[4.12.] Miyamoto im Interview: Prioritätensetzung, Konstanz, Weisheit

[4.12.] Miyamoto im Interview: Prioritätensetzung, Konstanz, Weisheit

Shigeru Miyamoto wurde ein Genie genannt, ein Visionär. Doch was wusste der Mario-Vater wirklich von der Zukunft der Videospiele und von Nintendos zukünftigen Strategien? Werfen wir doch einmal einen Blick zurück, wühlen in den Zeitschriften-Interviews, TV-Features und Reden von Miyamoto-san aus der Vergangenheit.

Ein atemberaubendes Comeback hat Nintendo mit der Wii-Konsole erlebt. Was die Wii bei der Veröffentlichung auszeichnete, war ein innovatives, neues Bedienungskonzept.
Miyamoto war neuen Konzepten gegenüber schon immer aufgeschlossen. In einem schwedischen TV-Beitrag von 1998, sagte er, die Zukunft der Videospiele läge in der Videotechnologie. Miyamoto prognostizierte, der Spieler werde sich bald selbst im Spiel sehen. - Huch, hat der Meister hier Sonys Eyetoy (erschien 2002) bereits in der Glaskugel gesehen? Oder gar Microsofts Kinect, das es inzwischen auch ermöglicht sich selbst als Spielfigur „einzuscannen“? Nicht ganz. Natürlich dachte Miyamoto zum damaligen Zeitpunkt an sein Projekt Mario Artist: Talent Studio. In dem N64-DD-Programm aus dem Jahre 2000 konnte man sich tatsächlich bereits selbst als Mii-ähnlichen Avatar duplizieren. Die Game Boy Kamera angeworfen, mittels dem Transfer Pak mit dem N64 verbunden und schon ging die Post ab: Mit einer Auflösung von 128x112 Pixeln! Interview und Spiel zeigen immerhin, dass Miyamoto schon früh in die richtige Richtung schaute.

Von einer Grafik-Protzerei wandte sich Miyamoto bereits frühzeitig ab. Gameplay voran, ist sein Credo. Natürlich, zu NES- und SNES Zeiten plagten den Spiele-Designer noch die technischen Einschränkungen. In einem Interview von 1991 klagte er, viele Ideen könnten wegen programmiertechnischer Limitationen nicht verwirklicht werden. Ja, sogar auf so „einem leistungsstarken System wie dem SuperNES“. Mit dem N64 hatte Miyamoto aber bereits genug Rechenpower in der Hand. Ein letztes Mal befand er, die Welt der Videospiele können sich ohne detaillierte Grafiken nicht weiterentwickeln. Das N64 schien Miyamoto hierfür aber bereits zu genügen. „Ein Designer kann [darauf] erschaffen, was er will ohne sich über Sprites oder Zellen Gedanken machen zu müssen“ frohlockte der Meister im Oktober 1996. Im Jahr 2002 lästerte Miyamoto bereits einige Designer würden einfach sagen „Lasst uns viel Geld für wunderschöne Grafiken und Sound ausgeben. Ich denke nicht, dass das die Gestalt der Spieleindustrie sein sollte. Wir sollten Zeit und Geld darauf verwenden Wunder zu erschaffen!“

Viele ältere Nintendo-Fans beklagen sich heute darüber, Nintendo bringe zu wenige „Core-Titel“. Der Begriff „Core-Titel“ ist eine Wortschöpfung der Wii-Ära. Er dient hauptsächlich dazu, in den Augen der Fans gehaltvolle Titel von einem Sumpf von Party-Spielen abzugrenzen. Für viele Spieler heißt „Core-Titel“ aber auch, hier geht es um Spiele für ältere Jugendliche und Erwachsene. Waren die Mario-Spiele der 80er mit ihrem simplen Spielprinzip „Core-Titel“? Ja, weil sie schwerer als heutige Titel sind? Nein, weil ein großer Teil der damaligen Zielgruppe Kinder im Grundschulalter waren? Fakt ist, Miyamoto wollte schon immer Spiele für jedermann kreieren. Er wolle Spiele schaffen, die Eltern und Kinder gemeinsam mit Freude spielen können. Spiele für die ganze Familie wolle er designen, sagte Miyamoto 1999 gegenüber dem SPIEGEL. Dass seine Zielgruppe von „5 bis 95“ reicht, hat der Designer, der auch die Zelda-Serie erdachte, seitdem mehrmals in Interviews betont.

Ebenfalls konstant lag Miyamoto mit seinen Einschätzungen zum Online-Sektor. Seit Mitte der 90er gibt sich der Meister skeptisch gegenüber Online-Spielen. Auf die Frage, ob Online-Spiele die Zukunft sind, antwortete er 1998 breit grinsend: „Es ist ein Trend und ich versuche alle Trends zu meiden“. Viele Fans beklagen Nintendo habe Mehrspieler-Spiele im Internet verpennt. Richtig ist, zumindest Miyamoto hat den Trend ganz bewusst ignoriert.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Miyamoto ist ein konstanter Charakter. Was er sagt ist bedacht und seine Design-Philosophie wirkt von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Was Nintendo in der Zukunft bringt, lässt sich von uns Fans nur schwer vorhersagen. Eine Ausschließlich-Online-Hammer-Grafik-Konsole nur für Erwachsene? Nach den weisen Worten des Meisters wohl eher nicht.

verfasst von „ThE CaPtAiN“

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Letzte Aktualisierung: 05.12.2010, 21:57 Uhr