Trauma Center: Second Opinion ist ein durchweg gelungenes Remake für die Wii, das spannend erzählt wird und sich tadellos spielt. Nur das später zwanghafte Auswendiglernen der Missionen mindert den Spielspaß.
Spieletest: Trauma Center: Second Opinion WII
Weitere Infos
Releasedate:10. August 2007





Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- spannende Operationen
- zusätzliche Missionen
- präzise Steuerung
- Negativ:
- "nur" ein Remake
- spätere Missionen müssen auswendig gelernt werden
Ärzte ohne Grenzen, zumindest virtuell - so ungefähr könnte man das Motto des Nintendo-DS-Originals von Trauma Center bezeichnen. Eine Not-OP im Bus oder eine Polypen-Entnahme unter der Bettdecke: Spannend waren die Abenteuer des angehenden Top-Arztes Dr. Derek Stiles in jedem Fall, intuitiv und präzise gestaltete sich die Touchscreen-Steuerung. Von Kritikern und Spielern gleichermaßen wurde das Spiel als wilkommene, kreative Abwechslung gelobt. Da lag es für Nintendo und die Entwickler von Atlus nicht fern, die DS-Version kurzerhand für die Wii aufzupeppen. Was mit dem Touchpen funktioniert, wird jawohl auch mit der Wiimote gelingen. Nach ausgiebigem Spielen kann ich bestätigen: Ja, mit der Wiimote operiere ich gerne.
Hier werden menschliche Körper aufgeschnitten - Wo bleibt die BPjM!?
Ungeordnet, frech und eine ausgeprägte Laissez-faire-Einstellung: So könnte man Stiles zu Beginn seiner Laufbahn beschreiben. Chefarzt und Krankenschwestern klopfen ihm auf die Finger und nicht jede Operation will auf Anhieb gelingen. Doch mit zunehmender Erfahrung und der Brisanz eines von Bio-Terroristen herangezüchteten Virus namens GUILT wird der Jungarzt sicherer und entdeckt obendrein noch ganz außergewöhnliche Fähigkeiten. Die Story, in welche die Operationen eingebettet sind, werden in Standbildern mit viel Text erzählt. Sprachausgabe statt einzeln eingestreuter, sich wiederholender Ausrufe und Warnhinweise hätte hier für wesentlich mehr Spannung gesorgt. Zumal ist die gesamte grafische Präsentation in einem Manga-ähnlichen Look gehalten: Der Stil ist zwar konsequent durchgehalten und das Charakterdesign von hohem Niveau, dennoch wird die Comic-artige Aufmachung nicht jedermann gefallen. Während eurer Eingriffe ändert sich die Gestaltung: Der Körper eures Patienten samt Interieur ist zwar abstrakt dargestellt, wirkt dennoch plastisch und proportional. Der Sound untermalt die angespannte, hektische Stimmung einwandfrei.
Doch der grafische Schnickschnack soll uns jetzt nicht weiter stören. Jetzt ist Konzentration angesagt: Das Skalpell, Schwester! Bei den Operationen ist Timing und Fingerspitzengefühl gefragt. Die einzelnen Arbeitsschritte bei einer Operation sind gut nachvollziehbar. Leute vom Fach werden sicherlich wegen der arg vereinfachten Bewegungsabläufe mit dem Kopf schütteln. Dennoch: Wir haben es hier schließlich mit einem Spiel zu tun und nicht mit einer Simulation. Es geht hier um eine spieltaugliche, symbolische Umsetzung der Arbeit im OP. Mit der Zeiger-Funktion der Wii-Fernbedienung behandelt ihr Schnittverletzungen, Frakturen oder sogar Tumore, während ihr mit dem Analog-Stick des angehängten Nunchuk zwischen verschiedenen Instrumenten hin- und herschaltet. So wird die Wiimote je nach Bedarf zur Pinzette, die bei gedrückter A- und B-Taste zukneift, zum Ultraschallgerät, das bösartige Geschwülste sichtbar macht, oder zur Drainage, die Blut oder gefährliches Zytoplasma absaugt. Dazwischen wird noch Desinfizierungsmittel aufgetragen, reanimiert und vitalisierende Flüssigkeit gespritzt. Mit Nadel und Faden verschließt ihr am Ende die Wunde; dabei manövriert ihr die Wiimote im Zick-Zack-Kurs entlang des Schnittes. Zunächst lernt ihr die Standard-Behandlungen wie Wunden vernähen und das Skalpell führen. Prägt euch diese grundlegenden Aktionen gut ein, in späteren Missionen müsst ihr sie im Schlaf beherrschen. Alle Operationen sind ungemein vielseitig und spannend (ihr müsst sogar eine Bombe mit chirurgischer Präsiszion entschärfen), die intuitive Steuerung lässt euch für die über Minuten andauernden Eingriffe tief ins Spielgeschehen eintauchen. Die Entspannung nach einer erfolgreich durchgeführten OP ist äußerst belohnend. Leider sind die Operationen jedoch mit zunehmender Komplexität und steigendem Zeitdruck kaum noch beim ersten Versuch zu bewältigen. Gerade in den späteren Episoden, die von der Bekämpfung des ggressiven GUILT-Virus handeln, hilft meist nur das Auswendiglernen der Arbeitsschritte.
Highscore-Jäger dürfen jubilieren: Jede Operation kann noch einmal separat angewählt und gespielt werden: Geschwindigkeit und Genauigkeit bringen euch die Punkte, die ihr für einen Bewertungsrang jenseits des „Praktikanten“ benötigt; den ultimativen S-Rang werden allerdings nur ganz Geduldige erreichen. Glücklicherweise stehen drei Schwierigkeitsgrade zur Auswahl, wobei sich Einsteiger durchaus dem „Normal“-Modus stellen sollten. Am Rande: Eigentlich ist Trauma Center: Second Opinion für nur einen Spieler ausgelegt. Bevor eure Freunde jedoch gelangweilt zuschauen müssen: Drückt ihnen doch einfach den Nunchuk in die Hand. Schon habt ihr einen Assistenzarzt oder eine Ärztin zur Seite, die ihr kommandieren könnt. Auch wenn das kooperativ spielbare Trauma Center: New Blood für Wii noch nicht erschienen ist: Auch bei Second Opion kommt so Emergeny-Room-Feeling auf!
Auf der Wii gibt´s noch mehr Doktorspielchen. Behave!
Wii-Quacksalber dürfen sich aber nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich über kleinere Neuerungen freuen. Ab und an werden Zusatzmissionen eingestreut, in denen ihr beispielsweise in die Rolle einer taffen Medizinerin schlüpft. Darüber hinaus spendiert uns Atlus noch eine Wii-eklusive Episode nach Beendigung des eigentlichen Spiels. Insgesamt darf etwa zehn Stunden „herumgedoktert“ werden – eine kurzweilige, intensive Spielerfahrung! Mein Fazit: Nach Resident Evil 4 ist Trauma Center: Second Opinion das zweite Remake, das sich wirklich sehen lassen kann.
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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 25.September.2007 - 17:36 Uhr