Spieletest: Blasphemous II NSW

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Weitere Infos

Releasedate:
24. August 2023

USK 16 Online spielbar Pro Controller unterstützt MyNintendo nicht kein amiibosupport

Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Pixelkunst vom Feinsten
strafend-belohnende Gameplay-Loop
vielseitiges Waffen- und Fähigkeitenset
religiöse Rätsel und Quests für Mitdenker
Negativ:
Frustrationsgefahr durch Ziellosigkeit
Geduld für Lernkurven und Angriffsmuster

2019 zeigten die spanischen Entwickler von The Game Kitchen bereits, dass Publisher Team17 sie zurecht unter Vertrag nahm, als die Welt Blasphemous spendiert bekam. Eine um christliche Religion und spanische Tradition gesponnene Geschichte zwischen Beten und Buße, Leben & Tod und ewiger Wiederkehr. Vier Jahre später geschieht genau dies: Der Büßer erwacht aus seiner Ruhe und muss nun in einer neuen Welt den Horden grotesker Gestalten trotzen. Ob ihm das noch besser gelingt als im ersten Teil, lest ihr hier bei uns!

Der Büßer erwacht

Euer Protagonist, der Büßer, erwacht in seiner Kluft aus dem Grab, in welchem er sich gebettet hat. Erneut geht es darum, den abstrusen Geschöpfen als jüngstes Gericht entgegenzutreten und sie zu richten. Neben einer spannenden Intro-Sequenz und der Vorstellung seiner Aufgabe müsst ihr euch für eine von drei Waffen entscheiden. Dies stellt zugleich eine der spannenden Neuerungen dar. Ihr könnt nämlich zwischen einem schweren Streitkolben, der langsam aber dafür heftig zuschlägt, zwei blitzschnellen Dolchen und einem hervorragend ausbalancierten Schwert wählen.

Jede dieser Waffen bringt einen eigenen Fähigkeitenbaum mit sich, der sich über die Zeit aufwerten lässt und eure Waffe mächtiger, euer Moveset reichhaltiger und den Fortschritt spaßiger macht. Darüber hinaus hilft euch jede Waffe, bestimmte Wege in der Metroidvania-inspirierten Welt freizulegen. Ihr könnt zwar komplett frei entscheiden, wo lang es geht und in welcher Reihenfolge ihr die acht Hauptbosse und unzähligen Minibosse und Schergen exekutieren wollt, jedoch muss die entsprechende Waffe für die Beseitigung der Hindernisse bestehen. Mit dem Kolben bringt ihr schwere Glocken zum Klingen und aktiviert Rauchwölkchen, ehe sie sich zu Wegen formen. Mit den Dolchen könnt ihr euch über Teleportspiegel in die Höhe katapultieren, was herrliches fast-pace-platforming ist und wunderschön animiert wird. Das Schwert kann schwere Wurzelbarrieren zerschneiden, wenn ihr einen Move in Bodenrichtung ausführt. Für all jene, die sich jetzt Fragen, ob diese Entscheidung exklusiv bleibt, sei Entwarnung gegeben, ihr findet nach und nach die zwei Räume, in denen euch die übrigen Waffen zugänglich gemacht werden.

Mechaniken und Geheimnisse

Wo ihr in Blasphemous noch allerlei Sammelobjekte anhäufen konntet, jedoch sonst neben einer Waffe und einem Ausbaufähigken Moveset einen überschaubaren Rahmen an Customizing hattet, setzt Blasphemous II in nahezu allen Punkten einen drauf. Neben der erhöhten Waffenauswahl und den Skilltrees könnt ihr nun nicht nur Inbrunst durch normale Angriffe auf Gegner anhäufen, sondern diese auch für zwei gleichzeitig auswählbare Gebete – besondere Fähigkeiten – einsetzen. Eure Inbrunstleiste, ebenso wie die Gesundheitsleiste, lässt sich über die Zeit upgraden.

Auch ist wieder die Rosenkranzperlenkette dabei. Gefundene Effekte können hier nach und nach eingesetzt werden und eurem Büßer positive Effekte bescheren. Beispielsweise Resistenzen gegen Blitzschaden einzelner Gegner, erhöhter physischer Schaden oder weniger Verluste durch Schuld. Denn wenn ihr sterbt, verbleibt am Ort eures Ablebens ein Teil eurer Selbst, wodurch eure Inbrunstleiste von einer Dornenranke verkürzt wird. Nur wenn ihr Abbitte leistest und 500 Geldeinheiten investiert oder an den Ort des Todes zurückkehrt, lässt sich die Schuld abbauen.

Die Gallenfläschchen, die euch als Heiltränke dienen, können ebenfalls von anfänglich zwei Stück ausgebaut werden. Hierfür müsst ihr Flaschen oder Phiolen in der Welt finden und einem besonderen NPC samt Blutopfer überreichen.

Eine mehrarmige Händlerin überlässt euch zudem gegen deftige Zahlungen das ein oder andere hilfreiche Item. Auch gibt es einen Steinmetz, der euch gegen Martyrium – die zweite Währung neben Geld, mit der ihr auch die Waffen upgraded, Steintafeln freischaltet, auf denen ihr Statuen mit besonderen Effekten positionieren könnt. So haben wir recht früh im Spiel unsere Reaktionszeit beim Blocken um 25% erhöhen, Resistenzen verbessern und bestimmte Schadensarten optimieren können.

Auf eurem Weg werden euch sammelbare Engelchen begegnen, die befreit werden müssen. In regelmäßigen Abständen warten Gebetsaltare auf euch, an denen ihr niederknien, eure Gallenflaschen und die Lebensleiste auffüllen und gleichzeitig einen Checkpoint aktivieren könnt. So ist es möglich, die durchaus herausfordernden Passagen Stück für Stück zu durchschreiten und immer wieder in die Absicherung zu gehen. Natürlich bleibt es nicht aus, dass ihr manche Passagen 7 Mal durchlauft, ehe ihr den nächsten Altar findet bzw. erreicht, aber auch dies ist Teil der finalen Genugtuung, wenn man einen Abschnitt geschafft hat, die Karte ein Stück weiter enthüllt und man immer stärker wird.

Auf eurem Weg durch die interaktive Karte werdet ihr auch Teleporter finden. Je weiter ihr vorankommt, desto mehr folgen und erlauben es euch, zwischen weit entfernten Abschnitten hin und her zu reisen. Dies spart nicht nur Zeit, Nerven und einige Tode, sondern ist auch sinnvoll, da ihr mit wachsendem Arsenal diverses Backtracking betreiben werdet, um Blasphemous II alle Geheimnisse und neue Pfade durch hinzugewonnene Fähigkeiten zu entlocken.

Auch wenn das Spiel mit seiner Härte nicht zimperlich ist, ist es nie unfair. Um seinen Schwierigkeitsgrad wird von Gegner eins an keinen Hehl gemacht, die Hitboxen sind dafür akkurat und bei zunehmender Gameplay-Routine und Vielfalt, kann euer Büßer so manche Gegner schnell in die Hölle befördern. Die Hauptbosse werden mit einem gut erkennbaren Ereignissymbol markiert und fordern von euch gerade in den ersten Spielstunden eine hohe Lernkurve.

Neben all diesen Dingen warten zahlreiche Truhen auf euch, die Questitems, Rosenkranzperlen, neue Gebete oder Martyrium mit sich bringen. Ihr erreicht sie teilweise erst durch Voranschreiten in der Handlung, dem Erlernen des Doppelsprungs oder von Waffenfähigkeiten, wie dem Schleudern der Dolche.

Das gewisse Etwas

Bei all dem bleibt sich Blasphemous II durchweg treu. Ihr erlebt feinste Pixelkunst, grotesk-biedere Welten, Schalterrätsel, verworrene Gänge und ganz viel religiöse Anspielung. An der Grafikschraube konnte The Game Kitchen dabei noch einmal gehörig schrauben. Genauso an der kreativen Gestaltung der Welt, der absoluten Detailversessenheit. Häufig werdet ihr bis zur Säuberung eines Abschnitts weder Zeit noch Auge für die Szenerie haben. Doch nehmt ihr euch die Zeit, werdet ihr immer wieder begeistert. Die Animationen sind vielfältiger, die Exekutionen brutaler und das Moveset messerscharf-genial. Ihr wisst zu jeder Zeit, ob ihr den Büßer kontrolliert oder das Spiel euch Lehren für Unachtsamkeit, Ignoranz oder Übereifer erteilt. Denn trotz des Drangs voranzugehen, solltet ihr nie leichtsinnig und ohne Verständnis für die Angriffsmuster der Gegnertypen ins Getümmel stürmen. Auch ist das Wechseln der Waffen während der Kämpfe von Vorteil, wenn man ihre Wirkweisen studiert hat. In grausamer Manier exekutiert ihr kuriose Skelettpriester, bissige Ninjas, Hexen, Steinskulpturen, Feuer speiende Türoger und viele weitere Kreaturen, während euch eindringliche Melodien durchs Mark gehen. Generell ist der stimmungsvoll-düstere Soundtrack hervorragend auf die morbide und lebensunfreundliche Szenerie von Blasphemous II abgestimmt und lädt zum Erleben im Heimkino ein.

Beichte ablegen

Buße muss wohl jeder einmal tun und so geht auch an Blasphemous II nicht der Kelch der Unzulänglichkeiten vorbei. Neben kleineren Glitches und Texturfehlerchen haben wir in manchen Kämpfen den Eindruck gehabt, nicht immer Fähigkeiten korrekt ausgelöst zu sehen, dies war besonders in hitzigen Gefechten der Fall, indem es schnelle Trefferabfolgen gab.

Auch die Map, die mit einer anständigen Legende alle wichtigen Eckpunkte der Welt präsentiert, ist wertig, wenn auch nur bedingt hilfreich, wenn es an das nächste Ziel geht. Gelegentlich werdet ihr euch ertappen, ziellos durch die Welt zu stromern, ohne eine gute Ahnung vom weiteren Weg zu haben. Hier hätte ein Hilfesystem oder zusätzliche Barrierefreiheitseinstellungen die Frustrationsgefahr herabsetzen können. Sobald der Knoten geplatzt ist, geht es aber auch schon wieder weiter und die nächsten Gegner segnen durch die Hand des Büßers das Zeitliche.

Fazit

Blasphemous II vereint Schmerz und Glück in Perfektion! Ihr werdet so viele Bildschirmtode sehen und trotzdem ausreichend Erfolgserlebnisse und Fortschritte genießen in einer Welt, die vor fantasievoller Abscheulichkeit nur so strotzt. Feinste Pixelkunst, ein messerscharfes Gameplay und vielfältige Upgrade-Systeme sorgen neben einer anspruchsvollen Metroidvania-Welt für stundenlangen Spielspaß mit dem fanatischen Büßer. Der Sound wird sich, wie mancher Gegner oder Boss, festkrallen, doch am Ende seid ihr diejenigen, die vom Tod mächtiger auferstehen, um die komplett ungeführten Geheimnisse von Blasphemous II zu enträtseln.

Grafik
9
Sound
8.5
Gesamt
9

verfasst von „Maik“

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Vielen Dank an die Firma Team17 für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 25.August.2023 - 21:05 Uhr