Spieletest: Pokémon Colosseum NGC

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Weitere Infos

Releasedate:
32. Mai 2004

USK 0 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-4

Leser-Meinungen: 3 Meinungen

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Specials: - 60-Hz-Modus
- GBA-Link-Möglichkeit
- Memory Card 59 inkludiert

Plus / Minus

Positiv:
fesselnder Story-Modus
Attacken schön umgesetzt
Memory Card enthalten
lange Spielzeit
Negativ:
ohne GBA nur allein spielbar
nur 53 Pokémon im Story-Modus fangbar

Sie sind schon erstaunlich, diese Pokémon. Seit 1995 im Einsatz ziehen die possierlichen Tierchen auch heute noch Spieler in aller Welt in ihren Bann. Ein Grund für die anhaltende Popularität der Taschenmonster dürfte wohl die Tatsache sein, dass - im Gegensatz zu vielen anderen Hypes der letzten Jahre - die dazugehörigen Videospiele einfach klasse sind. Bisher konnte man allerdings sehen, dass die Heimkonsolen-Spiele mit den Pokémon leider nie ganz an die Qualität der genialen GameBoy-Varianten heranreichten. Mit Pokémon Colosseum schickt sich Nintendo nun an, dies zu ändern.

Nachdem ihr den optionalen 60-Hz-Modus eingestellt habt und zum ersten Mal das Firmenlogo von Nintendos neuem Entwicklerteam Genius Sonority betrachtet habt, geht es auch schon ins Hauptmenü, wo ihr zwischen "Story-Modus" und "Duell-Modus" wählen könnt. Gehen wir zunächst auf den Story-Modus ein, der den Hauptteil des Spiels darstellt.
Das Intro-Video zeigt uns unseren namenlosen Held, wie er in ein Wüstenversteck einbricht und mit einem breiten Grinsen, welches selbst Jack Nicolson neidisch werden ließe, die sogenannte "Krall Maschine" klaut. Nachdem er nun auch noch das Gebäude in die Luft gesprengt hat, flieht er auf seinen Hoverbike durch die Wüste zu einer einsamen Wüstenbar, wo ihr dann selbst ins Geschehen eingreifen könnt. Wir befinden uns in einer neuen Welt, der "Orre Region". Eigentlich größtenteils Wüstenlandschaft gibt es dennoch einige interessante Orte, die ihr mit eurem Helden im Laufe der Zeit erkunden könnt und die dann über eine Landkarte angewählt werden können. Schon nach kurzer Zeit bekommt ihr eine Partnerin zur Seite gestellt, welche zwar nicht selbst in den Kampf eingreift, aber durch ihre Gabe Crypto-Pokémon von normalen Pokémon zu unterscheiden eine große Hilfe für euch sein wird. Die Crypto-Pokémon sind neu; ihre Herzen wurden von Forschern des Team Crypto versiegelt, wodurch sie aggressiver werden und sogar Menschen angreifen. Mit Hilfe dieser "Wunderwaffen" will der Crypto-Chef - na, dreimal dürft ihr raten - natürlich die Weltherrschaft an sich reißen. Nun liegt es an euch, dies zu verhindern, indem ihr die Welt bereist, Geheimnisse erforscht und mit der Hilfe eurer Krallmaschine, welche jeden Pokéball zu einem "Krallball" macht, Crypto-Pokémon von ihren Besitzern zu stibizen und sie von ihrem Fluch zu erlösen.

Und solche Klau-Aktionen sind auch bitter nötig, denn in der Orre-Region gibt es keine freilebenden Pokémon, wie wir sie aus den GameBoy-Spielen kennen. Ihr habt zwar bereits zu Beginn zwei Pokémon (Psiana und Nachtara), welche Level 25 besitzen, aber mit denen alleine würdet ihr auf Dauer keine Chance haben. Denn es gibt sehr viel zu kämpfen in diesem Spiel. Während ihr die Städte und Dörfer erkundet, werden sich euch viele andere Trainer in den Weg stellen, die entweder einfach nur ihre Fähigkeiten testen wollen oder die von Team Crypto entsandt wurden, um euch den Gar auszumachen. Gekämpft wird immer zwei gegen zwei, wobei ihr wie in den Handheld-Spielen auch maximal sechs Pokémon mit euch herumschleppen könnt. Dann heißt es rundenbasierend Attacken einsetzten, Items benutzen, Pokémon wechseln, solange bis ein Trainer kein kampffähiges Monster mehr besitzt. Für jeden Kampf gibt es natürlich auch Erfahrungspunkte, wodurch euer Kampftierchen aufgelevelt wird. Dies gilt aber leider nicht für Crypto-Pokémon. Diese können keine EP erhalten und besitzen anfangs auch nur die Attacke "Cryptoschlag". Erst durch den Kampfeinsatz öffnet sich ihr Herz langsam, wodurch sie vergessene Attacken wieder erlernen. Ist die Cryptoanzeige ganz weiß, könnt ihr zum "Sanktuarium von Emiratae" pilgern, wo euer Pokémon dann endgültig vom Fluch erlöst wird und dann praktischerweise auch alle erreichten EP nachgetragen bekommt.

Im Grunde ähnelt der Story-Modus den GameBoy-Versionen stark. Es gibt Pokémon Center, in denen eure Tierchen wieder aufpeppeln lassen könnt, es gibt Shops, in denen ihr Tränke und andere nützliche Items kaufen könnt, es gibt PC's, auf denen ihr nicht nur den Spielstand speichern könnt, sondern auch eure Items und Pokémon verwalten könnt, und anstelle des Pokédex gibt es einen PDA, welches hier aber für "Pokémon Digital Assistant" steht, mit denen ihr Mails erhalten, gesichtete Pokémon studieren und eine Liste aller euch begegneten Crypto-Pokémon einsehen könnt. Trotzdem ist dieses Spiel noch nicht ganz das von vielen erhoffte 3D-RPG. Dies liegt einerseits daran, dass es maximal 53 Pokémon gibt, die man hier fangen kann. Auch wenn natürlich bei weitem mehr Taschenmonster in Spiel vorkommen, kann man sich eben nur die Crypto-Pokémon "krallen", so dass der Sammeltrieb der GB-Varianten nicht so extrem zu tragen kommt. Dennoch ist man allein mit diesem Modus locker über 35 Stunden beschäftigt, wenn man wirklich alles sehen und erledigen will. Denn auch nach dem Endkampf, der nach ca. 20 Stunden auf euch wartet, könnt ihr noch lange weiterspielen und sogar noch neue Locations erkunden.

Der Duell-Modus wird auch noch ein wenig Zeit der Pokémonfans beanspruchen. Auch wenn dieser leider nicht so genial ist, wie der Story-Modus. Hier kann man entweder alleine oder mit bis zu drei Freuden im Multiplayer antreten. Für Einzelspieler gibt es die Wahl zwischen "Blitzkampf", bei dem ihr per Zufall in ein Duell geworfen werdet, die Option "Colosseum", in der ihr in einer großen Arena gegen acht Trainer hintereinander antreten müsst, und der "Duellberg-VS.-100", in dem ihr ganze 100 Trainer der Reihe nach besiegen müsst. Im Multiplayer könnt ihr sowohl einzelne Duelle als auch Turniere mit euren Freunden austragen. Hier kommt auch schon der größte Haken an der Mehrspieler-Angelegenheit. Man braucht um zu viert spielen zu können mindestens drei GBA's inkl. Pokémon Rubin bzw. Saphir, wobei dann der Spieler mit dem Cube-Controller die Pokémon aus dem Story-Modus benutzt. Die Möglichkeit, sich Pokémon zu leihen, gibt es nicht. Auch hätte Nintendo z.B. die Option einbauen können, dass die GBA-Pokémon mit nur einem GBA hintereinander auf den Cube geladen werden und die Kämpfe dann mit dem GCN-Controller gespielt werden können. So kommen leider nur umfangreich ausgerüstete Pokémon-Cliquen in den Genuss des vollen Mehrspielermodus, wodurch dieser im Gegensatz zu den "Pokémon Stadion"-Vorgängern auf dem N64 hier eher nur als nette Zugabe gesehen werden kann.

Kommen wir abschließend noch zur technischen Seite. Pokémon Colosseum ist ein wahrer Speicherfresser, ganze 48 Blöcke braucht ein Spielstand auf eurer Memory Card. Da Nintendo dies aus bewusst war, liegt dem Spiel eine MC 59 bei, was ich für sehr lobenswert halte. Grafisch ist das Spiel eher unauffällig, keine optische Pracht, jedoch auch nicht hässlich. Die Welt ist im typischen Anime-Look gehalten und hat auch viele schöne Locations. Die Monster sind zwar keine Polygon-Wunder, aber nett animiert und auch die Attacken der Tierchen sind effektvoll umgesetzt. Soundtechnisch sieht es nicht anders aus. Sprachausgabe bietet das Spiel keine, dafür Melodien, die gut zur Pokémonwelt passen und einige Lieder und Soundeffekte werden Kennern sicher noch aus den GameBoy-Spielen bekannt vorkommen und durchaus Ohrwurmcharakter haben. Die Steuerung ist auch sehr simpel gehalten. Im Grunde könnte man das Game auch mit dem NES-Controller problemlos durchspielen, denn außer dem 3D-Stick bzw. Steuerkreuz zum Lenken eurer Figur und dem A- und B-Knopf braucht ihr keinen weiteren Button. Gute Spielbarkeit tortz - oder wahrscheinlich eher wegen des unkomplizierten Handlings.

Im Grunde ist Pokémon Colosseum wirklich ein Top-Spiel, wenn man mit dem Pokémon-Prinzip etwas anfangen kann. Auch bei mir konnte dieses Spiel das bereits erloschene Pokémon-Fieber wieder entfachen.

Fazit

Mit Pokémon Colosseum liefert uns Nintendo das erste wirklich gute Pokémon-Spiel für den Gamecube. Auch wenn der Multiplayer-Part eher enttäuscht, bekommt dieses Game vom mir dank des fesselnden Story-Modus eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für alle Pokémaniacs und die, die es werden wollen.

Grafik
7
Sound
7.5
Multiplayer
7.5
Gesamt
8.5

verfasst von „S.T.E.G.I.“

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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 03.Juni.2004 - 11:01 Uhr