Ico hat geschrieben:Die Charaktere die mir immer am meisten am Herz lagen, waren immer die ohne viel Hintergrund. Yorda, Shanoa, Mono, der Wanderer, Ico, Joker.... aber das ist halt wohl alles immer Geschmackssache. Nur bedenke, dass Shanoa nicht nur ein Gedächtnisverlust hat, sondern auch jegliche Möglichkeit zu empfinden verloren hat.
Es geht mir eigentlich ja auch nicht um den Hintergrund, sondern einfach darum, wie die Figur rüberkommt. Mit z.B. Mario und Link habe ich auch in jedem neuen Spiel sofort eine Verbindung, obwohl sie nichts/kaum was sagen, und das nicht aus Nostalgie oder dergleichen, sondern weil sie einfach in jedem Spiel aufs Neue das gewisse Etwas haben. Ico und Shadow of the Collossus habe ich noch nicht gespielt, aber nach dem, was ich bisher gesehen/gehört habe, dürften es auch solche Figuren sein, die nicht viel sagen, aber einem dennoch oder gerade deswegen ans Herz wachsen - und das würde ich in keinem Fall kritisieren (die Figur, mit der ich mich von allen Spielen, die ich kenne, am meisten identifizieren konnte, dürfte auch der Majora´s Mask-Link gewesen sein, und der betreibt ja auch nicht gerade massig Konversation).
Und der Joker, in welcher Inkarnation auch immer, hat ganz einfach verdammt viel Charakter. Halte es auch für die richtige Entscheidung, seine Vergangenheit in TDK einfach nicht zu klären - hat der Figur keineswegs geschadet, im Gegenteil.
Aufwendige Hintergründe brauche ich also überhaupt nicht - aber Charakter sollte eine Figur einfach haben. Und ich finde, aus dem Thema Gedächtnisschwund - und, was du ja gerade sagtest, Unfähigkeit, Gefühle zu empfinden - hätte man viel mehr machen können als in OoE. Finde aber auch generell, dass die meisten Figuren in den neueren Castlevanias einfach nur belangloses Zeugs von sich geben, und das noch dazu in einer seltsamen, kindisch-albern anmutenden Sprache (das krasse Gegenteil ist dann wiederum die überzogene Gewalt der jüngeren Episoden, die meiner Ansicht nach immer noch nicht in das ursprüngliche stimmungsvolle Grusel-, nicht Splatter-Flair der Serie passt).
Da fand ich selbst die dünne Story von dem großartigen Castlevania III deutlich besser - wenn etwa Grant von seinem Dasein als Geist befreit, dieser erzählt, dass seine Familie von Dracula getötet wurde und er sich Trevor anschließen will, er ihm die Hand schüttelt und sich später, falls man einen anderen Partner mitnehmen will, traurig verabschiedet, dann werden imo viel kunstvoller Emotionen erzeugt als in den DS-Episoden; schon alleine der Satz, Grant habe "geträumt, dass er ein Geist war" hat für mich viel mehr Flair als alles, was Shanoa von sich gibt.