Spieletest: Kochkurs: Was wollen wir heute kochen? NDS

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Weitere Infos

Releasedate:
20. Juni 2008

USK 0 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
stimmungsvolle Präsentation
Negativ:
Spracherkennung nur in ruhigem Umfeld nutzbar

Der Griff in die Tiefkühltruhe ist bei dir genau so geübt wie der Griff zur Fernbedienung? Dann wird es aber mal Zeit etwas zu ändern! Runter vom Sofa und ab an den Herd! Mit Kochkurs - Was wollen wir heute kochen? hat Nintendo nicht nur ein elektronisches Kochbuch erstellt, sondern möchte auch Kochmuffel die Töpfe in die Hand geben. Klingt einfach...nur ein paar Rezepte digitalisieren, in ein nettes Design packen, fertig. Guten Appetit!
Einen guten Appetit, den sollte man sich wahrlich wünschen, denn gerade in der Anwendung zeigt sich wie unreif das System von Kochkurs – Was wollen wir heute kochen? ist.

Doch fangen wir einmal bei den harten Fakten des Spiels an. Insgesamt gibt es 245 Rezepte aus aller Welt. Die Frage, was man denn heute nun letztendlich kochen will, lässt sich schnell mit ein paar Variablen eingrenzen. Die Rezepte lassen sich nicht nur nach Art, Herkunftsländern und Lieblingszutaten sortieren, sondern auch nach Schwierigkeit, Zubereitungsart, Kalorienzahl und - heutzutage wohl leider der wichtigste Faktor - Zubereitungsdauer aussondern. Auch ein Rezept, das die alten Sachen im Kühlschrank unter einen Deckel bekommt, ist schnell gefunden. Für die übrigen Zutaten stellt der DS gleichzeitig eine Einkaufsliste dar: Er berechnet wie viel man wovon für eine bestimmte Personenzahl einkaufen muss und im Supermarkt wird einfach alles direkt auf dem Touchscreen abgehakt. So kann man sicher sein, dass wirklich alles Benötigte im Einkaufswagen gelandet ist.
Wieder zu Hause angekommen, will der Küchenboden endlich schmutzig gemacht werden. Der schön animierte Chefkoch sagt euch per Sprachausgabe was zu tun ist. Dabei wird er stets von Bildern, ab und an sogar von hilfreichen Videos unterstützt. Am Ende wird mit einem Sprachkommando der nächste Arbeitsschritt eingeleitet. Auch vergangene Schritte lassen sich mit einem deutlich gesprochenen 'Schritt zurück' erneut ansehen. Bei deutlichem Sprechen kann der Touchscreen so vor schmierigen Küchenhänden verschont werden - Befehle per Tastdruck stehen natürlich ebenso zur Verfügung.
Schnell erkennt man die Vorteile, die ein digitales Kochbuch haben kann. Man muss keine Seiten mehr umschlagen, sondern kann sich alles Schritt für Schritt vorlesen lassen. Bei schwierigen Arbeitsschritten muss man sich nicht nur mit schlechten Abbildungen zufrieden geben, sondern kann sich gleich ein Video dazu anschauen. Und die Küchenuhr muss nun nicht mehr aufgedreht werden, sondern kann mit einem schlichten 'Uhr starten' zum Ticken gebracht werden - natürlich ist die richtige Dauer schon voreingestellt.

Die Präsentation ist sehr gelungen: Über die hohe Qualität der Bilder und Videos, die leicht verständlichen Suchmasken bis hin zu dem Maskottchen des Spiels (ein kleiner, sprechender Kopf eines Kochs), wirkt alles sehr stilvoll und setzt sich gut zu einem Ganzen zusammen.
Leider wurden aber die Vorteile der digitalen Welt nicht vollständig ausgekostet. Nur 245 Rezepte? Natürlich genügend um lange Zeit satt zu werden ohne dass ständig das Selbe auf den Tisch kommt. Auf diese Zahl kommen jedoch auch die meisten Kochbücher aus Omas Küchenregal. Ein Buch kann schnell unübersichtlich und monströs wirken, eine digitale Sammlung erscheint aber immer rank und schlank, egal wie viel Masse dahintersteckt. Die verschiedenen Suchmasken machen dies möglich. Warum wurde also hier nicht ein wenig mehr Wert auf Quantität gelegt? Vielleicht hätte dann auch die Schweiz, die (Zitat) „trotz ihrer geringen Fläche eine Vielzahl verschiedener regionaler Rezepte bietet“ mehr als bloß zwei Einträge (natürlich Käsefondue und Zürcher Geschnetzeltes…). Das Hinzufügen von Rezepten scheint leider aufwändiger zu sein, als man glaubt.
Schade auch, dass Nintendo nicht auf die Idee kam eine Online-Rezeptsammlung anzulegen. Wie schnell hätten sich dort viele Lieblingsrezepte von Spielern in das System von Kochkurs - Was wollen wir heute kochen? einspeisen lassen und per WLAN aus der eigenen Küche mit dem DS nachkochen lassen. Wenn auch ohne Sprachausgabe… Doch nun kommen wir zum größten Manko des Kochkurses. Wer kocht gerne alleine? Und wer kocht gerne ohne Musik? Sicher, solche Menschen soll es geben. Und diese werden auch keine Probleme mit der Spracherkennung haben. Alle anderen, die gerne zusammen kochen oder das Radio im Hintergrund mitdudeln lassen, werden das gute, alte Kochbuch schnell herbeisehnen. Ständig muss man wieder zurückblättern weil das System denkt Kommandos zum weiter- oder zurückblättern gehört zu haben. Wenn es nicht gerade damit beschäftigt ist den aktuellen Befehl zu wiederholen (immerhin gibt es auch hierfür ein entsprechendes Sprachkommando)… Das Ergebnis ist ein ständiges Hin- und Herschalten der Software, die nicht nur damit endet, dass man sich nie beim richtigen Arbeitsschritt befindet, sondern auch damit, dass man unaufhörlich einen kleinen Comickoch in der Küche hat, der ständig seine sich immer wiederholenden Anweisungen gibt. Man ist letztendlich mehr damit beschäftigt sich die Hände zu waschen um den richtigen Arbeitsschritt wieder auszuwählen, als wirklich den Kochlöffel zu schwingen.

Es ist wirklich schade, dass das System so unausgereift ist. Immerhin ist die Idee eines digitalen Kochbuches sehr gut, und die vielen Rezeptesammlungen im Internet zeigen, dass ein entsprechender Markt auch vorhanden ist. Die stilvolle Präsentation kann jedoch über die Makel nicht hinwegtäuschen. Auch die netten Game&Watch-Spielchen, die als Belohnung implentiert wurden, schaffen das nicht.
Wer gerne alleine in einer ruhigen Küche kocht und mit einer Auswahl von 245 Rezepten zufrieden ist, darf zugreifen. Alle anderen gehen lieber in den nächsten Bücherladen.

Fazit

Eine schöne Idee, die an ungenutzten Möglichkeiten und überforderter Spracherkennung krankt. Ein altmodisches Kochbuch tut es auch.

Grafik
9
Sound
6.5
Gesamt
5

verfasst von „Seppel“

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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 02.September.2008 - 00:47 Uhr