Spieletest: ANNO 1701 NDS

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Releasedate:
32. Juni 2007

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Anzahl der Spieler: 1-4

Leser-Meinungen: 1 Meinungen

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Specials: keine

Wenn Österreicher und Deutsche zusammenarbeiten muss daraus nicht zwangsweise Merkel im Sissi-Kleid resultieren. Das hessische Dörfchen Heusenstamm und Schladming, eine kleine Stadt in der Steiermark, haben es auf anderem Weg zu unbekanntem Weltruhm gebracht: Sie sind Sitze der deutschen Spieleentwickler Sunflowers und von MaxDesign. Auch das wird noch nicht vielen Menschen zum fallenden Groschen verhelfen. Doch spätestens bei der Nennung des bekanntesten Titels aus deren Feder werden die meisten sich an die Stirn fassen müssen: Die Wirtschaftssimulation ANNO 1602, welche sowohl Kritiker als auch Spieler überzeugt, stammt aus diesen Häusern.
Mit dem lauten Klingeln der Kassen waren Nachfolger nur eine Frage der Zeit. Vier Jahre nach dem Original erschien 2002 mit ANNO 1503 der zweite Teil der Serie. Weitere vier Jahre später erschien Nachfolger ANNO 1701. Dieser wurde jedoch nicht mehr grenzüberschreitend von Sunflowers und MaxDesign entwickelt, sondern entstand bei Related Designs in Mainz. Wie bereits 1998 ist aber auch heute noch Sunflowers Publisher der ANNO-Reihe – und diese scheinen nun auch ein Herz für Videospieler entwickelt zu haben. Kein Wunder, drängt sich der Touchscreen des Nintendo DS für Simulationen doch geradezu auf.
Der Auftrag für die tragbare Version ist hingegen wieder auf die heimische Rheinseite nach Frankfurt gegangen – mit keenGames sind allein im RheinMain-Gebiet drei talentierte Entwicklerteams in Deutschland ansässig.

Die gute, alte Zeit…

ANNO 1701 führt den Spieler ins 17. und 18. Jahrhundert - Die Neue Welt will entdeckt und Kolonien erschafft werden. Doch langsam! Erst muss einer von drei Spielmodi gewählt werden. Das Herzstück des Singleplayers ist die Kampagne. Hier wird die Geschichte einer Königstochter erzählt. Amm Sterbebett hat diese von ihrem Vater die Aufgabe bekommen, die Neue Welt zu besiedeln. Nur ist sie nicht die Einzige, die sich eine Kolonialherrschaft zum Ziel genommen hat: Königin Elisa hat ähnliche Pläne bereits angesetzt und ist nicht bereit das Gebiet kampflos jemand anderem zu überlassen. Die Aufgabe des Spielers ist klar. In Einzelmissionen werden verschiedene Ziele gesetzt, die der Spieler erfüllen muss.
Ist der Kampagnen-Modus bewältigt, kann man entweder den nächst höheren der drei Schwierigkeitsgrade wählen, oder – und das macht wohl mehr Spaß – startet ein Endlosspiel. Hier besiedelt man eine – von den anfänglichen Einstellungen (z.B. Inselanzahl/-größe, Fruchtbarkeit) abgesehen – zufällig generierte Weltkarte. Doch auch diese gehört euch nicht völlig alleine…
Neben den Soloplayer-Modi rundet ein Multiplayer das Ganze ab. Endlosspiele mit bis zu vier Spielern wandern über die Bildschirme. Einziges (großes) Manko dabei: Jeder Teilnehmer benötigt seine eigene Cartridge.

Schaffe, schaffe, Häusje baue…

Die Hauptaufgabe des Spielers liegt darin, eine wirtschaftlich funktionierende Kolonie zu gründen. Neben den Häusern für die Pioniere und verbindenden Straßen, müssen natürlich auch einige Betriebe gebaut werden. Holzfäller, Schäfer, Steinbrüche und Getreidefarmen sind nur wenige Beispiele. Klingt einfach, ist es aber nicht. Ein Problem erschwert die Aufgabe zusätzlich: eure Pioniere werden mit der Zeit höhere Zivilisationsstufen erreichen. Jede dieser fünf Stufen bringt neue Anforderungen und Bedürfnisse an die Siedlung mit sich. So geben sich die Pioniere anfangs noch mit einer Kirche zufrieden, während später eine Kathedrale her muss. Diese fühlt sich jedoch nur in Gesellschaft eines Schlosses, einer Universität, eines Badehauses, Juwelieren, Teefabriken, Gewürzplantagen usw. wohl. Es muss also durchdacht gebaut werden, um alles sinnvoll auf den Inseln zu platzieren. Doch warum eigentlich all das hinnehmen? Klar, es geht ums Geld: Höhere Zivilisationsstufen zahlen mehr Steuern. Kein Wunder, dass man seinen Bewohnern alles recht machen möchte. Reichen die Steuereinnahmen einmal nicht für alle Wünsche aus, kann man auf dem Welthandel seine Waren auch vermarkten.
Kleine und auch größere Hilfestellungen bekommt man von einem Berater. Dieser teilt dem Spieler z.B. bei Zeiten mit, ob jemand in der Siedlung einen Arzt braucht, ein Haus brennt oder man gerade angegriffen wird – eine perfekte Hilfe für Einsteiger. Auch jemand, der sich noch nie mit dem Genre eingehend beschäftigt hat, wird in ANNO 1701 schnell eine florierende Siedlung auf den Bildschirm zaubern können.

Wer das PC-Original kennt, wird sich die Frage stellen, wie ein solch komplexes Spiel für eine Konsole umgesetzt werden kann. Das Gleiche hat sich wohl auch keenGames gefragt und das Original für die DS-Version ein wenig vereinfacht. So benötigt man seltener mehrere Betriebe um ein einziges Warengut herzustellen (z.B. Stoffe entstehen direkt bei einer gebauten Schaffarm und benötigen keinen Weber). Mehr Platz auf der Karte und mehr Übersichtlichkeit auf den vergleichsweise kleinen Bildschirmen sind das Ergebnis.
Wirklich abgespeckt wurde hingegen das Militärsystem. Soldaten erstellen, ein oder zwei Mal gegen Geld aufleveln, Anzahl für den Kampf bestimmen und zusehen wie die eigenen Soldatenanzahlen und die des Gegners sinken – natürlich in der Hoffnung zu gewinnen. Das war´s. Keine verschiedenen Soldatentypen und keine Kampfanimationen, in die man eingreifen könnte.

Gesteuert wird ANNO 1701 theoretisch komplett mit dem Stylus – und es macht dabei eine unerwartet gute Figur. Häuser werden platziert, Straßen gebaut und Informationen mit einem Tipp auf den TouchScreen abgerufen. Auf dem unteren Bildschirm werden das gesamte Spielgeschehen und die Aktionsmenüs dargestellt. Der obere Screen dient während des gesamten Spiels nur als Informationsstelle. Auch wenn schon die Stylus-Steuerung eigentlich fast keine Wünsche mehr offen lässt, dienen die Knöpfe des DS als frei belegbare Schnelltasten.

Nicht nur die Steuerung ist gut gelungen, sondern auch die gesamte Technik. Aus der weiten Perspektive dient die Grafik ihrem Zweck. Beim Heranzoomen werden schließlich die kleinen Details besser sichtbar: Grasende Schafe, Einwohner auf den Straßen und schön gezeichnete Häuser. Man darf sicherlich nicht die PC-Version zum persönlichen Vergleich heranziehen, aber für eine Wirtschaftssimulation im Hosentaschenformat wirklich gelungen. Lediglich eine Funktion um die Sicht zu drehen fehlt. Dadurch geht manchmal – obwohl gebäude transparent werden, wenn man direkt hinter ihnen etwas bauen möchte – ein wenig die Übersicht verloren.
Schicklich zum Genre und zur Atmosphäre dudelt die Hintergrundmusik eher vor sich hin als auf sich aufmerksam zu machen. Möglicherweise ein Nachteil, da viele Spieler sie sicherlich – direkt gesagt – langweilig finden werden. Da ANNO 1701 im Normalfall aber keinem hektischen Spielablauf folgt, wäre alles andere ungeeignet.

Fazit

Endlich eine rundum gelungene Wirtschaftssimulation auf dem NintendoDS. ANNO 1701 ist gleichzeitig eine perfekte Genre-Einführung für Anfänger und Bildschirmfesselung für alteingesessene Fans. Neben der perfekten Lernkurve begeistert das Spiel durch gelungene Technik und einen guten Mehrspielermodus.
Zugreifen, das zu toppen dauert eine Weile!

Grafik
9
Sound
8
Multiplayer
9
Gesamt
9

verfasst von „Seppel“

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Vielen Dank an die Firma Disney Interactive für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 19.Juli.2007 - 21:57 Uhr