Gloomhaven ist eindeutig „hard to learn, hard to master“. Man muss schon Lust und Zeit haben sich in dieses komplexe System einzuarbeiten. Das gilt wohl für das Video-, als auch das Brettspiel. Für Strategieliebhaber kann es ein absolutes Erlebnis sein. Die größte Stärke des Spiels, nämlich sein komplexes System, das eine unglaubliche Spieltiefe bietet, ist gleichzeitig auch die größte Schwäche. Mal eben ein wenig „Zocken“ ist hier nicht möglich. Aber das kann man dem Spiel nicht vorwerfen. Es ist genau das, was es sein will plus ein paar technischer Schwächen in Darstellung und Spielbarkeit.
Spieletest: Gloomhaven NSW
Weitere Infos
Releasedate:18. September 2023




Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus
Anzahl der Spieler: 1-4
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Stimmungsvolle Atmosphäre
- 17 Charaktere Spielbar
- Hohe Spieltiefe
- Negativ:
- Zu Komplex
- Schwerer Einstieg
- Langsames Spieltempo
Gloomhaven: Ein hoch komplexes Strategiespiel mit einem durchdachten Design, das im Bereich der Fantasy angesiedelt ist. Der ein oder andere hat vielleicht bereits davon gehört. Jedenfalls wenn er sich für Brettspiele interessiert. Moment Brettspiele? Ja, bei dieser taktischen Herausforderung handelt es sich um die Videospiel-Umsetzung eines Brettspiels. Eines das für seinen hohen Zeitaufwand und sein umfangreiches Regelwerk bekannt ist. Was die Switch Version kann, lest ihr hier!
Zwei Spiele, ein und dieselbe Wurzel
Umsetzungen von Brettspielen sind oft so eine Sache. Oft werden nur die Spielbretter digitalisiert und man spielt einfach genauso wie man es sonst am Tisch tun würde, nur eben am Bildschirm. Wie setzt man jetzt aber ein Strategiespiel, das 9Kg Spielmaterial mit Tabletop-Anleihen und Spielkarten enthält, um? Das obendrein eine über fünfzigseitige Anleitung mit Regeln zu Bewegung, Kampf, Fähigkeit, Statuseffekten und Erklärungen zu Charakterklassen, Feinden und Symbolen enthält.
In diesem Fall ist die Antwort: man digitalisiert einfach die Spielinhalte und spielt am Bildschirm genauso wie man es sonst am Tisch tun würde.
Das digitale Paket
Ganz fair ist die letzte Aussage nicht, da der Inhalt der Packung nicht stumpf digitalisiert wurde, sondern aller 17 Charakterklassen, Feinde und Umgebungen detaillierte 3D-Modelle und Animationen erhalten haben. Das sieht auch alles gut aus und schafft eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Überhaupt ist die Umsetzung durchdacht und gut umgesetzt. Man merkt allerdings, dass die Steuerung für den PC konzeptioniert wurde, so dass man sich mit dem Kontroller in den vielen Menüs oft etwas langsam vorkommt. Besonders wenn man eine Auswahl durch das Halten einer Taste bestätigen muss. Das schützt zwar vor unbeabsichtigter Auswahl, was bei der Komplexität vielleicht sogar ein Vorteil ist, aber gerade mit wachsender Spielerfahrung bremst dies doch sehr. Auch wenn der Gegner an der Reihe ist, kann es recht langsam wirken. Aber zum Glück kann man dies auch optional beschleunigen. Speziell in der Switch Version scheint es leider eine technische Schwäche zu geben.
Zwischen den Runden könnt Ihr Söldner/Charakterklassen rekrutieren, euer Fähigkeiten-Kartendeck bearbeiten und euch bei Händlern mit Gegenständen eindecken. Die Händler werden dabei mit schönen, aber statischen Bildern dargestellt. Diese sind in der Switch Version leider teils sehr verwaschen. Dies sollte eigentlich nicht an der Leistung liegen.
Am Ende steht hier eine gute Umsetzung eines Strategiespiels mit stimmungsvoller Optik, guter Steuerung und auch gutem Sound und einem komplexem Kampfsystem. Damit könnte man ein Fazit ziehen. Allerdings sind es andere Dinge die Gloomhaven ausmachen.
Wenn der Kopf qualmt
Der Einstieg in dieses Abendteuer kann für die meisten Menschen vermutlich in einem Wort zusammengefasst werden: Überforderung.
In dieses Spiel einzusteigen ist alles andere als einfach. Allein das Tutorial kann einen mehrere Stunden beschäftigen. Wer es sich sparen will, sollte eine Menge Frusttoleranz haben, denn hier gibt es viel zu lernen. Nehmen wir als Beispiel die Grundmechanik des Spiels: Jede Chrakterklasse besitzt eine vorgegebene Menge an Karten. Diese Stellen bestimmte Fähigkeiten dar. 2 Dieser Karten werden pro Runde gewählt. Diese entscheidet jetzt nicht nur darüber, was wir in der Runde tun können, sondern auch wann. Jede dieser Karten hat einen initiativ-Wert. Damit ist es auch relevant, welche Karte man zuerst auswählt, da nur der zuerst gewählte Wert zählt. Das erfordert direkt zu Beginn ein hohes Maß an Verständnis für die Situation, um das Handeln der Gegner und auch eventueller andere Helden (Multiplayer) richtig einzuschätzen. Der Feind wird jeden Fehler gnadenlos nutzen. Doch damit nicht genug, jede Karte verfügt über eine Kampffähigkeit (obere Fähigkeit) und eine Bewegungsfähigkeit (untere Fähigkeit). Damit ergeben sich 4 Aktionen, die zu Beginn des Zugs zur Verfügung stehen. Dazu kommen aber alternativ noch eine Standard Kampf- oder Bergungsaktion die alternativ zu den Fähigkeiten genutzt werden können. Wenn ich mich für eine Fähigkeit entschieden habe, kann ich auf der zweiten Karte nur noch die entgegengesetzte Seite nutzen. Also einmal Kampf, einmal Bewegung. Dazu kommen dann Statuseffekte, Besonderheiten im Gelände und Items. Gar nicht vom Erholungssystem zu sprechen, um Fähigkeiten wieder einsatzbereit zu machen oder dem Schadensystem, das Fähigkeiten auch aus dem Spiel nehmen kann.
Außerdem gibt es Ziele zu erfüllen, nicht nur eines. Neben der Geschichte hat jeder Charakter eine eigene Quest, für die ihr euch am Start entscheidet. Überhaupt müssen schon so manche Entscheidungen getroffen werden, wenn man mit dem Spiel beginnt. Was diese wirklich bewirken, wird man vermutlich erst später verstehen. Es gilt also Lust darauf haben sich in dieses Spiel zu vertiefen, oder aber man Spielt das Brettspiel bereits und nutzt die Digitale Version zum Training oder dem Spiel über das Internet.
Zusammen sind wir stark
Wenn man ein Spiel auf Basis eines Brettspiels hat, dann ist ein Multiplayer selbstverständlich. Ihr könnt aber auch allein eine ganze Gruppe anführen. Das Spiel skaliert die Herausforderung nach Anzahl der Charaktere, die sich ins Abendteuer stürzen. Wer jetzt direkt mit 4 Helden allein losziehen will, wird schnell merken, dass dies nur etwas für erfahrene Spieler ist. Man wird erstmal genug damit zu tun haben das Karten-Deck und die Fähigkeiten eines Charakters zu verstehen und das Spiel empfiehlt einem erstmals nicht mehr als 2 Charaktere mitzunehmen. Dann ist es sicher einfacher online mit 3 anderen Spielern zu starten, wobei sich jeder auf einen Charakter konzentrieren kann. Leider gibt es hier weder einen lokalen Multiplayer noch die Möglichkeit 4 Konsolen direkt zu vernetzen im Lokalen Modus, aber dafür bleibt einem dann ja die Brettspielvariante.
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Vielen Dank an die Firma Twin Sails für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 12.Oktober.2023 - 13:09 Uhr