Wer nicht erwartet, im Mario 3-Stil vom Hocker gehauen zu werden und sich mit dem Gedanken an ein Super Mario Bros.-“Add-on“ mit bekanntem Anstrich und wenig Innovationen, aber vielen neuen, angenehm fiesen Abschnitten anfreunden kann, muss bei diesem tollen Jump&Run auf alle Fälle zuschlagen! Anfänger sollten jedoch zunächst mit einem der zugänglicheren Episoden beginnen, bevor sie sich in die Lost Levels wagen.
Spieletest: Super Mario Bros.: The Lost Levels 3ES
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Anzahl der Spieler: 1
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- nach wie vor formidables Gameplay
- zwei spielbare Figuren
- mehr als 1 1/2 mal umfangreicher als der Vorgänger
- angenehm herausfordernd...
- Negativ:
- ...vielleicht zu sehr für Anfänger
- Mario-untypisches extremes Recycling: Grafik, Sound, Gegner und Power-Ups sind allzu bekannt.
- kein 2-Spieler-Modus
Für uns Europäer scheint die Super Mario Bros.-Trilogie am guten alten NES ein Ausbund an Vielfältigkeit und Innovation zu sein: Vom Kult-Faktor und historischem Wert der allerersten Episode müssen wir gar nicht erst anfangen, der zweite Teil mit seinen gemüsebasierten Konfrontationen und verzweigten Levels tanzt angenehm aus der Reihe und Part drei perfektioniert das aus dem Serienauftakt bekannte Gameplay an allen Ecken und Enden und fügt tonnenweise Neuerungen und Abwechslungsreichtum hinzu. Auch wenn Super Mario Bros. 2: Mario Madness, wie hinlänglich bekannt, eigentlich „lediglich“ ein Substitut darstellt, in welches erst später Mario-Figuren eingefügt wurden – für viele Spieler, den Schreiber dieser Zeilen eingeschlossen, ist es ganz einfach das „echte“ SMB2, welches sich komplett eigenständig spielte u.a. durch die Einführung von Gestalten wie Shy-Guys oder Bob-Ombs auch spätere „Original-Marios“ stark beeinflusste. Wären diese von dem ursprünglichen Super Mario Bros. 2, hierzulande erst seit der in Super Mario Allstars enthaltenen Neuauflage unter dem Namen „The Lost Levels“, ähnlich begeistert gewesen?
The Mushrooms have Eyes
Auf den ersten Blick scheint es sich hier um den wesentlich „logischeren“ Nachfolger zum Serien-Erstling zu handeln als Mario Madness: Die Steuerung ist gänzlich identisch und Spieler des Vorgängers fühlen sich sofort heimisch – zumindest, wenn sie als Mario unterwegs sind; aufgrund des weggefallenen Zweispieler-Modus tritt diesmal Luigi als gesondert wählbare, zweite Spielfigur auf (wohl die einzige leichte Parallele zu „unserem“ SMB2), welche über mehr Sprungkraft verfügt, sich dafür aber auch etwas „rutschiger“ steuert. Ansonsten ist alles beim Alten: Grafikelemente wie die Boden-Tiles oder die Wolken im Hintergrund wurden zwar verändert und der vormals gesichtslose Superpilz erst in dieser Episode zum mit einem Augenpaar bestückten Gewächs umgestaltet, aber ansonsten wurde die überwältigende Mehrheit der Pixelkonstrukte 1:1 aus dem Vorgänger übernommen.
Kommt mir irgendwie bekannt vor...
Zieht man zusätzlich in Betracht, dass das Geschehen nach wie vor von den (freilich kultigen) SMB1-Melodien untermalt wird und es – abgesehen von der fiesen, aber grafisch im Vergleich zu seinen schwimmenden Artgenossen unveränderten fliegenden Blooper-Qualle – keinerlei neue Widersacher zu bekämpfen gilt, wird der zentrale Kritikpunkt an Lost Levels eindeutig: Jene Vorwürfe zu Recyling und mangelnder Innovation, mit welcher sich die Mega Man-Reihe häufig konfrontiert sieht, gelten für das aktuell betrachtete Spiel zum Quadrat: Die Power-Up-Gegenstände beschränken sich nach wie vor als Superpilze, Feuerblumen und Unbesiegbarkeit verleihende Sterne; auch wirklich neue Kulissen sind nahezu nicht vorhanden – immerhin bildet die vorletzte Stage als „echte“ Wolkenwelt, welche nicht nur eine kurze Bonus-Passage darstellt, eine willkommene Abwechslung.
Dubiose Pilze
Ist Lost Levels somit lediglich ein Remix eines bestehenden Spiels á la Ocarina of Time: Master Quest? Nein, das keineswegs – auch wenn Innovationen mit der Lupe gesucht werden müssen, sind die Levels trotz des wohlbekannten Anstrichs gänzlich eigenständig designt und insbesondere wesentlich schwieriger als das Ur-SMB: Bekannte Gemeinheiten wie Feuerstangen, schmale schwebende Plattformen oder Burgen, in welchen nach der einzig richtigen Route gesucht werden muss, um aus einer verwirrenden Endlosschleife im Stil von Zeldas verlorenen Wäldern auszubrechen, werden verschärft, die Gegner bereiten mehr Ärger (so muss z.B. an einer Stelle im Spiel ein fliegender Koopa im richtigen Moment als Sprungbrett missbraucht werden, um überhaupt weiterkommen zu können) und ein paar schließlich doch vorhandene neue Gimmicks machen unseren Klempner-Brüdern die Rettungsaktion der (natürlich schon wieder) entführten Prinzessin Toadstool noch schwerer: Giftige Pilze, welche tunlichst vermieden werden sollten, windige Abschnitte samt Trampolinen, welche den Helden über den oberen Bildschirmrand hinausschleudern, wobei eine angenehme Landung des für den Spieler plötzlich unsichtbaren und vom Sturm in seiner Flugbahn beeinflussten Klempner schwer planbar ist, oder Rückwärts-Warpzonen, die besser nicht entdeckt werden sollten, da sie euch tatsächlich zwingen, in eigentlich bereits absolvierte Abschnitte zurückzukehren und diese noch einmal zu spielen, sorgen für wesentlich mehr Herausforderung als im (für heutige Verhältnisse ohnehin schon nicht allzu zahmen) Vorgänger. Glücklicherweise existiert hier, anders als in diesem, von Haus aus eine Continue-Funktion, welche nicht „ercheatet“ werden muss – freilich startet ein Nutzer dieser Option stets wieder im ersten Level der aktuellen Welt anstatt zu Beginn des Sub-Abschnittes, in welchem er sein Leben ausgehaucht hat. Wäre ja noch das Schönere!
Nix Neues, aber gut. Und schwer!
Abschließendes Urteil: Gemeinsam mit der Wii-Virtual Console-Version ist dieser 3DS-Port wohl momentan die einfachste Möglichkeit, The Lost Levels möglichst originalgetreu zu spielen – Unterschiede gibt es zwischen diesen Versionen kaum (Die Emulator-mäßige Möglichkeit, Savepoints zu setzen und beliebig oft zu laden, ist zwar Handheld-Exklusiv, aber sowieso ein Sakrileg!). Wichtigere Frage: Ist Lost Levels für Spieler zu empfehlen, die es noch nicht kennen? Grundsätzlich auf jeden Fall ja, wobei schon dazugesagt werden muss, dass es sich dabei gewiss nicht um den Serienhöhepunkt handelt – aufgrund des derivativen Designs erreicht es nicht den Kult-Faktor eines SMB1, die Extravaganz „unseres“ SMB2 oder den schieren Genialitäts- und Einfallsreichtum von SMB3; wer diese drei Klassiker noch nicht gespielt hat, dem sei also empfohlen, sich erst einmal diesen zu widmen, auch wegen des hohen Schwierigkeitsgrades, welcher Lost Levels gewiss nicht zum idealen Kandidaten für einen Serien-Einstieg macht. Wer aber schon ein wenig Mario-Erfahrung und Appetit auf größere Herausforderung hat, dem seien die „verlorenen Levels“ wärmstens empfohlen – auch weil sie mit den geheimen Welten 9 und A bis D noch wesentlich umfangreicher sind als der Vorgänger!
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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 30.März.2013 - 19:19 Uhr