Insgesamt betrachtet rechtfertigt „Sega Soccer Slam" die dauerhafte Anschaffung nur für Spieler, die regelmäßig zusammen mit Freunden spielen. Für Leute mit einer Vorliebe für den rabiaten Rasenschach, ist „Sega Soccer Slam" DAS Multiplayerspiel auf Nintendos GameCube-Konsole. Für Solisten ist hingegen schnell die Luft raus und kann nur solange motivieren, bis alles freigeschaltet ist. Wer also auf der Suche nach einem MP-Spiel ist, das auch nach dem hundertsten Einlegen Fun verbreitet, liegt bei „Sega Soccer Slam" genau richtig.
Spieletest: Sega Soccer Slam NGC
Weitere Infos
Releasedate:32. TBA 2002



Anzahl der Spieler: 1-4
Leser-Meinungen: 2 Meinungen
Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- einfaches, fesselndes Gameplay
- genialer Kommentator
- zu viert ein Höllenspass
- Negativ:
- komplett in englisch
- alleine schnell öde
- die Minispiele
Es ist zum Haare raufen. Nach den nicht wirklich realistischen Fussballtiteln „Red Card Soccer" (Midway) und „Virtua Striker Vers. 2002" (Sega), dem Pseudo-Simulationskick „FIFA Football 2003" (EA Sports) und dem eher mäßigen „ISS 2" (Konami) zum Cube-Start, dürstet jeder passionierte Fan des Rasenschachs mit GameCube geradezu nach einem realistischen Spiel à la „Pro Evolution Soccer (2)". Doch anstatt sich dem Willen der Spieler zu fügen, bringt Sega rotzfrech eine weitere Arcade-Kickerei mit einem Simulationsanspruch gegen null auf den Markt. Und siehe da, „Sega Soccer Slam" macht trotzdem Spass...
Habt ihr Euch durch das ruckelnde Intro geklickt, gelangt ihr - wer hätte das gedacht - ins hübsch designte Hauptmenü. Hier müsst Ihr Euch zwischen fünf Spielmodi (Arcade, Quest, Challenge, Tourney, Practice) entscheiden. Dazu kommt noch der obligatorische Options- und ein ominöser „Teambios"-Menüpunkt. In diesem erfahrt Ihr mehr über die teilnehmenden Mannschaften (Attribute) mitsamt ihren ausgeflippten Mitgliedern. Vielleicht denkt es sich schon jemand, aber es ist tatsächlich so. „Sega Soccer Slam" hat eine eigen Hintergrundstory. Eine zwar ziemlich hanebüchene, aber immerhin eine. Wie auch immer, da die „SSS"-Geschichte sich weder positiv noch negativ auf das Spielgeschehen auswirkt, ist dieser Umstand zu verschmerzen. In den Optionen findet man alles, was das Herz eines Spielers begehrt. Von Soundeinstellungsmöglichkeiten (nein, „Sega Soccer Slam" unterstütz keine PL II-Codierung...), über Camerasettings (ich empfehle die Default-Einstellung), Zugriff auf eure MemoryCard und bisher aufgestellte Rekorde, bis hin zu den direkt anwählbaren Credits. Die zwei wichtigsten Menüpunkte aber sind die diversen Gamesettings, in denen Ihr den Schwierigkeitsgrad (Novice, Normal, Pro, Expert), die Spielzeitlänge (1-10 Minuten), die Spielgeschwindigkeit (Slow, Normal, Fast) und zu guter letzt auch noch den Rumbleeffekt, die Goalie-Control bzw. das Einsetzten von „Items" ein-/ausschalten könnt, und die Controller Configuration. Hier wählt Ihr zwischen der Default-Einstellung (meiner Meinung nach absolut unbrauchbar), mehreren voreingestellten Settings oder dem Einrichten einer persönlichen Pad Konfiguration aus, was auch dringenst anzuraten ist. Für diese Möglichkeit ein ganz dickes Lob an Visual Concepts/Black Box! Weniger Lob verdient dabei die Tatsache, dass man sich nicht die Mühe gemacht hat, dem Spiel eine deutsche Lokalisation zukommen zu lassen. So blieben alle Sreentexte in englischer Sprache, was bei einem Sportspiel zwar zu verzeihen ist, aber heutzutage trotzdem nicht hätte sein müssen.
Nachdem Ihr also die Controller-Belegung nach Eurem Gusto verändert habt, ist es ratsam, erstmal im Trainingslager (Practice) vorbeizuschauen, in dem Euch die Grundlagen, wie Schießen und Passen, sowie komplizierterer Manöver, wie Doppelpässe mit anschließendem Abschluss oder Killer Kicks, anschaulich und gut verständlich ( insofern ihr des Englischen mächtig seid) nähergebracht werden. Übrigens passen sich die Sreentexte im Trainingsmodus immer der jeweiligen aktuellen Tastenbelegung an. Da hat man - Gott sei Dank - mitgedacht. Anders sieht das Ganze in den Ladescrens (Dauer ca. 5-9 Sekunden) aus. Selbst wenn Ihr eine komplett andere Buttonbelegung habt, wird Euch hier die „SSS"-Steuerung anhand der Defaul-Einstellung erklärt. Ärgerliche Schlamperei. Aber keine Angst, im Spiel selbst steuert Ihr Eure recken selbstverständlich so, wie Ihr es auch eingestellt habt.
Sind nun alle Manöver mit den dazugehörigen Tricks gelernt und beherrscht, geht es ab in den Arcademode, in dem ihr die Wahl zwischen einem Quick-Match (es geht sofort ins Spiel, ihr habt kaum Konfigurationsmöglichkeiten) oder Exhibition habt. Bei Letzterem entscheidet Ihr frei über sämtliche Parameter, die ein Match ausmachen. Von der Wahl, ob Ihr daheim oder auswärts spielt, über Eure und die Mannschaft Eures Gegners, bis hin zum Austragungsort samt Wetter (Sonne, Regen, Schnee, bewölkt) Apropos Mannschaften und Stadien. Zu Spielbeginn sind lediglich sechs Teams (El Fuego, Volta, SubZero, Toxic, Spirit und Tsunami) freigeschaltet. Drei weitere müsst Ihr Euch erst verdienen. Was die Anzahl der verfügbaren Arenen betrifft, sieht es noch düsterer aus, Sind doch anfangs von neu, nur magere drei „Level" anwählbar. Um nun die restlichen sechs Euer Eigen nennen zu dürfen, müsst Ihr Euch erfolgreich durch den Quest-Modus schlagen. Nachdem Ihr Euer Team (jede Mannschaft besteht aus drei Feldspielern plus einem Torwart und besitzt zudem jeweils unterschiedliche Fähigkeiten), geht’s ab auf’s Feld, das in seinen Ausmaßen an ein Hallen-Fussballfeld erinnert. Durch den Miniplatz und die wenigen Feldspieler ist natürlich von irgendwelchen taktischen Überlegung glasklar abzusehen. Stattdessen prügelt und grätscht Ihr Euch über den Rasen (wobei es nicht immer ein Rasenplatz sein muss...), bis die Stollen glühen. Der Spielhallen-Charakter von „Soccer Slam" wird darüber hinaus auch noch wunderbar durch das Fehlen eines Unparteiischen und etwaigen Seitenauslinien untermauert. Ebenso sucht ihr Frei- und Eckstösse vergebens, was das Spielgeschehen herrlich rasant macht. Seid Ihr nun in der ersten fünf Matches nicht komplett auf der Verliererstrasse gewesen und konntet Euch sogar im vorderen Tabellenfeld etablieren, bekommt ihr die Erlaubnis in die 2te Runde, die ebenfalls aus fünf Partien besteht, vorzurücken. Dazwischen gilt es jedoch noch eine Art „All-Star"-Bonusspiel, das, wenn ihr erfolgreich seid, massig Kohle auf Euer Konto wandern lässt. Ihr bekommt natürlich auch schon zuvor für gewonnene Spiele Prämien in Form von Cash, das ihr wiederum in einem extra dafür ausgelegten Shop ausgeben dürft. So könnt Ihr Accessoirs erwerben, die Eure Geschwindigkeit erhöhen, Euren Torschuss stärken oder Eure Steals effizienter werden lassen. Natürlich könnt ihr Eure Kohle auch für weit weniger nützliche Dinge, wie Konzeptart, verplempern, ansatt Euer Team afzupowern. Damit Ihr nicht ständig unter akutem Geldmangel zu leiden habt, tretet Ihrt in der ersten Runde nach jedem Match in Minispielen (ähnlich den Übungen im Practicemode) an, die je nachdem wie erfolgreich Ihr wart, einen entsprechend hohen/niedrigen Dollarregen auf Euch niederprasseln lassen. Diese simplen Aufgaben verschwinden zwar ab Runde 2 wieder, doch verdoppelt sich hier die Gewinnsumme nach jedem Sieg auch. Konntet Ihr nun auch in diesen fünf Spielen die Oberhand behalten, geht es ab dem Halbfinale im K.O.-System weiter. Wer als verliert, der fliegt. Schafft Ihr jedoch diese und die Herausforderung des Finales, winkt zur Belohnung ein Team-spezifisches Stadium. Bei sechs freizuspielenden Arenen ist also mehrmaliges Durchspielen der Quest Pflicht.
Dasselbe gilt für den Challenge-Modus. In insgesamt vier hintereinander stattfindenden Begegnungen müsst ihr jedes Mal als Sieger den Platz verlassen, um schließlich eine neue Spielfigur (oder zwei) zu erhalten. Ob nun eine oder zwei neue Teammitglieder ihren Weg ins Spiel finden, hängt hauptsächlich von der Wahl der drei Fussballspieler für Euer Team ab. Anders als in den übrigen Modi, könnt Ihr in der Challenge nämlich aus allen bereits erspielten Charakteren Eure Favoriten auswählen, die für Euch spielen sollen. Habt Ihr Euch für ein Trio aus komplett unterschiedlichen Mannschaften entschieden, ist die Wahrscheinlichkeit zwei neue Gesichter in Eure Reihen aufnehmen zu können größer, als wenn Ihr genau die Typen auserkürt, die von von vornherein in einer Truppe zusammen spielen. Ein wirklich guter Einfall der Entwickler. Auf alle Fälle besser als der Malus, dass Ihr in diesem Modus nicht zwischenspeichern könnt und so gezwungen seid, alle vier Partien ohne Pause hintereinander zu absolvieren. Gerade bei Halbzeitlängen von vier Minuten und mehr (könnt ihr zuvor einstellen), eine nicht nachzuvollziehende Entscheidung. Wo wir gerade dabei sind. Viel idiotischer ist es aber, dem Spieler die Möglichkeit zu geben, während dem Spiel nach Lust und Laune den Schwierigkeitsgrad ändern zu lassen. Zwar wird jeder Spieler mit ein bisschen Ehre im Blut die Finger von dieser legalen Cheatoption lassen, doch dumm ist es trotzdem. Als letzter Spielmodus ist nun noch der Tourney-Mode zu nennen. Einer Liga gleich, tertet Ihr hier gegen alle anderen Teams an und versucht am Ende - wen wundert’s - oben auf der Rangliste zu stehen. Das Besondere an diesem Modus ist, dass Euch die Möglichkeit gegeben wird, neben der Kontrolle über Eure Mannschaft, auch die anderen direkt zu steuern. Habt Ihr keine Lust alle Spiele selbst zu bestreiten, könnt Ihr sie natürlich auch simulieren lassen. Klingt ungefähr so spannend, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt, und genauso ist es auch. Der Nutzen dieses Modus beschränkt sich nämlich nur auf den Multiplayer Modus. Hier können drei Eurer Kumpels die Kontrolle eines oder mehrere Teams übernehmen und so versuchen Euch den ersten Platz streitig zu machen. Im Singlemodus ist der Sinn dann weit weniger gegeben. Denn nach erfolgreichen Durchspielen gibt es nicht einmal irgendwelche Goodies. Anstatt mir die Conceptarts für teures Geld im Quest Modus erkaufen zu müssen (wo man ohnehin lieber die Mannschaft pushen sollte), hätte man sie hier doch zur Belohnung aussetzen können. Naja, was soll’s...
Das Gleiche habe ich mich auch bei den - extra für PAL-Spieler hinzugefügten - Minispielen im Arcademodus gefragt. Solch lieblos hingerotzten, an Belanglosigkeit kaum zu überbietenden Trash habe ich selten gesehen und gespielt. Müsst Ihr einmal versuchen, den nun als tickende Zeitbombe fungierenden Fussball rechtzeitig vor seiner Explosion an einen Mitspieler abzuspielen, gilt es im anderen Spielchen, Eure Kameraden so lange mit Tritten und Schlägen zu traktieren, bis deren Lebensenergie gen null geht. Klingt lustig, ist es aber nicht. Nicht einmal, wenn Ihr das Ganze zu viert spielt. Überhaupt sollte man „Sega Soccer Slam" für den ultimativen Spielspass unbedingt zu Mehreren genießen. Alleine kommt doch recht schnell Langeweile auf. Der einzige Reiz liegt nämlich im Freispielen sämtlicher Goodies für den Multi-Modus. Ist dies aber erst erledigt, gibt es kaum einen Grund, die Mini-Disc nochmals ins Laufwerk zu legen. Höchstens der Expert-Schwierigkeitsgrad verspricht noch eine gewisse Spannung, denn hier müsst ihr tatsächlich einen Großteil der Tricks beherrschen, ansonsten habt ihr keine Chance. In den einfachen Difficulties hingegen reichen drei (wenn ihr noch einen Turbo zünden wollt vier) Tasten vollkommen aus. Schießen, Passen, Grätschen, that’s it. Ein Feature, das der Hersteller besonders hervorhebt, sind die sogenannten „Killer Kicks". Mit zunehmender Spieldauer füllt sich eine Power-Anzeige am unteren Bildschirmrand auf, die - wenn sie voll ist - es Euch nun erlaubt, einen solchen „Todesschuß" in bester Matrix-Tradition durchzuführen. Dummerweise erweisen sich diese „Special-Schüsse" ebensowenig effektiv, wie ihre „Spotlight"-Pendants (bewegt Euch mit Eurem Spieler in einen solchen, zufällig erscheinenden, Lichtkegel und Ihr könnt dasselbe Manöver ohne Verlust Eurer Power-Anzeige ausführen), was sehr schade ist. Man vollführt diese Moves dann nur noch um den sehr coolen Effekt genießen zu können, und weniger im Glauben, einen erfolgreichen Abschluss dadurch zu erreichen. Mit billigen Torschüssen aus der zweiten Reihe kommt man meisten eher zum erhofften Erfolg, was nicht gerade für eine ausgeprägte KI der Torhüter spricht. Die Intelligenz derer ist sowieso eine Sache für sich. Wehren sie im ersten Moment einen Schuss der Marke „Selbst für Apeman Olli Kahn unhaltbar" ab, lassen sie im nächsten Augenblick die billigste Gurke an sich vorbei ins Netz rollen. Wenigstens bleibt das Spiel dadurch unberechenbar und somit spannend... Die KI Eurer Mitspieler dagegen ist recht gut geraten. Ohne Euer Zutun, rempeln und schubsen die Gegner um und verschaffen Euch so oft den entscheidenden Vorteil.
Grafisch kann Segas Arcadebolzerei mit herrlich bunten Arenen, ausgeflippt designten Charakteren und butterweichen Animationen punkten, die nur in den Replays (nach jedem Tor) ein wenig hölzern daherkommen. Einen 60Hz Modus sucht Ihr vergebens, weder durch Druck auf die B-Taste, noch durch etwaige Optionen könnt Ihr diesen aktivieren. Dieser Makel wird allerdings durch die Möglichkeit die Spielgeschwindigkeit einzustellen wieder wett gemacht. PAL-Balken à la Square/Capcom sucht ihr - Gott sei Dank - auch vergebens. Ein besonderes grafisches Schmankerl bieten die Effekte bei Aktivierung des Turbo-Boosts (es gibt einen normalen und einen „Hyperturbo"; das Spiel selbst nennt diese „Items"). Je nach Mannschaft variieren diese und wirken noch eine ganze Weile nach. So zieht der Fussball beim Team „Tsunami" beispielsweise eine Wasserfontäne nach sich oder ist von Feuerschweifen des „El Fuego"-Teams umgeben. Sehr nett. Ein extra Lob geht an das phantastisch animierte Publikum. Vorbei die Zeiten der „liebgewonnenen" Menschentapeten. Jeder Fan ist bei „Soccer Slam" einzeln animiert und sieht anders aus (besonders gut im Replaymodus zu beobachten). Die Spielmenüs sind schlicht und zweckmäßig in Szene gesetzt. Solide Arbeit also.
Dagegen ist der Sound ein zweischneidiges Schwert. Während in den Menüs eine gräßliche Mischung (ist sicherlich Gescmackssache) aus Techno und Südseemelodien vor sich hin dudelt, ist der englische Kommentator eine Spassgranate für sich. Immer einen dummen Spruch auf den Lippen, ist der Mann schon allein wegen seinem Londoner-Akzent Kult pur. Bei einem schönen Treffer heißt es: „Your children’s children will remember that goal!". Habt Ihr gerade Euren Gegner von den Beinen geholt, schallt „I won’t expect them changing phone numbers!" aus den Lautsprechern Eures Fernsehers. Trefft Ihr mit der einzigen Spielfigur aus deutschen Landen (Lola,ein ausgeflipptes Berliner Techno-Mädel) bekommt ihr „The best German export since the Oktoberfest!" oder „Wunderbar, wunderbar Lola!" zu hören. Auch Lola selbst (wie alle anderen Charaktere auch) hat einige Sprachsamples, wie „Dankeschön" drauf. Übrigens ertönt bei jedem Tor ein charakterspezifischer Jingle aus den Boxen. So etwas nennt man detailverliebt. Das Publikumsgejohle geht in Ordnung. Ab und zu wird zu Sprechchören angesetzt, ansonsten braust nur Jubel/Enttäuschng bei Treffern/vergebenen Chancen auf.
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Vielen Dank an die Firma Infogrames für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 04.Dezember.2002 - 10:13 Uhr