kurzer Zeit längere Ballwechsel, die aber auch des öfteren durch reines Glück zustande kommen. Trotzdem macht das Spiel großen Spaß und gehört sicher zu den stärksten Sportarten der Sammlung.

Baseball benötigt bereits eine längere Lernkurve bei den Spielern, da zum einen zwei verschiedene Bewegungen – werfen und schlagen – zum Einsatz kommen, und zum anderen das Spiel vom Regelwerk komplexer als Tennis ist. Der werfende Spieler hat es leicht, er wählt lediglich einen von vier Schlägen aus und bewegt den Arm kurz. Eine wirkliche Wurfbewegung muss nicht simuliert werden. Der Spieler mit dem Schläger hat es da schon schwerer: Das Timing, bis man die ersten Bälle in die erlaubte Zone schlägt, oder gar einen Homerun in die Zuschauertribüne drischt, benötigt einiges an Übung. Umso schöner ist aber dann auch das Erfolgsgefühl und es gibt ja noch eine Steigerung, denn der Ball muss ja nicht immer IM Stadion landen... Zusätzlichen Spaß machen die gemeinen Würfe, bei denen der Spieler nicht richtig treffen kann. Ist der Schlagende aber cool und erkennt den Wurf, kann er ihn ungestraft passieren lassen. Hämisches Grinsen auf den heimischen Rängen bleibt da auf keinen Fall aus, besonders wenn die Mercy-Regel greift und das Spiel vorzeitig beendet wird.

Die nächste Disziplin ist Golf. Leider gibt es lediglich neun Löcher, insgesamt als einen halben echten Golfkurs. Auch mit mehreren Leuten konnte dieses Spiel nur bedingt überzeugen. Selbst nach einiger Übung fehlt einfach das Spielgefühl und die Schläge kommen leicht vom Fairway ab. Die Anzeige für die Schlaghärte kann dieses Problem nicht vollends auffangen. Hier ist das Gameplayl bei dem Genrekönig Tiger Woods PGA Tour selbst mit Analog-Stick deutlich überlegen. Von den grafischen und atmosphärischen Vorteilen einmal ganz abgesehen.

Boxen ist die Disziplin, die den Nunchuk-Controller zwingend benötigt. Zusammen mit der Wii-Fernbedienung vor den Körper gehalten, kann sich der Spieler Deckung verschaffen. Bewegt man die Controller schnell nach vorne, wird das Mii-Gesicht des Gegenübers malträtiert. Cuts und Schwellungen sucht man allerdings vergebens. Mir persönlich macht diese Sportart am wenigsten Spaß, da kein wirkliches Spielmuster erkennbar ist. Letztlich artet das Spiel immer in ein hektisches Gekloppe aus und irgendjemand liegt am Ende am Boden, Taktik hat hier wenig verloren.

Das vielleicht beste Spiel ist Bowling, erstaunlich wie nah das Gefühl mit der Wii-Fernbedienung dem wirklichen Sport kommt. Sogar die Grafik weiß hier durch hübsche Spiegelungen auf dem Boden zu gefallen. Auf den anderen Bahnen spielen CPU-Miis ihre Runden und im Hintergrund stehen die Miis, die bereits erstellt wurden. Durch die Schnelligkeit des Wurfs können verschiedene Techniken simuliert werden. Manche Spieler bevorzugen gerade, aber kraftvolle Würfe, andere wieder spielen bewusst schräg, um der Kugel Effet zu geben und sie wie die Profis leicht seitlich auf das Pin-Zentrum zu bewegen. Nach etwas Übung gelingen die ersten Spares und Strikes, ein tolles Gefühl!

In jeder der genannten Sportarten lassen sich noch jeweils drei Übungslevel absolvieren, die den Spieler vor verschiedene Aufgaben stellen. Beim Bowling müssen etwa Hindernisse umzirkelt, oder beim Tennis Zielscheiben getroffen werden. Dieser Modus ist aber eher Beiwerk und richtet sich an den Einzelspieler. Mehr Spaß macht da der täglich einmal durchführbare Fitness-Test, der in seiner Art ein wenig an Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging erinnert. Nach einigen absolvierten Sportarten wird das Fitness-Alter angegeben. 20 Jahre ist das erreichbare Maximum, aber anfangs bewegen sich die Ergebnisse eher zwischen 40 und 50.
Eine weitere Feinheit soll nicht unerwähnt bleiben: Die Lautsprecher der Wii-Fernbedienungen werden unter anderem dazu genutzt den Spieler durch ein akustisches Signal daran zu erinnern, dass er an der Reihe ist. Hier hat Nintendo mitgedacht und nutzt diese Funktion nicht nur für Spielereien, wie den auftreffenden Tennisball auf dem Schläger.

Fazit

Wii Sports ist durch und durch ein Multiplayer-Titel. Alleine macht es kaum Spaß, aber mit ein bis drei Freunden kann man ganze Nächte vor dem Spiel verbringen. Zwar gibt es qualitative Unterschiede in der Umsetzung der verschiedenen Sportarten, aber jeder Spieler findet seinen Favoriten. Über die zweckmäßige Grafik sollte man nicht hinwegsehen, aber der aufkommende Spielspaß entschädigt definitiv. Ein toller Titel, um ein neues Spielgefühl zu erlernen.

Grafik
5.5
Sound
6.5
Multiplayer
8
Gesamt
5.5

verfasst von „Shiek Katzenwald“

Diesen Artikel teilen:

Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 13.Dezember.2006 - 19:12 Uhr